Mediennutzung

Corona-Alltag: Fernsehen stabil, Radio & Streaming legen zu

Die TV-Nutzung blieb während der Corona-Pandemie stabil, Radio und Strea­ming legten zu. Das sind die Ergeb­nisse der ARD/ZDF-Massen­kom­muni­kation Trends 2021.
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Die Corona-Pandemie domi­niert weiterhin den Alltag der Menschen. Fern­sehen und Radio bleiben für sie bei der Medi­ennut­zung feste Orien­tie­rungs­punkte, so das Ergebnis der ARD/ZDF-Massen­kom­muni­kation Trends 2021. Auch die Strea­ming-Dienste und Media­theken bauen ihre Reich­weite weiter aus, vor allem im mitt­leren Alters­seg­ment. Aber auch die Zahl der älteren Nutzer wächst.

Podcasts legen inner­halb eines Jahres in der Reich­weite deut­lich zu. Insge­samt nutzen die Deut­schen im Schnitt mehr als sieben Stunden pro Tag Medien - am häufigsten Bewegt­bild vor Audio und deut­lich vor Text. Ein weiteres zentrales Ergebnis der ARD/ZDF-Massen­kom­muni­kation Trends 2021: Der öffent­lich-recht­liche Rund­funk bleibt nach Einschät­zung der großen Mehr­heit der Befragten auch in Zukunft unver­zichtbar.

Prak­tisch alle Menschen ab 14 Jahren in Deutsch­land (99 Prozent) nutzen täglich Medien. Die Gesamt­reich­weite von Bewegt­bild legt auf 89 Prozent täglich zu. Fern­sehen bleibt - trotz zuneh­mender zeit­sou­veräner Nutzung - in der Gesamt­bevöl­kerung stabil und mit 66 Prozent das zentrale Alltags­medium im Video-Bereich.

Audio nur knapp hinter Bewegt­bild

Radio und Podcasts boomen. Mit einem WLAN-Internetradio gibt es beides Radio und Podcasts boomen. Mit einem WLAN-Internetradio gibt es beides
Foto: Grundig
Die tägli­chen Audio-Reich­weiten steigen im glei­chen Maße und liegen mit 85 Prozent nur knapp hinter dem Bewegt­bild. Das Radio ist hier unan­gefoch­tener Spit­zen­reiter und erreicht mit 76 Prozent täglich mehr Menschen denn je. Texte verlieren weiter etwas an Tages­reich­weite und kommen auf 45 Prozent. Artikel im Internet errei­chen dabei pro Tag 20 Prozent der Menschen und damit etwa genauso viele wie gedruckte Zeitungen und Zeit­schriften (19 Prozent).

Um fünf Minuten auf 429 Minuten steigt die Medi­ennut­zungs­dauer im Corona-Alltag. Mit mehr als drei­ein­halb Stunden entfällt gut die Hälfte dieser Zeit auf Bewegt­bild-Ange­bote (222 Minuten, plus 9 Minuten). Radio, Musik, Podcasts und Hörspiele werden pro Tag knapp drei Stunden lang genutzt (177 Minuten, minus zwei Minuten.) Weniger als eine Stunde pro Tag wird gelesen - ein Rück­gang um eine Minute auf 52 Minuten.

Vor allem die 30- bis 49-Jährigen stei­gern nach Rück­gängen 2020 in diesem Jahr ihre Medi­ennut­zungs­dauer deut­lich um fast eine halbe Stunde auf 396 Minuten pro Tag. Davon profi­tieren in erster Linie zeit­sou­verän nutz­bare Video- und Audio­inhalte.

Ältere entde­cken Video-on-Demand

29 Prozent der Video­nut­zungs­zeit pro Tag erfolgt bereits zeit­sou­verän über das Internet - zwei Prozent­punkte mehr als im Vorjahr. 71 Prozent entfallen auf das lineare Fern­sehen und selbst aufge­nom­mene Sendungen. Bei den Zuschauern unter 30 Jahren ist selbst­bestimmte Video­nut­zung bereits der Normal­fall: Der Anteil der non-linearen Nutzungs­dauer steigt hier auf 78 Prozent weiter an (plus 7 Prozent­punkte), die auf Strea­ming-Dienste und YouTube gefolgt von Media­theken entfällt.

