Reaktion

Breitbandausbau: Goetel nennt erste Details

Der Bericht über den (Nicht-)Ausbau von Goetel hat einige Reso­nanz ausge­löst. Stolz legt das Unter­nehmen seine Ausbau­zahlen und -vorstel­lungen vor. Es bleiben aber noch viele Fragen offen.
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Der Anbieter goetel wehrt sich gegen den Vorwurf "nicht ausgebaut" zu haben. Der Anbieter goetel wehrt sich gegen den Vorwurf "nicht ausgebaut" zu haben.
Foto: goetel.de / Screenshot teltarif.de
Unser Bericht über den stockenden Netz­ausbau durch Goetel in verschie­denen hessi­schen und nieder­säch­sischen Gemeinden hat viel Aufmerk­sam­keit erregt. Betrof­fene haben sich im Forum und auch auf direktem Wege bei uns gemeldet und bestä­tigen die geübte Kritik oder haben sie teil­weise noch konkre­tisiert.

Kommu­nika­tion soll besser werden

Der Anbieter goetel wehrt sich gegen den Vorwurf "nicht ausgebaut" zu haben. Der Anbieter goetel wehrt sich gegen den Vorwurf "nicht ausgebaut" zu haben.
Foto: goetel.de / Screenshot teltarif.de
Gemeldet hat sich auch die für Goetel tätige Pres­seagentur. Dort werde die Kommu­nika­tion "gerade besser aufge­stellt", teilte man uns mit, inso­fern hätten tatsäch­lich noch nicht alle Gemeinden Infor­mationen zum aktu­ellen Stand, die Fach-Presse eben­falls noch nicht.

Die von uns veröf­fent­lichten Infor­mationen seien "durch­gehend" nicht korrekt, denn in 2020 habe Goetel "tatsäch­lich 600 km Tief­bau­kilo­meter und 3.800 km Glas­faser reali­siert, ferner 83 Multi­funk­tions­gehäuse aufge­baut". Wie viele Kunden bereits funk­tions­fähig ange­schlossen wurden (also das schnel­lere Netz nutzen können), wurde dabei nicht mitge­teilt.

Quasi zum Beweis wurden uns zwei HTML-Dateien mitge­schickt, die wohl als News­letter an betrof­fene oder inter­essierte Kunden verschickt worden waren.

Ausbau­plan Lautertal (Vogels­berg)

In der Gemeinde Lautertal (Vogels­berg) seien derzeit in vielen Orts­teilen, für die ein Glas­faser­ausbau geplant ist, die Bauar­beiten in vollem Gange. Trotz der Corona-Pandemie sei es gelungen, den Ausbau von Glas­faser­leer­rohr bis in die meisten Orts­teile voran­zubringen, es würden aber "noch verein­zelte kurze Teil­stücke" fehlen, die kurz­fristig fertig­gestellt werden sollen.

Nach dem Ende der Tief­bau­arbeiten sollen die Glas­faser­kabel einge­bracht und die Technik in den Gehäusen der jewei­ligen Orte instal­liert werden. Erst danach könnten Netz und Kunden­anschlüsse aktiv geschaltet werden.

Goetel verspricht, für die Orte Dirlammen Ende Januar - Mitte Februar, für Eichel­hain, Eichenrod, Engelrod, Hopf­manns­feld, Hörgenau Ende Dezember - Mitte Januar, wobei Schlecht­wetter und Corona für Verschie­bungen sorgen könnten. Eine Jahres­zahl wurde nicht genannt, gemeint sein dürfte wohl 2021.

Ausbau­plan Greben­hain

Für die Orts­teile Bermuths­hain solle es Ende Januar / Anfang Februar soweit sein, der "Rest" komme erst im zweiten Quartal 2021. Metzlos und Metzlos-Gehaag sollen im Januar - Februar gebaut werden. Auch Crain­feld solle im Januar starten, in Nösberts-Weid­moos seien bereits 70 Prozent der Haus­anschlüsse fertig und würden im Januar - Februar aktiv geschaltet.

