Sonos kann jetzt noch mehr: Neues Betriebssystem im Test
Am 8. Juni hat Sonos sein neues Betriebssystem Sonos S2 eingeführt. Parallel hat der Multiroom-Spezialist neue Apps für Windows und macOS, Android und iOS veröffentlicht. Das Brisante daran: Nicht alle Sonos-Geräte sind mit der neuen Software kompatibel. Umgekehrt können die im Mai angekündigten neuen Sonos-Lautsprecher ausschließlich mit der neuen Software genutzt werden.
Für Kunden, die beispielsweise einen Play:5-Lautsprecher der ersten Generation nutzen, sich nun aber auch eine Arc-Soundbar für den Fernseher zulegen, bedeutet das, dass zumindest diese beiden Geräte nicht im gleichen System eingesetzt werden können. Im Zweifelsfall muss der Anwender sein Multiroom-System aufsplitten und die alten Komponenten mit der bisherigen App nutzen, die jetzt als Sonos S1 Controller bekannt ist.
Sonos One
Foto: Sonos
Sonos S1 bekommt nur noch wichtige Updates
Wer als Sonos-Nutzer bei der alten Firmware bleiben möchte oder muss, kann sein System in unverändertem Umfang weiter nutzen. Der Hersteller verspricht, weiterhin Updates zur Fehlerbehebung sowie Sicherheitspatches auszuliefern. Neue Features, die Sonos S2 mit sich bringt, werden für das alte Betriebssystem aber nicht mehr veröffentlicht.
Wer ausschließlich Lautsprecher und andere Sonos-Komponenten betreibt, die mit dem neuen Betriebssystem und den neuen Apps kompatibel sind, sollte daher auf die neue Software umsteigen. Wir haben das mit einem Sonos-System gemacht, bei dem neben aktuellen Geräten wie Sonos One und Sonos Move auch ältere Lautsprecher wie Play:1 und Playbase zum Einsatz kommen.
Neue Sonos-App
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Update innerhalb weniger Minuten erledigt
Kunden, die zum neuen Sonos-Betriebssystem wechseln möchten, benötigen dafür die neuen Sonos-Apps. Diese werden nicht als automatisches Update bereitgestellt, zumal es Kunden gibt, die bewusst bei der alten Software bleiben. Wir haben die neue Sonos-App auf dem Apple iPhone XS Max installiert und gestartet. Danach waren zunächst einige Hinweise zum Sonos-System zu sehen. Anschließend mussten die Nutzungsbedingungen angezeigt und akzeptiert werden.
Im nächsten Schritt erhielten wir den Hinweis, dass Sonos im gleichen WLAN-Netz gefunden wurde, mit dem auch das Smartphone verbunden ist. Nun mussten die Nutzerdaten des Sonos-Accounts angegeben werden, um das Update zu installieren. Während der Aktualisierung wurde die Audio-Wiedergabe verständlicherweise unterbrochen. Nach wenigen Minuten vermeldete die App, dass alle Sonos-Produkte auf dem neuesten Stand sind.
Das ist die neue Sonos-Controller-App
Nach dem Update ist die Benutzeroberfläche der neuen Sonos-Controller-App erstmals sichtbar. Diese ist vor allem optisch neu gestaltet worden. Die Schrift ist größer und somit besser ablesbar als bisher. Dazu wirkt das Menü etwas moderner und grafikbetonter als bisher. Wer die bisherige App bereits kannte, wird sich gleich zurechtfinden, denn alle Funktionen sind am gleichen Ort wie bisher.
Alle Einstellungen und Dienste wurden von der bisherigen Installation übernommen und auch Dienste, die Anmeldungen erfordern, konnten ohne neuerliche Eingabe der Benutzerdaten weiter genutzt werden. An der Dienste-Auswahl hat sich nichts geändert. Die Angebote sind gegenüber der alten Firmware unverändert geblieben. Auch die Menüs der Dienste haben sich nicht verändert.
Sonos Five
Foto: Sonos
Sprachassistenten werden erneut angeboten
Amazon Alexa und der Google Assistant waren auch bisher schon bei Sonos verfügbar - allerdings nicht bei allen Lautsprechern, da einige Komponenten nicht über die erforderlichen Mikrofone für die Sprachsteuerung verfügen. Kunden, die die Sprachassistenten bislang nicht genutzt haben, bekommen diese nach dem Umstieg auf das neue Betriebssystem erneut aktiv angeboten. Unabhängig davon ist es auch zu jeder beliebigen Zeit möglich, Amazon Alexa oder den Google Assistant zu installieren.
Was ebenfalls auffällt: TuneIn Radio, einst der Sonos-Standarddienst für den Internetradio-Empfang, ist "degradiert" worden. Das Angebot ist weiterhin verfügbar, allerdings nicht mehr an prominenter Stelle ganz oben im Menü, sondern nach alphabetischer Reihenfolge ziemlich weit unten. Kein Wunder, denn Ende April hat Sonos sein eigenes Radioportal gestartet, das im Menü der Apps den bisherigen Platz von TuneIn Radio eingenommen hat.
