Smart-TV

Internet-TV im Härtetest: Samsung gegen LG und VideowebTV

Welches System hat die besten Apps und ist am einfachsten bedienbar?
Von / Marleen Frontzeck-Hornke

Solange sich der Nutzer mit seiner klassischen Fernbedienung auf der App-Oberfläche bewegt, scheint die Welt in Ordnung zu sein. Die wichtigsten Tasten auf der Fernbedienung sind die vier Pfeiltasten sowie die Auswahl- und Zurücktaste. Bei allen von uns getesteten Fernbedienungen waren diese sechs Tasten sinnvoll platziert und die Bedienung damit ein Kinderspiel.

Standard-Fernbedienung von Samsung Standard-Fernbedienung von Samsung
Foto: teltarif.de
Für jeden Smart-TV-Anbieter ist es mittlerweile Ehrensache, einen "echten" Internet-Browser auf der Oberfläche anzubieten, mit dem der Anwender jede gewünschte Webseite aufrufen kann. Das Wort "echt" haben wir deswegen in Anführungszeichen gesetzt, weil kaum einer dieser Browser alle wichtigen Webstandards unterstützt. Oft fehlen Flash-, Silverlight-, Java- oder ActiveX-Elemente. Ob man Microsoft Silverlight mag oder nicht: Wenn einer der Smart-TV-Browser diese Technik unterstützen würde, wäre es möglich, das Video-on-Demand-Angebot der Online-Videothek Lovefilm zu nutzen, die ausschließlich auf diese Technik setzt und mehrere hundert Filme im Streaming-Angebot hat. Doch auf den Smart-TV-Browsern bleibt das Lovefilm-Videofenster schwarz.

Bei der Performance tragen die Smart-TV-Oberflächen den Sieg davon, die sich direkt auf dem Fernseher befinden. Die Schnelligkeit der Bedienung war bei Samsung mit der auf einem Smartphone oder Tablets vergleichbar. Lediglich die YouTube-App brauchte deutlich länger für den Start als alle anderen Anwendungen.

Lange Bootzeit bei VideowebTV nicht akzeptabel

Videoweb: Die Unterseite der Tastatur-Fernbedienung Videoweb: Die Unterseite der Tastatur-Fernbedienung
Foto: teltarif.de
Der größte Nachteil der VideowebTV-Set-Top-Box ist ihre beklagenswert schlechte Hardware-Leistung. Für den Start nach dem ersten Einschalten vergehen bis zu drei Minuten - erst dann kann der Nutzer überhaupt eine erste Eingabe machen. In diesem Punkt muss Videoweb bei einer neuen Hardware-Variante der Box dringend nachbessern. Das Aufrufen der Apps ging auf der VideowebTV-Box etwas langsamer als bei Samsung und LG, blieb aber im Rahmen. Auch hier war die YouTube-App diejenige mit der sichtlich längsten Ladezeit.

Kommt es bei der Nutzung eines Smart-TVs allerdings zu einer Texteingabe, beispielsweise im Browser oder bei der Anmeldung bei einem Nutzeraccount, fühlt sich der Nutzer mit den mitgelieferten Eingabegeräten regelrecht in die Steinzeit zurückversetzt. Beim Anklicken eines Textfeldes öffnet sich bei den getesteten Smart-TV-Oberflächen eine Bildschirmtatstatur. Diese ist mit einer klassischen Fernbedienung nur so zu bedienen, dass der Nutzer per Pfeiltaste von einem Buchstaben zum nächsten "hoppelt" und diesen mit der Bestätigungstaste auswählt. Die Eingabe einer längeren E-Mail-Adresse kann damit leicht zum Geduldsspiel werden. Die Menü-Navigation bei LG erfolgt ebenfalls über die Pfeiltasten auf der Fernbedienung - daher kam es im Test leider öfter zu Vertippern auf der virtuellen Tastatur.

Standard-Tastatur von LG Standard-Tastatur von LG
Foto: teltarif.de
Auch die Tastatur-Fernbedienung von Videoweb bietet hier keinen echten Mehrwert im Sinne einer schnelleren Eingabe: Obwohl die QWERTZ-Tastatur vollständig ist, liegen die Umlaute an einer anderen Stelle im Vergleich zu PC-Tastaturen. Der auffälligste Nachteil ist die Positionierung der Satzzeichen wie Punkt und Komma: Diese liegen auf den Buchstabentasten und sind wie bei einem Notebook per blauer "Fn"-Taste zugänglich. Das Problem dabei ist, dass der Nutzer auf der Tastatur nicht sehen kann, ober sich gerade im "Fn"- oder im regulären Modus befindet. Dies ist beispielsweise bei der Return-Taste unsinnig, weil diese per "Fn"-Umschaltung gleichzeitig als Löschtaste fungiert. Da wir hier nicht nur auf unser eigenes Urteil vertrauen wollten, haben wir die Videoweb-Tastatur-Fernbedienung auch anderen Testpersonen in die Hand gedrückt. Die dabei ausgestoßenen Flüche wollen wir an dieser Stelle lieber nicht im Wortlaut wiedergeben. Smartphones und Tablets mit Touchscreen und Gestensteuerungen bei Videospielkonsolen haben in den letzten Jahren die Nutzerinteraktion so revolutioniert, dass die momentan angebotenen Smart-TV-Fernbedienungen in diesem Preissegment schlicht als antiquiert zu bezeichnen sind.

Fazit: Es gibt noch viel zu tun bei Smart-TV

Premium-Apps bei LG Premium-Apps bei LG
Foto: teltarif.de
Letztlich war keine der von uns getesteten Smart-TV-Oberflächen endgültig ausgereift. Zwar ist die Anzahl der Apps im Vergleich zum letzten Jahr deutlich gestiegen und besonders im Fall von Videoweb lobenswert, aber die Menüführung bei den Apps ist nicht immer gelungen. Geräte, die vor dem Sommer 2012 auf den Markt gekommen sind, bekommen nur antiquierte Fernbedienungen für die Nutzer-Interaktion. Wer eine flüssigere Bedienung (mit einem leistungsstärkeren Prozessor) für seinem Smart-TV wünscht oder aktuellere Bedienhilfen wie Gestensteuerung nutzen möchte, muss deutlich tiefer in die Tasche greifen.

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