Die TV-Sender sind dabei glei­cher­maßen Profi­teure und Verstärker des Trends zum Zeit­sou­veränen: Die Media­theken errei­chen inner­halb einer Woche mitt­ler­weile 38 Prozent der Bevöl­kerung - ein Zuge­winn von fünf Prozent­punkten. Neben den 30- bis 49-Jährigen (Anstieg der Wochen­reich­weite von 42 auf 50 Prozent) entde­cken auch immer mehr Ältere die Vorzüge von TV-Sendungen und Filmen auf Abruf (50- bis 69-Jährige: 37 Prozent Wochen­reich­weite, plus neun Prozent­punkte).

81 Prozent halten Öffent­lich-Recht­liche für unver­zichtbar

Befragt nach ihren Erwar­tungen an die Zukunft der Medien sagen 81 Prozent der Menschen, dass der öffent­lich-recht­liche Rund­funk auch in Zukunft unver­zichtbar bleibe. 91 Prozent denken, dass regio­nale Inhalte in den Medien wichtig blieben. Verläss­liche Infor­mationen würden in Zukunft wich­tiger werden, sagen 89 Prozent der Menschen. Im Leis­tungs­ver­gleich mit dem privaten Rund­funk liegen die Stärken des öffent­lich-recht­lichen Rund­funks aus Sicht der Bevöl­kerung insbe­son­dere bei jour­nalis­tischen Quali­täts­kri­terien (70 Prozent) und der gesell­schaft­lichen (71 Prozent) Rele­vanz der Inhalte. Beson­ders hoch sind die Zustim­mungs­werte hier bei den jüngeren Befragten.

Das Radio ist als Alltags­begleiter in Krisen­zeiten für die Menschen wich­tiger denn je: In allen Alters­gruppen erzielt es höhere Tages­reich­weiten als 2020 - sie rangieren zwischen 60 Prozent (unter 30-Jährige, plus neun Prozent­punkte) und 82 Prozent (50- bis 69-Jährige, plus drei Prozent­punkte).

Mit 75 Prozent entfällt auch der größte Teil der Hördauer auf das lineare Radio­pro­gramm, selbst bei den 14- bis 29-Jährigen liegt es 2021 mit 70 Minuten wieder knapp vor den Musik-Strea­ming-Diensten. Die Tendenz zum Zeit­sou­veränen setzt sich aber auch bei Audio konti­nuier­lich fort: Die unter 30-Jährigen verbringen bereits 59 Prozent ihrer Audio-Zeit auf diese Art und Weise - vor allem mit Musik über Strea­ming-Dienste oder YouTube. In der Gesamt­bevöl­kerung liegt der Anteil der zeit­sou­veränen Nutzung bei 25 Prozent.

Deut­liche Stei­gerung bei Podcasts, Print verliert

Podcasts und zeit­ver­setzte Radio­sen­dungen stei­gern die Zahl ihrer regel­mäßigen Nutzer deut­lich. Inner­halb eines Jahres steigt die mindes­tens wöchent­liche Nutzung von 20 auf 28 Prozent. Dyna­mische Reich­wei­ten­zuwächse gibt es - auch hier - vor allem bei den 30- bis 49-Jährigen: 38 Prozent von ihnen hören mindes­tens einmal pro Woche Podcasts oder zeit­ver­setzte Radio­bei­träge oder -sendungen - 16 Prozent­punkte mehr als noch ein Jahr zuvor. Nur noch 58 Prozent der Bevöl­kerung nutzen mindes­tens einmal wöchent­lich eine gedruckte Zeitung oder Zeit­schrift, aber inzwi­schen lesen 75 Prozent Artikel in digi­taler Form.

Die Daten der ARD/ZDF-Massen­kom­muni­kation Trends 2021 basieren auf einer reprä­sen­tativen Dual-Frame-Stich­probe von insge­samt 2001 deutsch­spra­chigen Personen ab 14 Jahren in Deutsch­land. Die Studie wurde vom Institut GIM durch­geführt und dauerte von Ende Januar bis Ende April 2021. Ausführ­liche Analysen werden in der Fach­zeit­schrift "Media Perspek­tiven" veröf­fent­licht.

Die ARD will in Zukunft Warn­mel­dungen über 5G Broad­cast ausstrahlen.

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