Sky-Verkauf: Comcast verhandelt mit ProSiebenSat.1
Sky-Zentrale in Unterföhring
Foto: Sky Deutschland
Sky Deutschland ist für Comcast ein finanzieller Klotz am Bein, so viel ist mittlerweile klar. Der US-Medienriese will sich nicht weiter mit Verlusten im Deutschland-Geschäft auseinandersetzen und befindet sich in laufenden Verkaufsverhandlungen. Diese allerdings gestalten sich alles andere als einfach, mit United Internet / 1&1 hat sich laut Medienberichten bereits ein potenzieller Interessent aus den Gesprächen zurückgezogen. Nun versucht Comcast offenbar, seine ungeliebte Tochter bei ProSiebenSat.1 unter die Haube zu bringen.
Mitgift für Sky
Sky-Zentrale in Unterföhring
Foto: Sky Deutschland
Laut Reuters wäre Comcast sogar bereit, dem potenziellen Käufer ProSiebenSat.1 mehrere hundert Millionen Euro als "Mitgift" zu zahlen, damit die Sendergruppe das kriselnde Pay-TV-Geschäft in ihre Bücher nimmt. Somit wird deutlich, dass die Zahl potenzieller Käufer auch Monate nach Ankündigung einer Abspaltung mehr als überschaubar sein dürfte.
Erstaunlich ruhig blieb es bisher auch mit Blick auf den französischen Medienkonzern Vivendi / Canal+. Das Unternehmen galt als möglicher Partner bei einem Verkauf von Sky Deutschland an United Internet. Gut möglich, dass sich die Franzosen nach dem Ausstieg von 1&1 ebenfalls aus dem Bieterwettbewerb zurückgezogen haben und nun in Deutschland eine andere Strategie verfolgen.
Kein komplementäres Geschäftsmodell
In Unterföhring zeigte man sich bislang im Hinblick auf einen entsprechenden Deal mehr als skeptisch und er erscheint aus mehreren Gründen wenig sinnvoll. Zunächst haben Sky Deutschland und ProSiebenSat.1 keine komplementären Geschäftsmodelle. Mit ProSieben FUN und Kabel Eins CLASSICS ist die Sendergruppe nur an vereinzelten Stellen im Bezahlfernsehen tätig.
Darüber hinaus sind die Wachstumsperspektiven für Sky Deutschland alles andere als rosig. Das Geschäft gilt seit der Anfangsphase mit Premiere in den 1990ern als hochgradig defizitär, Sky schaffte es trotz mehrerer Besitzerwechsel und verschiedenen Konzepten (Canal+ / Bertelsmann, Kirch, Murdoch und zuletzt Comcast) nie nachhaltig in die Gewinnzone. Und das wird sich auch unter einem neuen Besitzer voraussichtlich nicht ändern.
Genug eigene Baustellen
ProSiebenSat.1 hat einen Fokus auf das eigene Streaming-Angebot Joyn angekündigt. Mit anderen Worten: In Zukunft liegt der Schwerpunkt im Streaming, lineare Sky-Sender passen dort nicht ins Konzept. Und letztendlich bliebe auch die Frage nach Inhalten offen. Will man sich in Unterföhring wirklich astronomische Kosten für die Bundesliga ans Bein binden? Davon ist kaum auszugehen.
Last but not least hat ProSiebenSat.1 bereits einen Content-Deal mit Comcast an Land gezogen. Sollten in den kommenden Monaten und Jahren weitere vergleichbare Abschlüsse mit Hollywoodstudios hinzukommen, ist man diesbezüglich auf den eigenen Sendern versorgt. ProSiebenSat.1-Großaktionär Media For Europe dürfte außerdem wenig Interesse an einem Pay-TV-Abenteuer zeigen. Die Italiener haben diesbezüglich bereits schlechte Erfahrungen im Rahmen einer Partnerschaft mit Vivendi bei Mediaset Premium sammeln können. Diese endete zuletzt in einem mehrjährigen Rechtsstreit.