Telekom und Ericsson: Mit Sonne Mobilfunk versorgen
Um entlegene Regionen mit "Netz" zu versorgen, braucht es unter anderem Strom. Man kann eine Leitung legen, doch das ist aufwendig und damit teuer und sorgt bei Umweltschützern nicht selten für "Kopfschmerzen".
In der Ortschaft Dittenheim (91723) im Altmühltal, rund 120 Kilometer nördlich von München gelegen, wurde nun Pionierarbeit bei der Nutzung von Solarenergie für Mobilfunkstandorte geleistet.
Dazu haben sich der Netzwerkausrüster Ericsson und die Deutsche Telekom zusammengetan. Das Thema ist top aktuell, denn die Verwendung erneuerbarer Energien wird in Deutschland immer wichtiger.
Solarmodule für Basisstationen
Wenig Aufwand, viel Leistung: Solarzellen versorgen eine Basisstation der Telekom mit Technik von Ericsson
Foto: Deutsche Telekom / Ericsson
Bislang wurden Solarmodule noch nicht so gerne für die Stromversorgung kommerzieller Mobilfunkstandorte eingesetzt, weil man immer etwas "Angst" hatte, der gewonnene Strom könnte nicht reichen, besonders, wenn es dunkel ist oder die Sonne bei schlechtem Wetter oder im Winter nicht oder kaum scheint.
Mit der gemeinsamen Initiative wollen Telekom und Ericsson zeigen, dass eine unabhängige Energieversorgung von Mobilfunkstandorten mit Solarstrom auch in Deutschland möglich ist.
12 Quadratmeter Solarmodul
Dazu wurden an einem Mobilfunkstandort der Telekom in Dittenheim Solarmodule mit einer Gesamtfläche von rund zwölf Quadratmetern installiert. Ericsson lieferte sein "Maximum Power Point Tracking (MPP)"-System, das die notwendige Spannungswandlung besorgt. Diese Solarlösung ist in das gleiche Managementsystem integriert, das auch das Radio Access Network (RAN) (also den Funkteil der Basisstation) steuert.
Seit dem zweiten Halbjahr 2020 ist das System im Vollbetrieb. In Spitzenzeiten konnten mehr als zwei Drittel des gesamten Strombedarfs des Standorts aus der Solarenergie gedeckt werden.
Energieeffizient und fast vollständig autark
Das Funkmodul (RAN) sendet "energieeffizient" und konnte - abhängig von der Sonneneinstrahlung und der genauen Anlagenkonfiguration - bis hin zur völlig autarken Stromversorgung betrieben werden. Für die Telekom und Ericsson ist damit bewiesen, dass Solarenergie als alternative Stromquelle für Mobilfunkstandorte in Frage kommt.
Leif Heitzer, zuständig für die technische Entwicklung bei der Deutschen Telekom, findet, dass eine "autonome Stromversorgung von Mobilfunkstandorten nicht nur unsere CO2-Emissionen reduziert", sondern auch helfen kann, den Netzausbau an Standorten zu ermöglichen, an denen die Erschließungskosten bisher nicht wirtschaftlich waren. Damit wird die Geschichte beim Ausbau bisher nicht erschlossener "weißer Flecken" sehr interessant.
Heather Johnson, bei Ericsson für Nachhaltigkeit und Unternehmensverantwortung zuständig, sieht ihr Unternehmen als "treibende Kraft für den globalen Klimaschutz" und das gemeinsame Projekt als "Beispiel dafür, wie neuste Netztechnologie für nachhaltige Mobilfunknetze eingesetzt werden kann. Wir begrüßen diese Partnerschaft mit der Deutschen Telekom und setzen uns weiterhin dafür ein, unsere Kunden dabei zu unterstützen, den Energieverbrauch ihrer Netze und die damit verbundenen Kohlenstoffemissionen zu managen.“
CO2-Emissionen senken
Seit Anfang 2021 bezieht die Deutsche Telekom nach eigenen Angaben ihren Strom konzernweit ausschließlich aus erneuerbaren Energien. Bis 2030 sollen die sonstigen CO2-Emissionen um 90 Prozent gegenüber dem Jahr 2017 reduziert werden.
Der weltweit tätige Netzwerkausrüster Ericsson misst der Energieeffizienz seiner eigenen Produkte einen hohen Stellenwert bei. Nach einer Analyse von Ericsson ist die Betriebsphase eines Produkts für etwa 80 Prozent der CO2-Emissionen im gesamten Lebenszyklus des Produktes verantwortlich. Bedeutet: Höhere Energieeffizienz der Funktechnik führt dazu, dass die vor Ort (lokal) erzeugte "erneuerbare" Energie (z.B. Solarstrom) besser nutzbar wird. Auch Ericsson hat das Ziel mit seinen Produkten bis zum Jahr 2030 klimaneutral zu werden.
Strom aus Sonne, Signal per Richtfunk oder Satellit
Wird eine solar gespeiste Station über Richtfunk oder eine Satellitenanbindung mit Signal versorgt, können Mobilfunkstationen in Regionen aufgestellt werden, die bisher als nahezu unversorgbar galten. Eingebaute Pufferakkus können Solarstrom für die Zeiten speichern, wo die Sonne wegen Bewölkung oder bei Dunkelheit nicht verfügbar ist. Der Fortschritt bei Solar- und Batterietechnologie macht diese Technologie längst bezahlbarer als früher.
Die Telekom ist übrigens nicht der einzige Netzbetreiber, der auf Solarstrom setzt. Schon vor Jahren stellte der damals noch eigenständige Netzbetreiber E-Plus eine Netzstrom-unabhängige Sendestation in Versmold bei Bielefeld vor. In der dritten und vierten Welt arbeiten viele Sendestationen ausschließlich mit Solar- oder Windenergie oder einer Kombination aus beidem, teilweise kommen auch wenig umweltfreundliche Diesel- oder Gas-Motoren zum Einsatz.
Ericsson hat sein Produkt für Massive MIMO-Antennen, Funksender und Server um neue Angebote für den mittleren 5G-Frequenzbereich erweitert. Details dazu lesen Sie in einer weiteren Meldung.