Hände weg von importierten Samsung-Smartphones
Wie berichtet gibt es derzeit wieder Aktionen, bei denen aktuelle Smartphones von Samsung zu vergleichsweise günstigen Preisen erhältlich sind. Womit der Käufer vielleicht nicht rechnet: Nicht immer verkaufen die Händler Geräte, die für den deutschen Markt bestimmt sind. Das fällt auf den ersten Blick nicht auf. Je nachdem, welche Dienste der Kunde nutzen möchte, kann der Kauf von Importware aber fatale Folgen haben.
Das Problem ist: Nicht immer ist es für den Anwender ersichtlich, ob das von ihm ins Auge gefasste Gerät auch wirklich für Deutschland gedacht ist. So haben wir beispielsweise vor wenigen Tagen von Amazon ein Samsung Galaxy S23 Ultra erhalten, das eigentlich für den ungarischen Markt bestimmt ist. Davon war auf der Amazon-Webseite nichts zu sehen. Hier gab es lediglich den Hinweis, dass es sich um ein für alle Netze freigeschaltetes Gerät handelt.
Einschränkungen bei importierten Samsung-Smartphones
Fotos: Image licensed by Ingram Image/teltarif.de, Montage: teltarif.de samsungimport.jpg
Verkäufer war Amazon, und der Internet-Konzern lieferte das Smartphone auch selbst aus. Wir packten das Gerät aus. Auch der Verpackung war kein Hinweis zu entnehmen, dass wir ein Handy geliefert bekamen, das eigentlich für ungarische Käufer bestimmt ist. Nach dem Einlegen einer deutschen SIM-Karte richteten wir das Samsung Galaxy S23 Ultra ein. Das klappte problemlos - bis auf eine Ausnahme.
Ersteinrichtung des Galaxy S23 Ultra zunächst "unauffällig"
Wir stellten die zuvor auf einem Samsung Galaxy S20 Ultra genutzte Konfiguration über den Smart-Switch-Dienst auf dem neuen Handheld wieder her. Dabei zeigte sich als Auffälligkeit, dass nahezu alle auf dem alten Gerät genutzten Apps auf dem neuen Mobiltelefon automatisch installiert wurden, nicht aber Samsung Wallet, die Anwendung, die zur Nutzung von Samsung Pay erforderlich ist.
Kein Hinweis auf Importware bei Amazon
Quelle: amazon.de, Screenshot: teltarif.de
Wir installierten die App aus dem Google Play Store nach - und bekamen den Hinweis angezeigt, Samsung Pay sei für unser Gerät nicht verfügbar. Nun testeten wir die Wallet-App aus dem Galaxy-Store. Die Fehlermeldung lautete nun, dass das Öffnen der Anwendung nicht möglich sei und wir es später erneut versuchen sollten. Das taten wir - aber ohne Erfolg. Auch das Löschen von Cache und Daten für die Wallet-App führte nicht zum Erfolg.
Samsung-Dienst auf einem Samsung-Smartphone nicht nutzbar
Foto: teltarif.de
"Mag" das neue Handy die "alte" Konfiguration nicht? Wir setzten das Smartphone auf die Werkseinstellungen zurück und installierten es anschließend als neues Gerät - ohne Daten-Übernahme vom Samsung Galaxy S20 Ultra. Der "Erfolg" war der gleiche: Alles funktioniert, auch Google Pay. Samsung Pay bzw. die Samsung Wallet öffnete sich aber nicht.
Hotline: "Ihr Gerät ist nicht für den deutschen Markt gedacht"
Die Kundenbetreuung für Samsung Pay fragte die "Software-Version des Dienstanbieters" ab, die im Menü Einstellungen - Telefoninfo - Softwareinformationen des Telefons zu finden ist. Nachdem wir unter anderem die drei Buchstaben "TMH" am Ende der langen Buchstaben/Zahlen-Kombination nannten, wusste die Hotline-Mitarbeiterin sofort, wo das Problem liegt: "Sie haben ein für Ungarn bestimmtes Handy. Damit funktioniert Samsung Pay für deutsche Kunden nicht."
Aus dem Google Play Store haben wir die Device-Info-App auf dem Samsung Galaxy S23 Ultra installiert, die ebenfalls unmissverständlich "Hungary" als Herkunftsland nannte. Unklar ist, warum Amazon ein solches Gerät anbietet und nicht einmal darauf hinweist, dass es sich um Importware handelt, bei der es zumindest bei einigen Diensten zu Einschränkungen kommen kann.
Auch die Wallet-App aus dem Galaxy-Store lässt sich nicht öffnen
Screenshot: teltarif.de
Google-Suche zeigt: Amazon-"Fehllieferung" ist kein Einzelfall
Ein Einzelfall ist die Auslieferung von Samsung-Smartphones mit "falschem" Ländercode indes nicht, wie eine Google-Suche nach dem Problem zeigt. In Online-Foren berichten Nutzer, auch von Providern wie 1&1 und o2 Handys des koreanischen Herstellers geliefert bekommen zu haben, die eigentlich nicht für deutsche Käufer gedacht sind. Auch Kunden in der Schweiz bemängeln, Samsung-Geräte erhalten zu haben, die eigentlich nicht für die Eidgenossenschaft gedacht sind.
Hinter dieser Buchstaben/Zahlenkolonne verbirgt sich der Ländercode
Screenshot: teltarif.de
Neben Smartphones berichten Kunden auch über von Händlern gelieferte Samsung-Smartwatches, die eigentlich für ein anderes Land bestimmt sind. Mit diesen Uhren ist dann ebenfalls Samsung Pay nicht nutzbar. Die einzige Lösung ist, sofort nach dem Kauf des jeweiligen Produkts zu testen, ob alle gewünschten Dienste funktionieren. Ist das nicht der Fall, bleibt nur das Zurücksenden des Smartphones oder der Smartwatch an den jeweiligen Händler, die Bitte um Umtausch oder der Kauf eines neuen Geräts - freilich erneut mit der Ungewissheit, ob dieses für das eigene Land gedacht ist.
Auch Geräte anderer Hersteller mit länderspezifischen Einschränkungen
Ähnliche Einschränkungen gab es bei Apple beispielsweise im Zusammenhang mit der EKG-Funktion auf Smartwatches. Als das Feature für den deutschen Markt noch nicht freigegeben war, funktionierte es mit Apple Watches aus deutschen Ladenregalen nicht. Bei iPhones für die Vereinigten Arabischen Emirate gab es Einschränkungen bezüglich FaceTime.
Geräte-Info-App zeigt eigentliches Verkaufsland an
Screenshot: teltarif.de
Das Problem bei Samsung Pay bzw. der Samsung Wallet ist: Viele Kunden haben keine Grauimporte gekauft, sondern vermeintlich offiziell für ihre Region bestimmte Smartphones und Smartwatches. Samsung sollte es Händlern und Käufern zumindest einfacher machen, Importgeräte zu erkennen. Zumindest auf der Verpackung sollte es einen Hinweis darauf geben, für welche Region das jeweilige Gerät bestimmt ist - verbunden mit der Anmerkung, dass Nutzer aus anderen Ländern nicht alle Dienste nutzen können.
Im Rahmen einer weiteren Meldung finden Sie unseren Testbericht zum Samsung Galaxy S23 Ultra.