Im glei­chen News­letter war an anderer Stelle für Hart­manns­hain, Herchen­hain, Nösberts-Weid­moos und Vaits­hain schon ein Ausbau bis Ende Dezember verspro­chen, aber offenbar ist das nicht zu schaffen, dann weiter unten wird für diese Orte nur noch das Jahr 2021 genannt.

Goetel verspricht die Vermark­tung in den übrigen Orts­teilen von Greben­hain in 2021, ein Glas­faser­ausbau durch Goetel sei "für ganz Greben­hain" und daher auch für alle anderen Orts­teile in den kommenden zwei Jahren geplant. Der Vertrieb werde sobald wie möglich die Bürger der anderen Orts­teile Bannerod, Greben­hain, Ilbe­shausen-Hoch­wald­hausen, Heis­ters, Volkarts­hain, Wünschen-Moos und Zahmen infor­mieren.

Sofort­ver­sor­gung "FTTC vorab"

In vielen Orts­teilen des Vogels­berg­kreises baue Goetel "derzeit als Erstes eine Versor­gung per FTTC (VDSL)" auf. Damit sollen dann Geschwin­dig­keiten bis zu 50 Mbit/s möglich sein. Diese Versor­gung sei aber für Goetel "nur ein Zwischen­schritt" zum Ziel Glas­faser-Ausbau bis in jedes Haus (FTTH).

Um diese "Sofort­ver­sor­gung" zu bestellen, sollen die Kunden den entspre­chenden Auftrag für den FTTH-Glas­faser­anschluss einschi­cken und dabei die Option „Sofort­ver­sor­gung VDSL 50“ ankreuzen. Kunden, die bereits FTTH bestellt haben, könnten online unter www.glasfaser-vogelsbergkreis.de die "Sofort­ver­sor­gung VDSL 50" nach­bestellen.

Sobald dann der FTTH-Ausbau (Glas­faser­kabel in jedes Haus) beginne, würden die Häuser an das Glas­faser­netz ange­schlossen und damit wären dann "stabile Geschwin­dig­keiten bis 1 Gigabit" möglich.

Glas­faser­ausbau bis ins Haus (FTTH) für alle Orts­teile

Das Ziel für eine best­mög­liche Versor­gung sei der Ausbau von Glas­faser bis in jedes Haus für die gesamte Gemeinde Lautertal, betont Goetel, denn nur dies sei "eine zukunfts­sichere Infra­struktur"

Goetel nennt folgende Orts­teile, wo der Ausbau bereits in Vorbe­rei­tung oder im Gange sei: Dirlammen, Eichel­hain, Eichenrod, Engelrod, Hopf­manns­feld, Hörgenau, die jeweils 2021 dran sein sollen. Die Detail­pla­nung werde 2021 abge­schlossen und die Betrof­fenen dann konkret infor­miert. Der Ort Meiches soll ab 2021 "vermarktet" werden, der Ausbau könne "in den kommenden 2 Jahren" statt­finden, der Vertrieb werde "sobald wie möglich" die Bürger in diesem Orts­teil infor­mieren.

Verbes­serung für WiDSL Kunden von OR-Network?

Kunden, die noch über WiDSL (Verbin­dung über WLAN/WiFi) von OR-Network ange­bunden sind, sollen "ab sofort" den Haus­anschluss kosten­frei und ohne Anschluss­gebühren bekommen können (sofern er vor Ort schon instal­liert und akti­viert wurde).

Goetel räumt ein, dass die derzei­tige Versor­gung über Funk "durch die gestie­gene Inter­net­nut­zung" häufig an die "tech­nischen Grenzen" komme. Man versuche die Einschrän­kungen so gering wie möglich zu halten und arbeite ständig an Verbes­serungen.

Sobald die Aktiv­schal­tung der Sofort­ver­sor­gung VDSL 50 in den Orten erfolgt sei, können diese Kunden "kurz­fristig zum nächst­mög­lichen Schal­tungs­termin" wech­seln.

