Vermasselte Aktion: Warten auf Kopfhörer zu Pixel 5 (Update)
Die Google-Aktion zum Start des Pixel 5
Bild: Google / Bose / Opia Limited
Ein nagelneues Smartphone direkt zum Verkaufsstart kaufen? "Lieber warten, in einigen Wochen fällt sicher der Preis", denken sich viele Interessenten. Und so müssen sich die Hersteller, die zum Verkaufsstart meist auch die unverbindliche Preisempfehlung vom Kunden verlangen, etwas anderes ausdenken, um die Kunden zu ködern.
Mit billigen Handy-Hüllen für wenige Euro als Zugabe lassen sich Interessenten der ersten Stunde aber schon lange nicht mehr abspeisen. Zahlreiche Hersteller packen den taufrischen Smartphones daher hochwertiges Zubehör bei - vom teuren Kopfhörer über einen E-Scooter bis hin zum Smart-TV gibt es da die interessantesten Kombinationen.
Doch was können die Käufer tun, wenn dann zwar das gekaufte Smartphone, nicht aber der versprochene Bonus eintrifft? Die Kontaktaufnahme ist dann oft schwierig, weil die Hardware-Hersteller die Prüfung der Anspruchsberechtigung und den Versand der Hardware-Beigabe gar nicht selbst durchführen, sondern dies externen Dienstleistern überlassen.
Die Google-Aktion zum Start des Pixel 5
Bild: Google / Bose / Opia Limited
Geworben wird meist mit UVP des "Geschenks"
Bereits zweimal musste teltarif.de Käufern von Samsung-Smartphones im Rahmen von Aktionen helfen. Einmal kam ein Aktions-Smartphone erst nach sechs Monaten, ein anderes Mal wollte Samsung nicht für ein beschädigt geliefertes Smartphone aufkommen.
Ende September 2020 wurde von Google das Pixel 5 vorgestellt. Um es möglichst gleich vom ersten Tag an unter die Leute zu bringen, startete Google eine Aktion auf der Seite Pixel Offers [Link entfernt] . Wer im damals angegebenen Angebotszeitraum ein Pixel 5 oder ein Pixel 4a bestellte, sollte ohne Aufpreis einen Bose QC 35 II Kopfhörer "im Wert von 341,13 Euro (UVP)" ohne Aufpreis erhalten.
Das Beispiel zeigt, dass bei derartigen Aktionen immer anhand der unverbindlichen Preisempfehlung ein hoher Wert der Hardware-Beigabe suggeriert werden soll. Im Fall der Pixel-Bose-Aktion muss man allerdings sagen, dass der Bose QC 35 II Kopfhörer im Handel für rund 200 Euro verkauft wird. Den eigentlichen Wert hat Google also rund 140 Euro zu hoch angesetzt, 200 Euro sind aber auch ein nicht zu verachtender Bonus.
Kunde wartet bis heute auf Lieferung des Kopfhörers
Ende Januar meldete sich dann ein teltarif.de-Leser bei unserer Redaktion, der an dieser Aktion teilgenommen hatte. Er schrieb:
Schon lange lese ich Ihren Newsletter, um im Bereich der Kommunikation auf aktuellem Stand zu bleiben. Hier für auch einmal ein Dankeschön! Vielleicht mal interessant für Sie, was bei den Promotionangeboten herauskommt: Im Herbst habe ich bei der Vorbestelleraktion zum Pixel 5 teilgenommen. Nach dem sehr schwierigen Anmeldeprozess, der letztendlich nur mit Unterstützung der Hotline geklappt hat, kann die arme Firma Google nicht einmal die versprochene Zugabe zu dem eher schlecht verarbeiteten und übernervös reagierenden Smartphone innerhalb der versprochenen 60 Tage liefern. Zwischenzeitlich hatte Mediamarkt schon zweimal den Bose im Sonderverkauf zu günstigen Preisen.Diese Zuschrift zeigt zwei weitere Aspekte. Erstens sind die Teilnehmer derartiger Aktionen meist gut darüber informiert, was die gebotene Beigabe wirklich wert ist. Und sie legen Wert auf eine tadellose Abwicklung. Bei derartigen Aktionen ist es aber in der Regel so, dass der Käufer erst einmal mit diversen Dokumenten beweisen muss, dass er das Gerät auf die vorgeschriebene Art und Weise korrekt während des Aktionszeitraums bei einem "teilnehmenden Händler" gekauft hat. Der vom Hersteller mit der Abwicklung beauftragte Dienstleister muss dann erst einmal prüfen, ob alle Teilnehmer überhaupt berechtigt sind, das "Geschenk" zu erhalten
In unserem Fall hatte der Leser das Smartphone beim Online-Shop Logitel inklusive Otelo-Tarif am 14. Oktober gekauft und alle notwendigen Dokumente auf der entsprechenden Webseite eingereicht. Diese ist bis heute geschaltet, damit Aktions-Teilnehmer sich dort unter Angabe ihrer Antragsnummer und E-Mail-Adresse über den aktuellen Stand der Prüfung und Lieferung erkundigen können.
