BNetzA: Identische Preise bei 0180 und 0137
Künftig sollen Sondernummern vom Festnetz oder Mobilfunk das gleiche kosten.
Bild: teltarif.de
Viele Telekommunikationskunden haben Telefonie-Flatrates, die "reguläre" Festnetz-Rufnummern beinhalten, sogenannte "Sondernummern" aber nicht. Wer nicht mit dem Thema vertraut ist, weiß nicht oder wundert sich, warum bestimmte Sonderrufnummern vom Festnetz noch halbwegs "günstig" vom Mobilfunk (Handy) aus aber gruselig teuer sind. Das hat schlicht historische Gründe.
Im Vorgriff auf das neue Telekommunikationsgesetz kommt Bewegung in die Geschichte. Die Bundesnetzagentur hat heute eine "Konsultation" zu den Preisen für Anrufe zu 0137- und 0180-Rufnummern aus Mobilfunk und Festnetzen gestartet.
Unterschiede nicht mehr gerechtfertigt
Künftig sollen Sondernummern vom Festnetz oder Mobilfunk das gleiche kosten.
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„Die heutige Preisdifferenzierung zwischen Festnetz und Mobilfunk ist sachlich nicht mehr gerechtfertigt. Es ist an der Zeit, hier eine Preisangleichung vorzunehmen. Zudem ist eine konkrete Preisangabe auch für Anrufe aus dem Mobilfunknetz geboten,“ erklärt Jochen Homann, Präsident der Bundesnetzagentur, sein Vorhaben.
Die Bundesnetzagentur plante, mit Wirkung zum 1. Dezember 2021 (dann trat das neue Gesetz in Kraft) festzulegen, dass für Anrufe aus Mobilfunknetzen zur Vorwahl 0137 ("Massenverkehrsdienste") oder der Vorwahl 0180 ("Service-Dienste") nur noch die gleichen Preise wie aus dem Festnetz berechnet werden dürfen. Dieser Plan wurde inzwischen umgesetzt.
Das neue Telekommunikationsgesetz erlaubt der Bundesnetzagentur, das so zu regeln. Damit wird vermieden, dass Telekommunikationsanbieter A für eine bestimmte Sondervorwahl andere Preise als Anbieter B, C oder D berechnet und am Markt Verwirrung über die Kosten entsteht.
Nach der geplanten Änderung sind die Preise für Anrufe aus dem Mobilfunk erheblich gesunken. So kostete bis zum 1.12.2021 ein Anruf einer 0180-1-Rufnummer aus dem Festnetz nur 3,9 Cent pro Minute und aus den Mobilfunknetzen in aller Regel 42 Cent pro Minute. Seit dem 1.12.2021 kann eine solche mit einem einheitlichen Preis "beworben" werden. Die eigentlich verpflichtende Angabe des höheren Mobilfunk-Preises, die gerne vergessen oder verschleiert wird, ist dann nicht mehr notwendig.
Die neuen Preise sind seit dem 1.12.2021 in Kraft:
Vorwahl 0137
- 0137-1 und 0137-5: 14 Cent pro Anruf
- 0137-2 bis 0137-4: 14 Cent pro Minute
- 0137-6: 25 Cent pro Anruf
- 0137-7: 1 Euro pro Anruf
- 0137-8 und 0137-9: 50 Cent pro Anruf
Vorwahl 0180
Erstmalig gelten diese Preise auch für Mobilfunk, bei Anrufen aus dem Festnetz ändert sich nichts.
Der Preis für 0180-1 soll bei 3,9 Cent pro Minute bleiben, ebenso ändert sich am Preis von 6 Cent pro Anruf zu 01802 nichts. Für 0180-3 sind 9 Cent pro Minute zu zahlen, für 0180-4 sind es 20 Cent pro Anruf. Die weit verbreitete 01805 bleibt für 14 Cent pro Minute erreichbar, bei der 01806 sind es 20 Cent pro Anruf. Bei der 0180-7 ist es komplizierter: Die ersten 30 Sekunden sind kostenfrei, danach kostet es 14 Cent pro Minute.
Um Stellungnahmen wurde gebeten
Informationen zur Konsultation sind im Amtsblatt und auf der Webseite der Bundesnetzagentur (0137 0180) veröffentlicht worden. Unternehmen, aber auch interessierte Verbraucher konnten Stellungnahmen bis zum 21. Juli 2021 abgeben.
Eine Einschätzung (von Henning Gajek)
Manche Dinge dauern einfach unendlich lange. Klar, wenn überall die Verbindungs- und Nutzungs-Preise implodieren, klammern sich die Spieler an Nischen, bei denen an den Tarifen seit gefühlt 50 Jahren nichts mehr geändert wurde. Damals, als Telefonieren noch generell teuer war, machten "Service"-Rufnummern durchaus Sinn. Heute ist der Sinn längst entfallen.
Der Autor hat schon vor Jahren der Bundesnetzagentur vorgeschlagen, nur noch drei Arten von Sondernummern zu erlauben: 0700 für persönliche Rufnummern, die nicht ortsgebunden sind und damit die 032-Nummern in den Bereich 0700 (notfalls 0701) zu verlagern, 0800 für kostenlose Dienste (wie gehabt) und 0900 für besonders "teure" Angebote und Gewinnspiele (wie die Vorwahl 0137). Die Bundesnetzagentur fand die Idee damals originell, die betroffene Branche jedoch weniger.
0137 wurde einst "erfunden", als die analogen Telefonnetze noch nicht so stark belastbar und flexibel waren, wie sie es heute sind oder sein sollten. Heute wird die Vorwahl 0137 nur noch von mehr oder weniger fragwürdigen Gewinnspielen genutzt.
Die Vorwahl 0180 ist längst aus der Zeit gefallen, weil es Orts-, Regional- und Ferntarife gar nicht mehr gibt. Viele Firmen sind zur kostenlosen 0800 oder regulären Festnetzrufnummern gewechselt. Somit könnte man - nach einer Übergangszeit - die 0180-Vorwahl komplett einstampfen, weil sie längst keinen Sinn mehr macht und vom Inhaber heute komplexe Tarifierungs- und Gebührenansagen verlangt werden, welche die Flucht aus dieser Vorwahl stark beschleunigt haben.
Bei der letzten TKG-Novelle fehlte den handelnden Parteien der Mut, und die Anhänger antiquierter Tarifmodelle oder leider allzuoft "fragwürdigen" Mehrwertdiensten weinten dicke Tränen. Vielleicht wird es bei der nächsten Novelle was.
Rätseln Sie noch, was ein Anruf zu einer Sonderrufnummer kostet? Unsere Ratgeber dazu helfen weiter.