Discovery+ bei Sky: Streaming-Coup wirft Fragen auf
Es ist die interessanteste Branchenmeldung des Tages. Nach dem Launch von Peacock kündigt Sky gleich den nächsten Streaming-Deal an: Kunden bekommen im Rahmen einer Partnerschaft mit Discovery Zugang zum Streaming-Dienst Discovery+. Das ist in der Tat sehr überraschend und wirft vor dem Hintergrund bisheriger strategischer Planungen von Discovery durchaus einige pikante Fragen auf. Was genau planen die Medienkonzerne in Europa?
Zusammenschluss mit WarnerMedia
Sky Content-Chefin Elke Walthelm
Foto: Philipp Rathmer/Sky
In den vergangenen Monaten haben wir bereits mehrfach über den anstehenden Zusammenschluss zwischen WarnerMedia und Discovery berichtet. Beide US-Medienkonzerne verschmelzen aus strategischen Motiven, um sich über HBO Max vor allem mit mehr exklusiven Inhalten gegen Disney, Netflix & Co behaupten zu können. Das erscheint in einem zunehmend wettbewerbsintensiveren Umfeld durchaus logisch und nachvollziehbar. Umso unverständlicher ist, warum man diese exklusiven Inhalte nun einem direkten Wettbewerber anbietet.
Besonders pikant: Comcast befindet sich selbst in einer strategischen Partnerschaft mit ViacomCBS, diese betrifft in Europa den künftigen SVoD-Dienst "SkyShowtime" sowie die Verbreitung von Paramount+ über Sky-Plattformen in Deutschland/Österreich, Italien sowie Großbritannien. Einen der ärgsten Mitbewerber nun mit Content weiter zu stärken, erscheint zumindest aus strategischer Perspektive im aktuellen Wettbewerbsumfeld mehr als fraglich.
Ähnlicher Content-Deal
Erst 2019 gab es zwischen WarnerMedia und Sky einen ähnlichen Deal, damals ging es vor allem um Blockbuster aus dem Hause Warner Bros. sowie Premium-Serien von HBO. Der Vertragsabschluss zwischen den beiden Medienkonzernen ist bis heute der Grund, warum HBO Max noch nicht in wichtigen zentraleuropäischen Märkten starten kann. Diese Entscheidung hatte bereits WarnerMedia-Chef Jason Kilar heftig kritisiert, auch wenn sie noch in die Amtszeit seines Vorgängers John Stankey fiel, welcher mittlerweile an die Spitze des Warner-Mutterkonzerns AT&T wechselte.
Zwar ist der Zusammenschluss zwischen WarnerMedia und Discovery trotz EU-Bestätigung ohne Zustimmung der US-Kartellbehörden noch nicht vollständig in trockenen Tüchern, doch Marktbeobachter rechnen damit, dass es sich hierbei nur noch um eine Formsache handelt. Der künftige Warner Bros. Discovery-Chef David Zaslav würde sich in Zukunft womöglich ärgern, wenn er seine Inhalte nicht exklusiv für die eigene Streaming-Plattform verwerten kann, weil eben diese Inhalte aus vertraglichen Gründen auch bei Sky oder anderen Mitbewerbern laufen.
Sky wächst mit wenig Aufwand
Für Sky hingegen kommen die Inhalte von Peacock, Paramount+ und Discovery gerade zur richtigen Zeit. Die Comcast-Tochter baut ihren Katalog immer weiter aus, ohne wie Disney, Netflix & Co. noch stärker in eigenen Content investieren zu müssen. Ob diese Strategie jedoch auch nachhaltig ist, steht auf einem anderen Blatt. Damit begibt sich Sky wieder zurück in alte Abhängigkeiten vor der Zeit, als die großen US-Studios selbst verstärkt ins Direct-to-Consumer-Geschäft eingestiegen sind.
Sollten sich also ViacomCBS oder Discovery in Zukunft aus bestehenden Partnerschaften zurückziehen, steht Sky vor dem gleichen Problem wie jetzt mit den Warner Bros./HBO-Inhalten. Diese dürften nämlich trotz noch bestehenden Verträgen auf mittlere Sicht wieder bei Lizenzinhaber WarnerMedia landen. Bis dahin haben die Unternehmen jedoch viele Umsatzchancen auf dem europäischen Markt verstreichen lassen. Und ob das den Aktionären gefällt, steht ebenfalls auf einem anderen Blatt.