Online-Shopping

Lebensmittel aus dem Netz: Klicken statt schleppen

Getränke, Milch, Gemüse, Dosen, Mehl: Der Einkauf wird schnell zur schweren Last und raubt auch noch Zeit. Warum nicht einfach nach Hause liefern lassen? Was dafür spricht, und was dagegen.
Von dpa /

Corona-Zeit: Menschen haben deutlich mehr Lebensmittel online gekauft Corona-Zeit: Menschen haben deutlich mehr Lebensmittel online gekauft
(c) dpa
Liefer­dienste für Lebens­mittel und Online-Super­märkte gibt es nicht erst seit der Corona-Krise. Auch wenn diese Dienste bei vielen Verbrau­che­rinnen und Verbrau­chern populär gemacht hat. Aber Achtung: Es gibt große Unter­schiede, was Preise, Sorti­ment und Schnel­lig­keit betrifft. Auch bringen Liefe­rung und Verpa­ckung teils unge­ahnte Probleme mit sich.

Stephanie Rumpff von der Unter­neh­mens­bera­tung PWC Deutsch­land berichtet, dass die Covid-19-Pandemie in Europa zum Durch­bruch des Online-Lebens­mit­tel­han­dels geführt hat: "Mehr als jeder vierte euro­päi­sche Konsu­ment hat während der Pandemie den Online-Handel als primären Einkaufs­kanal genutzt. Das sind zehn Prozent­punkte mehr als vorher." Das geht aus einer PWC-Studie hervor.

Hinzu komme, dass die Menschen auch deut­lich mehr Lebens­mittel online gekauft hätten als vor der Corona-Zeit, sagt Rumpff. "Die aller­meisten (80 Prozent) sagen, dass sie das nun auch weiter beibe­halten wollen."

Umsatz auf Rekord­kurs

Corona-Zeit: Menschen haben deutlich mehr Lebensmittel online gekauft Corona-Zeit: Menschen haben deutlich mehr Lebensmittel online gekauft
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Nach Zahlen des Bundes­ver­bandes E-Commerce und Versand­handel (BEVH) hat der Online-Lebens­mit­tel­handel einen Umsatz­rekord im zweiten Halb­jahr 2020 einge­fahren, mit einem Wachstum von fast 90 Prozent im Vergleich zum Vorjah­res­zeit­raum. Auf dem Markt tummeln sich Anbieter wie etwa Amazon (Fresh und Prime Now), Amorebio.de, Bringmeister.de, Combi.de, Frischeparadies.de, Getnow.com, Mytime.de, Natur.com, Netto-online.de oder Rewe.de. Wichtig: Nicht alle liefern überall.

Stephanie Rumpff erklärt, dass die Auslie­ferung der online bestellten Waren entweder per eigener Liefer­flotte erfolgt oder durch einen anderen Liefer- oder Paket­dienst. Es habe auch Versuche mit "Click & Collect" gegeben, also der Online-Bestel­lung der Waren und das Abholen in Geschäften des Anbie­ters: "Aber die Konsu­menten in Deutsch­land finden das inter­essan­ter­weise nicht so span­nend. Es wurde so wenig genutzt, dass es meist schon wieder einge­stellt worden ist."

Lars Hofacker vom EHI Retail Insti­tute erklärt, dass es der Online­handel mit Lebens­mit­teln in Deutsch­land vor der Pandemie schwer gehabt habe. Das liege unter anderem daran, dass der Weg zum nächsten Super­markt in Deutsch­land nie wirk­lich weit sei. Hinzu komme, dass die Deut­schen recht preis­bewusst seien und daher eher vor zusätz­lichen Liefer­kosten zurück­schreckten. Aller­dings entfielen diese meist wieder ab einer bestimmten Bestell­summe. Außerdem kosteten die Produkte im Markt und online meist gleich viel.

Zeit­ersparnis ist wichtig

Ein Grund online einzu­kaufen, sei der Wunsch, Zeit einzu­sparen, so Hofacker. Aber: "Manche wollen vor dem Kauf das Obst und Gemüse schon einmal gesehen haben." Auf der anderen Seite hätten die Tomaten, die man gelie­fert bekommt, im Zweifel weniger Menschen in die Hand genommen als im Geschäft um die Ecke.

