ProSiebenSat.1: Keine Synergien mit Mediaset
Positive Zahlen im Kerngeschäft sowie ein klarer Fokus auf Digitalisierung und Synergien standen im Mittelpunkt der diesjährigen Hauptversammlung von ProSiebenSat.1.
Einer gemeinsamen Medienholding unter dem Dach der italienischen Mediaset steht das Management um CEO Rainer Beaujean jedoch weiterhin mit großer Skepsis gegenüber.
Wachstum im Kerngeschäft
ProSiebenSat1 wächst im Kerngeschäft
Foto: dpa
Mit Blick auf durch Corona bedingte Auswirkungen auf das Kerngeschäft scheint für ProSiebenSat.1 die Talsohle vorerst durchschritten. So steigerte der Münchener Medienkonzern seine Erlöse im Vergleich zum Vorjahresmonat um 40 Prozent. Dieses positive Ergebnis könnte im laufenden Monat sogar voraussichtlich auf 60 Prozent ausgebaut werden. Hochprofitabel bleibe außerdem das Dating-Geschäft mit der ParshipMeet Group, welches eine tragende Säule in der Diversifikationsstrategie des Digitalkonzerns bildet.
Dazu gehört auch der Online-Kosmetikhändler "Flaconi", dessen Umsatz ebenfalls um 48 Prozent stieg. Hier zeigte sich auch eine erfolgreiche Vermarktungskooperation mit der ProSieben-Show "Germany's Next Topmodel". Selbst wenn Diversifikation für den Konzern nach wie vor wichtig sei, sollen Beteiligungen stets auf die Frage überprüft werden, ob ProSiebenSat.1 für das Unternehmen der beste Eigentümer sei. Wenn man hier zu einem anderen Schluss komme, sei auch ein Verkauf sinnvoll. Beispiel hierfür war die Abspaltung von Windstar Medical an den Finanzinvestor Oakley Capital.
Vorstand sieht keine Synergien mit Mediaset
Avancen der italienischen Mediaset sieht der ProSiebenSat.1-Vorstand nach wie vor skeptisch, wie CEO Rainer Beaujean im Pressecall auf Anfrage von teltarif.de nochmals deutlich unterstrich. Er merkte an, dass es kaum Überschneidungen zwischen Mailand und München gäbe. Mediaset wäre zum Beispiel vor allem ein reiner Fernsehkonzern, wohingegen ProSiebenSat.1 über ein sehr diversifiziertes Geschäftsmodell verfüge.
Zudem seien länderübergreifende Fusionen von Fernsehkonzernen aufgrund ihrer spezifischen Ausrichtung auf nationale Märkte schwierig, weshalb sich kaum Synergien heben lassen. Beaujean verwies in diesem Zusammenhang auf die RTL Group, welche sich laut aktuellen Meldungen sogar aus ihrem Frankreich-Geschäft zurückzieht. Sofern zu strategischen Gesprächen eingeladen werde, wolle man sich diesen aber nicht verschließen. So betonte Beaujean, dass er mit Mediaset-Finanzchef Marco Giordani in Kontakt stehe.
Nachrichten und Streaming
In der Digitalisierungsstrategie von ProSiebenSat.1 nimmt weiterhin der Streaming-Dienst Joyn eine hervorgehobene Rolle ein. Inhalte werden im Konzern für alle Plattformen produziert, so sieht man den Streamer insbesondere auch als zusätzlichen Distributionskanal. Generell sieht die Programmstrategie vor allem einen weiteren Fokus auf lokale Shows und Inhalte vor, wohingegen US-Lizenzcontent sukzessive zurückgefahren wird.
Teil der Programmstrategie ist ebenfalls ein weiterer Ausbau der Informationskompetenz, so sollen Nachrichteninhalte künftig wieder für die gesamte ProSiebenSat.1-Gruppe selbst produziert werden. Erst kürzlich hatte CEO Beaujean allerdings zumindest vorerst den Start eines eigenen Nachrichtensenders in Deutschland ausgeschlossenen. In Österreich hingegen ist das Unternehmen seit längerer Zeit mit dem Kanal "Puls24" aktiv.