Telekom Aufsichtsrat: Frank Appel löst Ulrich Lehner ab
Bei einer Aktionärsversammlung hat jeder Aktionär oder sein Vertreter das Recht, Fragen an den Vorstand zu stellen. Die konnten teilweise recht detailliert sein und auch "komische Elemente" blieben nicht aus. Die Fragen reichten vom verunglückten Börsengang im Juni 2000, über Südafrika, Russland bis hin zur Zukunft von in die Jahre gekommenen Kupferkabeln, die in einem speziellen Fall für einen achtwöchigen Ausfall eines Anschlusses führten.
Aufgrund zahlreicher detaillierter Fragen der Aktionäre an den Vorstand, die von Tim Höttges und Finanzchef Christian Illek detailliert und mit Zuarbeit aus dem "Backoffice" beantwortet wurden, fand die Abstimmung zu verschiedenen Anträgen erst nach 18 Uhr statt.
Ende einer Ära
Aufmerksam, korrekt und humorvoll: Der scheidende Aufsichtsratschef Prof. Ulrich Lehner.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Zum letzten Mal hatte Professor Ulrich Lehner (76) als Aufsichtsratsvorsitzender am 7. April eine Hauptversammlung der Deutschen Telekom souverän und mit Charme geleitet. Der studierte Diplom Wirtschafts-Ingenieur und promovierte Wirtschaftswissenschaftler Lehner war von 2000 bis 2008 Vorsitzender der Henkel KGaA (Waschmittel, Haushalts-Chemie etc.) gewesen und stand seit 2008 an der Spitze des Telekom-Gremiums. Er scheidet nun aus Altersgründen aus.
352 Sitzungen - nie gefehlt
In 14 Jahren leitete Lehner alle 352 Sitzungen des Aufsichtsrates (d.h. er fehlte kein einziges Mal). Während seiner Amtszeit kletterte der Aktienkurs der Telekom von 9,93 auf 17,50 Euro und der Börsenwert erhöhte sich um 15 Milliarden Euro. In seiner Amtszeit wurden 41 Milliarden Euro an Dividenden an die Aktionäre ausgeschüttet, wusste Telekom-Chef Höttges in einer kleinen Laudatio zu berichten. Lehner habe ihn „überredet“, für fünf Jahre weiterzumachen. Höttges lobte Lehner als "kritischen Kontrolleur und waschechten Wirtschaftsprüfer". Lehner liebt Musik, sie ist sein Hobby, er bekam zum Abschied einen Magenta-T-Würfel mit dem Gong zur Hauptversammlung geschenkt.
Diskussion um Nachfolger
Um seinen Nachfolger Frank Appel entspann sich eine intensive Diskussion. Frank Appel ist derzeit noch Vorstandsvorsitzender der Deutschen Post und wird diesen Posten erst 2023 komplett aufgeben. Damit bestünde die Gefahr, so die deutlich formulierte Kritik, dass er für beide Positionen nicht genügend Zeit zur Verfügung habe. Die Kritiker sprachen von "Overboarding" und mangelhafter "Corporate Governance".
Der "Neue"
Nordisch by Nature: Der Noch Post-Chef Dr. Frank Appel
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Frank Appel, 60 Jahre, stammt aus Hamburg und ist studierter Chemiker und promovierter Neurobiologe. Später arbeitete er bei der Unternehmensberatung McKinsey und ist seit 14 Jahren Vorstandsvorsitzender der Deutschen Post. Dort ist er persönlich für die Digitalisierung des Unternehmens zuständig, worauf er großen Wert legt.
Appel kündigte an, einen Teil seiner Funktionen im Postvorstand schon ab dem 1. Juli 2022 vollständig abzugeben. Dadurch gewänne er einen Tag pro Woche Zeit. Mit Doppelbelastungen kennt sich Appel aus. Als junger Vorstandsvorsitzender war er parallel drei Jahre lang Aufsichtsratschef der Postbank gewesen, damals geriet im Zuge der Finanzkrise die Lehman Bank in Schieflage. Für Appel ist es "eine Ehre, Herrn Lehner zu folgen".
84 Prozent Zustimmung
Staffelübergabe im Aufsichtsrat: Prof. Ulrich Lehner (links) und Dr. Frank Appel (rechts)
Foto: Deutsche Telekom
Obwohl zahlreiche Aktionärsvertreter klar zum Ausdruck gebracht hatten, dass sie mit dieser Doppelbelastung nicht einverstanden seien, stimmte die Mehrheit (etwa 84 Prozent) der stimmberechtigten Aktien am Abend für Appel.
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