Kunden anderer Anbieter

Bei Kunden mit vorhan­denen Tele­fon­anschluss (z.B. durch die Telekom) sei die Anschal­tung der VDSL-Versor­gung von Goetel in zwei Vari­anten möglich:

Norma­ler­weise beauf­tragt der neue Anbieter (hier Goetel) die Über­nahme von Leitung und Tele­fon­nummer(n) und kündigt damit auch den bestehenden Vertrag beim alten Anbieter zum nächst­mög­lichen Termin. Wann umge­schaltet wird, teilt der alte Anbieter dem neuen dann mit.

Sofern der vorhan­dene Vertrag noch länger laufen sollte, glaubt Goetel an eine Möglich­keit der "Sonder­kün­digung" beim alten Anbieter, die der aber nicht akzep­tieren muss. Rest­lauf­zeit und Kündi­gungs­frist finden sich auf der monat­lichen Rech­nung.

Alter­nativ könnte Goetel eine "zweite Leitung" bei der Telekom bean­tragen. Dies dauere circa 2 Wochen, sei aber nicht immer möglich und erfor­dere, dass ein Telekom-Tech­niker eine weitere Dose im Haus oder der Wohnung des Kunden instal­liere.

Sobald diese zweite Leitung läuft, sollen die Kunden ihren Router an die neue Leitung anschließen, die dann von Goetel versorgt werden soll und kämen damit schneller ins Internet. Die vorhan­denen Tele­fon­num­mern bleiben aber auf der "alten" Leitung und werden erst nach Ende des jetzigen Vertrages umge­schaltet und der bishe­rige Vertrag falle dann weg.

Der Haken an der Geschichte: Der Kunde würde solange doppelt (Altan­bieter plus Goetel) bezahlen. Rabatte (wie bei TNG) scheinen bei Goetel nicht vorge­sehen zu sein.

Goetel verweist auf Kunden­betreuung

Goetel hat eine Kunden­betreuung einge­richtet, die Mo-Fr von 08:00-18:00 Uhr unter unter Telefon 0551-384 55555 oder per e-Mail unter info@goetel.de erreichbar sein soll.

Eine Einschät­zung (durch Henning Gajek)

Es ist erfreu­lich, dass Goetel auf die geäu­ßerte Kritik reagiert hat. Wo nun wirk­lich gebaut wird oder wo die Systeme schon laufen, ist "von außen" nur schwer abzu­schätzen, eine gesunde Portion Skepsis bleibt auf jeden Fall ange­bracht.

Goetel verspricht zunächst einen FTTC (Vecto­ring)-Ausbau, um dann gleich danach mit Glas­faser bis ins Haus weiter machen zu wollen. Das ist für das Unter­nehmen aber riskant, denn die Wahr­schein­lich­keit ist hoch, dass mancher Kunde mit dem FTTC-Anschluss völlig zufrieden ist und danach den schnel­leren Glas­faser­anschluss gar nicht mehr bucht. Dann könnte aber die notwen­dige Kosten­kal­kula­tion für den Ausbau schnell zusam­men­bre­chen.

Für die betrof­fenen Inter­essenten vor Ort besteht eine rich­tige Zwick­mühle: Die Telekom kann, darf oder will nicht so ausbauen, wie die Kunden es eigent­lich erwarten. Die neuen privaten Anbieter möchten das viel­leicht wirk­lich, aber teil­weise fehlen ihnen die Mittel, das zügig und glaub­würdig durch­zuziehen.

Notlö­sung: Zwei­gleisig fahren

Wer auf das Internet ange­wiesen ist, wird wohl oder übel mindes­tens zwei­gleisig (also auf zwei oder drei Anbieter setzen) fahren müssen, um am Ende nicht ganz ohne Verbin­dung ins Netz dazu­stehen. Ob 2021 wirk­lich alle verspro­chenen Orte von Goetel ange­schlossen werden? Das kann man mit Sicher­heit erst am 31.12.2021 sagen.

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