Online Lebens­mittel kaufen ist ein Option für alle, die nicht so schwer tragen können oder wollen, nicht so gut zu Fuß sind, kein Auto oder schlichtweg keine Zeit haben, sagt Ina Bock­holt von der Stif­tung Waren­test. "Wer oben in einem Mehr­fami­lien­haus wohnt und eine große Menge Lebens­mittel und Getränke braucht, kann sich den Einkauf vor die Wohnungstür liefern lassen. Jedoch bei Getränken verlangen einige Anbieter Aufschläge oder sie liefern sie nur in einem begrenzten Rahmen an."

Beim letzten, zwei Jahre zurück­lie­genden Test von Lebens­mittel-Liefer­diensten habe kein Dienst durchweg gut abge­schnitten, meint Bock­holt. Als proble­matisch habe sich die Kühlung der Produkte erwiesen. "Damals zumin­dest war die Kühl­kette ein Problem. Die Hälfte der kühl­pflich­tigen Produkte war zu stark erwärmt, einige hatten fast schon Raum­tem­peratur". Bei dem Test war zudem empfind­liches Obst, etwa Erdbeeren, häufig zerdrückt oder bereits schim­melig ange­kommen.

Höheres Müll­auf­kommen

Ein zusätz­liches Problem im Test habe die Verpa­ckung darge­stellt, meint Bock­holt. "Das Müll­auf­kommen beim Online-Lebens­mit­tel­handel ist bedeu­tend größer als beim normalen Einkauf, einfach dadurch, dass alle Lebens­mittel für die Liefe­rung indi­viduell richtig verpackt werden müssen."

Gerade Zerbrech­liches, Frisches oder Tief­gekühltes müsse insbe­son­dere bei der Paket­zustel­lung stark geschützt werden, damit die Ware keinen Schaden nimmt oder sich nicht zu stark erwärmt. "Das ist natür­lich schlecht für die Umwelt, und man muss selbst jede Menge Müll entsorgen", sagt Bock­holt.

Bei der Liefe­rung gelte: Einige Anbieter liefern noch am selben Tag inner­halb eines zuvor gewählten Zeit­fens­ters - vor allem in Groß­städten und Ballungs­zen­tren. Bei anderen Diensten müssen Kunden aber mindes­tens bis zum nächsten Tag oder länger warten, insbe­son­dere wenn die Ware den Paketweg geht.

Die Probleme mit Verpa­ckungs­müll, Liefer­zeiten und der Kühl­kette sind bei Anbie­tern mit eigener Flotte natür­lich weniger ausge­prägt. EHI-Experte Hofacker betont sogar, dass diese frische und insbe­son­dere tief­gekühlte Produkte besser heil ans Ziel bringen könnten als Verbrau­cher, die selbst zum Super­markt gehen.

"Die können etwa Spei­seeis und andere gekühlte Waren teil­weise besser liefern als man selbst im eigenen Auto, da sie bessere Kühl­mög­lich­keiten besitzen", sagt Hofacker. Zudem bucht man bei diesen Anbie­tern immer auch gleich ein passendes Liefer­fenster mit, so dass man im Ideal­fall daheim ist und die Waren auch direkt in Empfang nehmen kann.

Was tun bei Problemen?

Die Haupt­sorge der Verbrau­che­rinnen und Verbrau­cher sei, nicht mehr ganz frische Ware zu erhalten, weiß Stephanie Rumpff von der Unter­neh­mens­bera­tung PWC Deutsch­land. "Daher legen die Anbieter sehr viel Wert darauf, sicher­zustellen, dass die Qualität stimmt."

Sollte die ange­lie­ferten Lebens­mittel trotzdem einmal ganz oder teil­weise in einem schlechten Zustand sein, sollten die Kundinnen und Kunden dies rekla­mieren. Dann müsse der Händler nach­bes­sern. Gelingt dies nicht, könne der Kunde vom Kauf zurück­treten.

Kürz­lich ist Samsung Pay für Deutsch­land ange­kün­digt worden. Wir haben den mobilen Bezahl­dienst bereits einem ersten Test unter­ziehen können.

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