Microsoft zeigt Windows 11 - das ist neu
Windows 10 war doch nicht das "letzte Windows aller Zeiten", das immer nur durch kleine Feature-Updates aufgefrischt wird, wie von der Software-Schmiede vor einigen Jahren angekündigt. Heute hat Microsoft wie erwartet den Nachfolger Windows 11 präsentiert und gezeigt, was am Nachfolge-Betriebssystem neu ist.
Windows 11 wurde vorgestellt
Bild: Microsoft
Microsoft-Chef Satya Nadella sagte im Rahmen der Präsentation, Windows 11 wolle dem Nutzer nicht mehr - wie frühere Versionen - vorschreiben, welche Anwendungen, Dienste und Inhalte "kompatibel" mit dem Betriebssystem sind. Der Kunde solle in Zukunft wählen, welche Apps oder Dienste er benutzen will - und das müsse dann funktionieren.
Chief Product Officer Panos Panay sagte, bei der Entwicklung von Windows 11 habe im Vordergrund gestanden, dass sich trotz aller Veränderungen der Nutzer wie zu Hause fühlen und das System als "Windows" erkennen kann. Der PC habe gerade in den vergangenen 18 Monaten wieder eine wichtigere Rolle gespielt - mit Homeoffice oder Homeschooling.
Taskleiste und Startmenü unter Windows 11
Bild: Microsoft
Das ist neu in Windows 11
Grundsätzlich soll das System im Vergleich zu den vorangegangenen Versionen nochmals schneller geworden sein. Ein häufiger Kritikpunkt waren und sind die oft sehr trägen Windows-Updates. Diese sollen unter Windows 11 um 40 Prozent kleiner ausfallen. Außerdem soll Windows 11 das "sicherste Windows aller Zeiten" sein. Schon bei Windows 10 war es so, das so gut wie gar keine externe Sicherheitssoftware mehr notwendig war, was unter Windows 95, 98, XP, Vista oder Windows 7 undenkbar gewesen wäre.
Im Vordergrund stehen bei Windows 11 Änderungen an der Bedienung und beim Design. Die Ecken der Fenster wurden etwas abgerundet. Die Taskleiste am unteren Bildschirmrand gibt es noch, allerdings sind die bislang linksbündig angeordneten Symbole nun in die Mitte der Taskleiste gewandert. Dadurch befindet sich auch der Windows-Startknopf nicht mehr in der linken unteren Ecke, sondern am linken Ende der mittig platzierten Symbole.
Auch das Startmenü wurde neu gestaltet, wenngleich hier zu den letzten Versionen von Windows 10 nicht so starke Designänderungen zu verzeichnen sind. Insgesamt soll das Startmenü mehr erkennen, was der Nutzer regelmäßig macht und ihm diese Funktionen dann vorschlagen. Ebenfalls nicht ganz neu sind die Windows Widgets: Die mit Windows Vista schon einmal eingeführte und später wieder abgeschaffte Funktion soll - ähnlich wie bei Smartphone-Betriebssystemen - wichtige Funktionen, Apps, Inhalte, Nachrichten und Programme auf einer separaten Leiste präsentieren.
Technische Neuerungen unter der Haube
Technische Neuerungen unter der Haube hat Microsoft im Vergleich zu Design- und Bedienungs-Updates in der Präsentation nur wenige gezeigt. Es hat den Anschein, als dass die letzten optischen Elemente aus der Windows-XP-Zeit nun endgültig eliminiert wurden, beispielsweise die alte Systemsteuerung.
Als wichtig betrachtet Microsoft das nahtlosere Arbeiten mit mehreren Geräten. Mit Windows 11 soll es noch besser möglich sein, über eine Cloud-Synchronisation ein Dokument auf dem einen Gerät (z. B. Smartphone) zu beginnen und daran dann nahtlos auf dem PC weiterzuarbeiten, auch wenn man keinen Speichern- oder Synchronisierungs-Button gedrückt hat. Auch das ist nicht ganz neu und unter Windows 10 bereits vorhanden, die Funktion soll aber noch komfortabler geworden sein.