Dienste-Übersicht in der App
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Eigene Radioprogramme weiter bei TuneIn
Wer als Sonos-Nutzer einen Stream empfangen möchte, der bei keinem der verfügbaren Portale gelistet ist, hat auch weiterhin die Möglichkeit, diesen manuell hinzuzufügen. Dieses Programm wird weiterhin unter der Rubrik "Meine Radiosender" bei TuneIn Radio aufgeführt, nicht aber bei Sonos Radio.
Ein Nachteil, der weiterhin besteht, ist die fehlende Möglichkeit der Anmeldung mit dem vielleicht für das Smartphone oder Tablet längst eingerichteten TuneIn-Account. Auf diesem Weg wäre es möglich, die bereits angelegten Favoriten auch zu Sonos mitzunehmen. Das gleiche Manko besteht auch bei MyTuner Radio, während Radio.de, das bei Sonos als Radio.net gelistet ist, seine Accounts auch in den mobilen Apps aufgegeben hat. Hier gefallen die in Deutschland auf Sonos offiziell nicht verfügbaren amerikanischen Portale iHeartRadio und SiriusXM besser, denn hier ist die Account-Anmeldung möglich, sodass man auch seine bevorzugten Programme sofort zur Verfügung hat.
Räume lassen sich gruppieren
Die derzeit wichtigste Neuerung von Sonos S2 ist die Möglichkeit, Räume zu gruppieren. Fortan erfolgt die Musik-Wiedergabe über alle zur jeweiligen Gruppe gehörenden Lautsprecher auf einen Klick. Bislang mussten die gewünschten Räume jeweils einzeln angeklickt werden. Der Funktion fehlt allerdings die Möglichkeit, auch gleich eine Standard-Einstellung für das Lautstärkeverhältnis zwischen den Räumen einzurichten. Vielleicht liefert Sonos diese Funktion noch nach.
Wer eine alte Sonos-App nach dem Update des Systems auf die neue Firmware öffnet, erhält einen Hinweis, dass die Anwendung mit dem eigenen Multiroom-System nicht kompatibel ist. So muss die neue App installiert werden, um Sonos weiter steuern zu können. Auf dem Smartphone oder Tablet ist eine neuerliche Anmeldung am Sonos-Account erforderlich, unter macOS wurden die Daten in unserem Test automatisch in die neue Controller-App übernommen.
Alte App nach Firmware-Update nicht mehr nutzbar
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Weitere Neuerungen angekündigt
Das neue Sonos-System läuft einwandfrei und zuverlässig, wie sich in unserem mehrtägigen Test gezeigt hat. Zuverlässiger als bisher funktioniert die Wiedergabe externer Audioquellen, die über einen Sonos Connect (2. Generation) eingeschleift wurden. Wir haben dieses Feature im Test genutzt, um unter anderem ein DAB+-Radio und einen Satellitenempfänger in Verbindung mit Sonos einzusetzen. Kam es dabei zu gelegentlichen Aussetzern, so klappte die Wiedergabe nun auch über viele Stunden fehlerfrei.
Für die Zukunft verspricht Sonos weitere, noch nicht näher bezeichnete Features und neue Dienste, die exklusiv mit dem neuen Betriebssystem genutzt werden können. Dazu ist eine erhöhte Audiobandbreite möglich, was aber wiederum eine noch höhere Stabilität im WLAN-Netz erfordert. Und genau da liegt der Schwachpunkt von Sonos - allerdings hardware- und nicht softwareseitig. Es ist nicht nachvollziehbar, dass selbst neueste Sonos-Lautsprecher wie der Five nur im völlig überlasteten 2,4-GHz-Band und nicht zusätzlich auch auf 5 GHz funken.
Räume lassen sich gruppieren
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Fazit: Große Ankündigung um wenig Neues
Nüchtern betrachtet muss man sagen: Die Ankündigung von Sonos S2 war größer als die Neuerungen, die das Update in der Praxis mit sich gebracht hat. Man stellt sich vielmehr die Frage, ob es wirklich notwendig war, für den jetzigen Software- und Funktionsumfang ältere Komponenten zu Hardware zweiter Klasse zu degradieren, die nun ggf. in einem separaten zweiten Netz genutzt werden muss.
Abzuwarten bleibt, welche Neuerungen Sonos für die Zukunft auf Lager hat. Wünschenswert wäre nach Apple AirPlay 2 auch die Unterstützung des GoogleCast-Protokolls. Berichte gibt es aber beispielsweise auch über einen eigenen Sprachassistenten, der in Planung ist. Damit sollen sich die auf dem Multiroom-System verfügbaren Dienste steuern lassen, ohne auf externe Angebote wie Amazon Alexa und Google Assistant zurückgreifen zu müssen. Über den Sonos-Sprachassistenten haben wir in einer eigenen Meldung bereits berichtet.