Stimmerkennung mit Alexa im Praxistest
Anfang Dezember hat Amazon auch in Deutschland die Stimmerkennung für Alexa eingeführt. Damit soll der Sprachassistent künftig besser unterscheiden können, wer gerade spricht. Eine wichtige Funktion gerade in Haushalten mit Familien oder in Wohngemeinschaften, in denen mehrere Personen das Gerät benutzen. Doch wie gut funktioniert die Stimmerkennung in der Praxis?
Das große Problem aller Sprachassistenten ist: sie hören immer aufs Wort. Egal wer gerade spricht. Doch in Haushalten, in denen mehrere Personen leben, kann das zum Problem werden. Angefangen bei der Auswahl der Lieblingsmusik über die Verwaltung von persönlichen Terminen bis hin zu Einkäufen per Sprachbefehl.
Alexa erkennt jetzt auch Stimmen. Taugt die Funktion im Alltag?
Foto: Dennis Knake
Wer nicht alleine wohnt, kennt das Problem: Alexa erstellt über die Zeit ein persönliches Geschmacksprofil, etwa über alle abgespielten Lieblingslieder. Leben mehrere Personen im Haus und nutzen Amazon Echo, entsteht so ein Gemisch aus den Songs, die sich alle Personen gerne anhören. Wer dann nach einer Playlist fragt, bekommt möglicherweise dann nicht mehr genau die Songs abgespielt, die den eigenen Geschmack am ehesten treffen.
Richtig anstrengend kann das mit Kindern werden. Kaum hat man die passende Playlist fürs Abendessen aufgerufen, kommt das Kind zu Tisch und ruft noch schnell ein „Alexa, spiele Spongebob Schwammkopf Songs!“ in den Raum. Na Mahlzeit. Wie sehr wünscht man sich dann, Alexa möge nur noch auf die Stimmen der Eltern hören.
Kann man über den Punkt der Musikauswahl noch hinwegsehen, so ist die generelle Spracherkennung spätestens dann ein Problem, wenn es um das Pflegen des eigenen Terminkalenders geht oder Einkäufe per Sprachbefehl.
Haushaltsprofile unterscheiden auch weiterhin Nutzer
Bislang musste man mit mehreren Personen auf einem Echo sogenannte Haushaltsprofile konfigurieren. Dazu benötigt jeder Nutzer ein eigenes Amazon-Konto. Der Hauptnutzer der Echo-Geräte kann dann maximal einen weiteren Nutzer im Haushalt über die App unter „Einstellungen - Alexa Konten - Amazon – Haushalt“ hinzufügen oder wieder entfernen.
Mit dem Befehl „Alexa, Konto wechseln“ lässt sich dann zwischen beiden Konten hin und her wechseln. Im Alltag ist das aber wenig praktikabel, vor jedem Sprachbefehl erstmal einmal auf das richtige Profil zu wechseln.
Die Stimmerkennung von Alexa könnte dieses Problem nun lösen. Könnte. Doch ganz so clever ist sie bislang leider immer noch nicht. Zwar wird jetzt je nach erkannter Stimme das Musikprofil individuell angepasst oder nur noch die Nachrichten abgespielt, die die betreffende Person noch nicht gehört hat, in den jeweils passenden Terminkalender schreibt Alexa aber immer noch nicht automatisch. Hier müssen die Nutzer wie gehabt zunächst in das passende Konto wechseln. Schade.
Alexa Stimmprofil einrichten
Das Stimmentraining wird über die Alexa-App gestartet.
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Die Einrichtung der jeweiligen Stimmprofile erfolgt über die Alexa-App. Auch dafür benötigt jeder Nutzer erst einmal ein eigenes Amazon Konto. Auch müssen beide Nutzer sich bereits ein Haushaltsprofil teilen. Über die App geht es nun unter „Einstellungen - Alexa-Konto - Registrierte Stimmen“ an die Einrichtung des Profils.
Nach dem Befehl „Alexa, lerne meine Stimme“ bittet der Sprachassistent nun darum, 10 vorgegebene Sätze nachzusprechen. Es ist also erhöhte Aufmerksamkeit gefragt. Die Sätze werden auch auf einem Echo Show mit Display nicht angezeigt. Nachdem die Sätze eingesprochen sind, kann Alexa auf die Frage „Wer bin ich“ meistens korrekt den aktuellen Nutzer identifizieren. Probleme hatte Alexa bei unserem Test dann, wenn der Nutzer aus größerer Entfernung sprach. Zwar wurden Befehle reibungslos erkannt, die Stimmerkennung war dann aber nicht mehr ganz so treffsicher. Im Zweifelsfall weiß Alexa dann nicht, wer gerade spricht. Führt die Anfrage zwar aus, ordnet diese aber keiner Person im Haushalt eindeutig zu.
Was ändert sich nach der Stimmerkennung?
Das Stimmentraining kann wiederholt und neue Nutzer hinzugefügt werden.
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Am deutlichsten wird man die Stimmerkennung bemerken, wenn Alexa den Nutzer künftig bei einigen Befehlen mit Vornamen anspricht. So etwa beim Abspielen der täglichen Zusammenfassung. Also der persönlichen Auswahl tagesaktueller Nachrichten. Lässt man sich die Nachrichten am selben Tag ein weiteres Mal vorspielen, spielt Alexa nur die zwischenzeitlich aktualisierten Meldungen vor und lässt die bereits beim letzten Mal vorgespielten Inhalte weg. Ein anderer Nutzer, der die Nachrichten noch nicht gehört hat, erhält hingegen das vollständige Programm. Auch beim Start einiger Apps, wie beispielsweise TuneIn, spricht Alexa den Nutzer mit Namen an.
Fazit
Die Stimmerkennung hat großes Potenzial bei der Nutzung mit Alexa mit mehreren Personen. Aktuell werden die Möglichkeiten von Amazon aber bei weitem nicht ausgeschöpft. Vielleicht liegt es auch daran, dass die Erkennung individueller Stimmen bei unterschiedlichen Entfernungen und Geräuschkulissen eine noch größere Herausforderung darstellt, als die Erkennung der Sprachbefehle selbst.
Erst wenn mehrere Nutzer nicht mehr in ihre individuellen Profile wechseln müssen, sondern die Erkennung der Stimme ausreicht, um Termine in den richtigen Kalender zu schreiben, Listen oder Erinnerungen zuzuordnen, ergibt die Nutzung einen Sinn.
Und in der Familie wünscht man sich als Erwachsener nichts sehnlicher, als die Möglichkeit, Kinder von der Nutzung des Echo zu bestimmten Zeiten einfach mal auszuschließen.