Kunde wird zunächst vertröstet
Unser Leser hatte sich auch schon direkt an die Kontaktadresse der Pixel-Offers-Aktionsseite gewandt. Von dort schrieb man ihm:
Vielen Dank für Ihre Teilnahme an der Google Pixel Bose Kopfhörer Werbeaktion. Aufgrund der überwältigenden Beliebtheit dieser Werbeaktion bedauern wir, Ihnen mitteilen zu müssen, dass einige Kunden leider kurze Verzögerungen beim Erhalt ihrer Kopfhörer erleben werden. Bitte seien Sie versichert, dass wir so schnell wie möglich daran arbeiten, Ihnen Ihre Prämie zukommen zu lassen. Wir möchten uns aufrichtig entschuldigen, sollte Ihre Lieferung betroffen sein und später als erwartet ankommen. Bitte seien Sie versichert, dass wir Ihnen eine E-Mail-Benachrichtigung mit den Sendeverfolgungsdetails zukommen lassen, sobald Ihre Bose-Kopfhörer zum Versand vorbereitet sind. Wir hoffen, dass Sie in der Zwischenzeit viel Freude an Ihrem neuen Pixel Telefon haben.Nach nunmehr knapp drei Monaten konnte man allerdings nicht mehr guten Gewissens von einer "kurzen Verzögerung" sprechen. Im Auftrag des Lesers nahmen wir daraufhin mit der Presseagentur von Google Kontakt auf und fragten, ob Google die Probleme bekannt seine und welches Unternehmen denn mit der Auslieferung des Kopfhörers an die Aktionsteilnehmer betraut worden sei. Außerdem wollten wir wissen, ob die Verzögerungen an Google, am Auslieferer, an Logitel oder an Bose liegen und bis wann die Kunden mit einer Lieferung rechnen können. Schließlich fragten wir noch, ob Google irgend eine Art der Entschädigung für die Verzögerung vorgesehen hat. War die Situation im Dezember 2020 wie hier am Hafen in Dover mit tagelangen Staus wirklich unvorhersehbar?
Bild: dpa
Verzögerung: War der Brexit unvorhersehbar?
Zunächst erhielten wir von der Google-Agentur keine Antwort auf unsere Anfrage und mussten erneut nachhaken. Dann meldete sich die Agentur bei uns und teilte uns mit, dass die Aktion vom britischen Unternehmen Opia Ltd. durchgeführt werde, nicht von Google selbst. Man habe für uns mit dem Partner Opia gesprochen und könne uns Folgendes seitens Opia mitgeben (die Übersetzung aus dem Englischen stammt von teltarif.de):
Da die Auswirkungen des Brexit vor dem 31. Dezember 2020 nicht bekannt waren, planten wir, die Aktion vor Ende 2020 abzuschließen, um unnötige Risiken zu vermeiden. Aufgrund unvorhersehbarer Verzögerungen lief der Abschluss der Aktion leider nicht im Jahr 2020, sondern in der Zeit nach dem Brexit schief, der uns weiter ausbremste. Wir haben diese Verzögerungen den Kunden proaktiv mitgeteilt, um sie über die Probleme auf dem Laufenden zu halten, und werden die Informationen weiterhin aktualisieren. Es tut uns natürlich leid, dass Kunden mit Verzögerungen konfrontiert sind und wir werden alles tun, um ihnen die Beigaben zukommen zu lassen.Ein konkretes Lieferdatum teilte man uns nicht mit. Dieses erfuhr der Kunde dann allerdings selbst, als er sich nochmals an den Kundenservice wandte:
Aufgrund der Beliebtheit [...] der Aktion, erleben wir leider weiterhin einige Verspätungen beim Versand der Kopfhörer. Während unser Team daran arbeitet, die Prämien so schnell wie möglich zu versenden, versichern wir Ihnen, dass jeder Teilnehmer, dessen Antrag genehmigt wurde, eine Prämie erhalten wird. Wir erwarten, dass alle Kunden ihre Prämie bis spätestens 15.03.2021 erhalten werden. Wir möchten uns aufrichtig entschuldigen, dass Ihre Lieferung davon betroffen ist. Sobald die Kopfhörer versandt wurden, werden wir Sie in einer E-Mail darüber informieren und Sie werden Kurierdaten zu Ihrer Sendung erhalten. Wir hoffen, dass Sie in der Zwischenzeit viel Spaß mit Ihrem neuen Pixel Telefon haben.Ob die Probleme mit dem Brexit an der Grenze zwischen der EU und Großbritannien, verbunden mit den im Dezember an der Grenze durchgeführten Aktionen zur Eindämmung der Corona-Pandemie, tatsächlich so unvorhergesehen waren, muss offen bleiben. Dass es möglicherweise zu einem harten Brexit beziehungsweise Grenzkontrollen kommen könnte, war seit Jahren bekannt, und dass die Corona-Pandemie zu unvorhergesehenen Situationen an Grenzen führen kann, wusste man auch schon ein Dreivierteljahr vor dem Start dieser Aktion. Warum Google also trotzdem ein britisches Unternehmen mit der Abwicklung beauftragte, bleibt im Dunkeln. Der Leser wartet übrigens weiterhin auf seinen Kopfhörer und schrieb vorerst an unsere Redaktion:
Vielen Dank! Da habe ich jetzt meine Wette verloren, hatte auf die Ausrede Corona getippt.Update 5. März: Der Leser teilt uns mit, dass er den Kopfhörer inzwischen erhalten hat. Es lag ein Päckchen (Plastiktüte ohne Polsterung) vor der Tür, von einem Absender aus Flensburg, im Päckchen kommentarlos der Bose-Kopfhörer. Eine Benachrichtigung per Mail über den Versand kam erst heute, also ein Tag nach der Lieferung an. In der Mail wird fälschlicherweise DHL als Zusteller genannt, geliefert wurde das Päckchen allerdings von dpd. Ende des Updates.