Sky-Verkauf: Wie stehen die Chancen für Comcast?
Es passiert nicht alle Tage, dass in Deutschland ein Medienhaus zum Verkauf steht. Mittlerweile ist es ein offenes Geheimnis, dass der US-Medienkonzern Comcast nicht viel Freude an seinen Aktivitäten in Deutschland hat. Das Pay-TV-Geschäft von Sky verschlingt seit der angekündigten Übernahme im Jahr 2018 vor allem viel Geld. Doch sich von Sky zu trennen dürfte für Comcast noch zur entscheidenden Herausforderung werden.
Einstieg war ökonomisch unsinnig
Findet sich ein Käufer für Sky?
Bild: Sky
Aus strategischer Perspektive war der Einstieg bei Sky schon 2018 unsinnig. Selbst zu Zeiten von Premiere und Leo Kirch war mit dem Pay-TV-Geschäft in Deutschland kein Geld zu verdienen. Immer wieder kam es zu Umstrukturierungen, Umbenennungen (Premiere World) bis schließlich zum Einstieg von Rupert Murdoch. Doch auch der australisch-amerikanische Medienmogul verbrannte vor allem viel Geld, bis er sich letztendlich größtenteils aus dem Unterhaltungsgeschäft verabschiedete.
Unsinnig war der Kauf allerdings auch aus anderen Gründen. So passte Sky strategisch nie zu den Amerikanern. Das Distributionsmodell von NBCUniversal basierte vor allem darauf, eigene Inhalte auf Drittanbieterplattformen zu bringen. Gemeint sind damit insbesondere TV-Sender wie 13th Street, SyFy & Co. Doch für dieses Geschäft braucht man keine eigene Pay-TV-Plattform.
Darüber hinaus war bereits 2018 absehbar, dass Distribution bzw. Lizenzierung kein Zukunftsgeschäft ist und die US-Medienkonzerne ihre Inhalte über eigene Plattformen ausspielen. Einen Streaming-Dienst zu betreiben hätte Comcast in Europa aber einfacher und womöglich kostengünstiger organisieren können, als für dutzende Milliarden Euro bei Sky einzusteigen. Zumal Streaming ohnehin nie die Stärke in Unterföhring war.
Deutsche Medienhäuser gehen auf Distanz
ProSiebenSat.1-Finanzchef Ralf Peter Gierig hat bereits durchblicken lassen, dass man wenig Potenzial im Pay-TV-Geschäft sieht. Man wolle sich in Unterföhring lieber auf eigene Ambitionen im Free TV bzw. Digitalbusiness konzentrieren. Auch diese Aussage klingt wenig überraschend, denn ProSiebenSat.1 gilt selbst als potenzieller Übernahmekandidat bei Media For Europe in Mailand.
Die Italiener haben darüber hinaus mit Pay-TV im Heimatland Italien ebenfalls sehr gemischte Erfahrungen sammeln können. So gab es längeren Streit mit Geschäftspartner Vivendi bei der Pay-TV-Plattform Mediaset Premium. Als ernsthafter Interessent aus Deutschland bleibt somit vor allem 1&1. Der Telekommunikationskonzern aus Montabaur wurde zumindest von Fachmedien bereits als Käufer ins Spiel gebracht. Dennoch erscheint auch hier eine Übernahme strategisch wenig sinnvoll.
Macht Comcast Sky Deutschland dicht?
Worst Case wäre natürlich, wenn sich am Ende überhaupt kein Käufer für Sky findet und Comcast auf seinem Deutschland-Geschäft sitzen bleibt. Dass man in Philadelphia allerdings dauerhaft mit roten Zahlen in Unterföhring leben will, erscheint mehr als unwahrscheinlich. Kommt es hart auf hart, werden die Türen bei Sky Deutschland höchstwahrscheinlich geschlossen.
Das wäre bitter, aber besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Dass sich Premium-Pay-TV in Deutschland noch zu einem Erfolgsmodell entwickelt, ist mehr oder weniger ausgeschlossen. Ohne überzeugende Inhalte aus den USA sowie vor allem Sportrechte ist Sky zum Scheitern verurteilt. Allerdings wäre Scheitern auch ein Déjà vu: Schließlich verabschiedete man sich 2008 mit "Das Vierte" gleichermaßen aus dem deutschen Free-TV-Geschäft. Doch das Abenteuer ging glimpflich aus, so fand man einen Käufer. Heute firmiert das Programm als Disney Channel.