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ProSiebenSat.1: Mehr Beteiligung durch Berlusconi-Konzern

Berichte zu einer poten­ziellen Über­nahme von ProSiebenSat.1 durch Media For Europe schlagen derzeit hohe Wellen. Nun hat sich der Berlus­coni-Konzern bei den baye­rischen Medi­enhü­tern gemeldet und seine Pläne konkre­tisiert.
Von Björn König

Noch am Wochen­ende berich­tete das News­portal "DE24LIVE", dass der italie­nische Berlus­coni-Konzern MFE nun bei ProSiebenSat.1 Nägel mit Köpfen machen will und die Kontrolle in Unter­föh­ring über­nimmt. Dabei war sogar die Rede von einer Betei­ligung über 50 Prozent. Ähnlich lautete der Tenor auch in einer Meldung an die öster­rei­chi­sche Bundes­wett­bewerbs­behörde, in der von einer faktisch allei­nigen Kontrolle an ProSiebenSat.1 durch Media For Europe gespro­chen wurde. Nun hat das Unter­nehmen seine Pläne gegen­über der baye­rischen Medi­enauf­sicht konkre­tisiert.

Anteil soll deut­lich erhöht werden

Mediaset-Zentrale in Cologno Monzese Mediaset-Zentrale in Cologno Monzese
Foto: Mediaset
Tatsäch­lich plant MFE eine Betei­ligungs­erhö­hung auf bis zu 29,9 Prozent des Grund­kapi­tals und der Stimm­rechte. Die Über­schrei­tung der 25-Prozent-Betei­ligungs­grenze wäre aus recht­licher Perspek­tive durchaus ein Ereignis, bei dem die baye­rische Landes­zen­trale für neue Medien (BLM), insbe­son­dere aber die Kommis­sion für Zulas­sung und Aufsicht der Medi­enan­stalten (ZAK), hell­hörig werden könnte.

Geklärt werden soll demnach die Frage, ob durch die Betei­ligung von Media For Europe an ProSiebenSat.1 weiterhin Staats­ferne gewähr­leistet ist. Offenbar exis­tiert daran mit Blick auf bishe­rige poli­tischen Akti­vitäten Berlus­conis eine gewisse Skepsis. Doch wäre allein die Kritik an Berlus­conis poli­tischen Enga­gement hinrei­chender Grund, an der Inte­grität von Media For Europe als Investor zu zwei­feln?

Wenig Politik, viel Enter­tain­ment

Berlus­conis Mediaset-Kanäle spielen im Heimat­markt Italien eine zentrale Rolle als Gegen­gewicht zur staat­lichen RAI. Dennoch sind Sender wie Canale 5 oder Italia 1 nicht unbe­dingt dafür bekannt, das große poli­tische Rad zu drehen. Es ist eher das typi­sche Bild von Privat­sen­dern, wie man sie auch in anderen Teilen der Welt kennt: US-Serien, Reality-Shows, Info­tain­ment und Sport.

Vor allem im Bereich Nach­richten hat der Berlus­coni-Konzern auf seinem Heimat­markt sogar ziem­lich starke Konkur­renz. Einer­seits durch RAI News 24, ande­rer­seits aber auch durch Sky TG24. Von einer markt­beherr­schenden Stel­lung im Segment Infor­mation kann also zumin­dest dort nicht die Rede sein. Der deut­sche Medi­enmarkt ist sogar noch deut­lich diver­sifi­zierter, denn neben ProSiebenSat.1 exis­tiert mit RTL ein weiterer vergleichbar großer Wett­bewerber.

Gegen­bei­spiel USA

In den USA gibt es zwei konkrete Beispiele, die man auf den Fall Berlus­coni über­tragen könnte. Einer­seits wäre da Medi­enty­coon Michael Bloom­berg, der es unter anderem mit dem gleich­namigen Wirt­schafts­sender zu einem signi­fikanten Vermögen gebracht hat. Später enga­gierte er sich poli­tisch für die Demo­kraten und schaffte es ins Bürger­meis­teramt von New York.

Auf der anderen Seite des poli­tischen Spek­trums findet sich beispiels­weise Rupert Murdoch. Der austra­lisch-ameri­kani­sche Medi­enmogul rührt stets gern die Werbe­trommel für die Repu­bli­kaner und mischte über viele Jahre beim briti­schen Nach­rich­ten­sender Sky News sowie dem Boule­vard­blatt "The Sun" mit. Auch diese Betei­ligungen haben aller­dings weder in den USA noch in Groß­bri­tan­nien zu dauer­haften poli­tischen Verwer­fungen geführt.

Berlus­coni-Konzern über­nimmt Mehr­heit an ProSiebenSat.1

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