DSW

Aktionärsschützer: Telekom sollte Festnetz verkaufen

Höttges sollte auch an das Unmögliche denken
Von dpa / Thorsten Neuhetzki

Höötges - hier ein Archivbild von 2009 - sollte den Verkauf des Festnetzes in Betracht ziehen. Höttges - hier ein Archivbild von 2009 - sollte den Verkauf des Festnetzes in Betracht ziehen.
Foto: dpa
Der Führungswechsel bei der Deutschen Telekom im kommenden Jahr sollte nach Ansicht von Aktionär­sschützern Anlass sein, die Unter­nehmens­strategie auf den Prüfstand zu stellen. "Der Führungswechsel kann eine historische Dimension bekommen, indem alte Zöpfe abge­schnitten werden", sagte der Haupt­geschäftsführer der Deutschen Schutz­vereinigung für Wertpapier­besitz (DSW), Marc Tüngler, in einem Gespräch mit der Nachrichten­agentur dpa. Er signalisierte Finanz­vorstand Tim Höttges klare Unterstützung auch für unpopuläre Maßnahmen. Am besten wäre ein Verkauf des Festnetzes.

"Höttges ist der Richtige", betonte der Aktionärsschützer - wohl wissend, dass Höttges einst Festnetzchef der Telekom war. Der langjährige Weggefährte von Telekom-Chef René Obermann sei nicht nur ein Finanzexperte. Höttges habe gezeigt, dass er Vordenker des Konzerns sein könne. Die großen Themen der Deutschen Telekom hätten in jüngster Zeit in Zusammenhang mit dem Finanzbereich gestanden. "Höttges hat sich seit längerem als der geborene Nachfolger herauskristallisiert."

"Das Festnetz ist ein Pferdefuß

Höötges - hier ein Archivbild von 2009 - sollte den Verkauf des Festnetzes in Betracht ziehen. Höttges - hier ein Archivbild von 2009 - sollte den Verkauf des Festnetzes in Betracht ziehen.
Foto: dpa
Als neuer Vorstandsvorsitzender sollte er auch den Mut haben, Unmögliches zu denken. "Der Pferdefuß ist das Festnetz. Der größte Befreiungsschlag wäre ein Verkauf des Festnetzes. Denn es ist mit hohen Investitionen in Milliardenhöhe verbunden, durch die Vorgaben der Bundesnetzagentur sind aber nur geringe Ergebnisbeiträge zu erwarten. Die Zukunft liegt im Mobilfunk", sagte Tüngler. Die Vorstellung, die Deutsche Telekom zu einem reinen Mobilfunk­unternehmen umzubauen, sei aber dennoch unwahrscheinlich. Der Bund würde das als Großaktionär kaum zulassen. Es wäre zudem wahrscheinlich schwer, einen Käufer für das Festnetz zu finden.

Der Chefwechsel erfolge für die Deutsche Telekom in schwierigen Zeiten: "Die Preise fallen. Von oben kommt der Preisdruck, von unten der Kundenwunsch nach immer größeren Datenmengen", schilderte Tüngler. Der Preisverfall und die Vorgaben der Netzagentur schlügen voll auf die Gewinne des Bonner Konzerns durch. Tüngler forderte den Vorstand auf, künftig Klartext zu reden und nicht mehr bereinigte Ergebnisse in den Vordergrund zu stellen. Der Großaktionär Bund sollte Höttges mehr Spielraum als dessen Vorgängern einräumen, damit der Konzern für die Zukunft endlich besser aufgestellt werden könne.

Die Auswirkungen des Chefwechsels auf die Deutsche Telekom und den Wettbewerb dürften sich nach Einschätzung des Branchenexperten Torsten Gerpott von der Universität Duisburg in Grenzen halten. Er verwies auf die jahrelange, enge Zusammenarbeit von Höttges mit Obermann: "Obermann und Höttges sind gute Freunde und haben den Konzern seit Jahren zusammen geführt. Das ging Hand in Hand"

Mehr zum Thema Telekom Deutschland