Auch die Symbole wurden optisch neu gestaltet
Bild: Microsoft
Snap Groups nennt sich eine flexiblere Anwendung von gerade offenen Taks und Programmen, die der Nutzer auf dem Desktop noch flexibler anordnen kann als die bisher manchmal recht starren Fenster. Auch beim An- oder Abstöpseln eines externen Monitors an beziehungsweise von einem Laptop sollen sich die Snap Groups je nach Bildschirmgröße automatisch anordnen. Mehrere Desktops bieten die Option, verschiedene Desktops für unterschiedliche Bereiche des Lebens anzulegen - zum Beispiel zum Arbeiten, Spielen oder Lernen.
Das Kommunikationsprogramm Microsoft Teams, das während der Pandemie eine wichtige Rolle gespielt hat, soll nun fest als Bestandteil von Windows 11 integriert werden. Nach wie vor bleibt Windows eine wichtige Gaming-Plattform: Auto HDR soll unter Windows in Zukunft die visuelle Darstellung von Spielen so anpassen, dass das Spiel realistischer wirkt, ohne dass der Gamer an Grafik- oder Monitor-Einstellungen drehen muss. Die Funktion "DirectStorage" soll schnellere Ladezeiten sowie detailliertere Spielewelten bieten.
Vorschau auf den neuen Microsoft Store
Bild: Microsoft
Android-Apps werden in Windows 11 integriert
Ganz neu gestaltet wurde auch der Microsoft Store, der nach der heute gezeigten ersten Vorschau wohl deutlich übersichtlicher aussehen wird. Alle im Store erhältlichen Apps sollen auf Sicherheit und Familienfreundlichkeit überprüft werden. Außerdem soll der Store dringend das Image ablegen, "uncool" zu sein: Denn bislang gab es zahlreiche wichtige Apps ausschließlich für Android oder iOS. Microsoft hat immer wieder versucht, Entwickler davon zu überzeugen, ihre Apps auch für Windows bereitzustellen und wird dies auch weiter tun. Durch eine Änderung der Microsoft-Richtlinien zur Umsatzbeteiligung können Entwickler zukünftig 100 Prozent des Umsatzes erhalten - das bieten Apple und Google nicht. Die Möglichkeit einer Umsatzbeteiligung von 85/15 Prozent bleibt weiterhin bestehen.
Die Android-App von Tiktok unter Windows 11
Bild: Microsoft
Um diesen Weg etwas abzukürzen, soll es eine nahtlose Kompatibiltät von Android-Apps mit dem Microsoft Store geben, um mehr Entwickler anzuziehen. Während der Präsentation zeigten die Entwickler beispielsweise die Tiktok-App im typischen Smartphone-Hochkant-Format auf dem Windows-Desktop. Inwieweit alle Android-Apps dann nahtlos unter Windows 11 laufen werden, hat Microsoft noch nicht genau erklärt. Zunächst soll es eine Zusammenarbeit mit dem Amazon-App-Store geben: Windows-Nutzer können die bei Amazon verfügbaren Android-Anwendungen im Microsoft Store suchen und über den Amazon-App-Store herunterladen.
Windows 11 soll nach Angaben von Microsoft Deutschland ab Ende des Jahres auf neuen PCs und als kostenloses Upgrade "für berechtigte Windows-10-PCs" verfügbar sein. Bereits ab kommender Woche soll eine frühe Build des neuen Betriebssystems über das Windows-Insider-Programm zum Test freigegeben werden.
Mit den Surface-Tablets hat Microsoft selbst einen Fuß in den hart umkämpften Hardware-Markt gesetzt. Später kamen auch Laptops, All-in-One-PCs und ein faltbares Smartphone dazu.