Ausprobiert

LG V30 im Hands-on: Das Kino-Smartphone

Mit dem LG V30 spricht der Hersteller nicht nur Film-Fans an, die selbst hochwertige Filme mobil aufnehmen wollen. Wir haben das Gerät einem ersten Hands-on unterzogen.
Von der IFA in Berlin berichtet Stefan Kirchner

Als LG 2015 das erste Modell der V-Serie vorstellte, zeigte sich der Konzern von seiner innovativen Seite. Mit einem zweiten kleinen Mini-Display über dem eigentlichen Display wollte LG mit dem LG V10 Akzente im Smartphone-Markt setzen, was mit dem V20 fortgesetzt wurde. Die wichtigsten Infos, Apps und mehr sollte jederzeit griffbereit sei, egal was man gerade mit seinem Smartphone macht.

Update, 17. Oktober: Wie 1&1 mitteilt, ist ab sofort der Verkauf des LG V30 in Deutschland gestartet. Bis Ende Oktober ist das Android-Smartphone mit dem 2:1-Display exklusiv bei dem Mobilfunk­anbieter aus Montabaur in den Farben Silber und Blau zu haben. Die unverbindliche Preis­empfehlung beträgt 899 Euro ohne Vertrag - so viel, wie das Gerät ab November ohnehin kosten soll. Damit kann 1&1 einen Monat früher vor dem offiziellen Deutschland­start das Gerät anbieten. Bei anderen Händlern wie Media Markt, Saturn oder Amazon lässt sich das LG V30 bisher lediglich vorbestellen.

LG V30

Wer sich für den Kauf im Rahmen eines neuen Mobilfunk­vertrages entscheidet, muss dabei zwischen 69,90 Euro (All-Net-Flat Pro für monatlich regulär 54,99 Euro) und 449,90 Euro (All-Net-Flat Special für monatlich regulär 29,99 Euro) für das LG V30 selbst bezahlen. Neukunden können sich dabei zwischen dem Vodafone- und Telefónica-Netz entscheiden, was sich zudem auf den zusätzlichen Rabatt pro Monat auswirkt. /Update Ende

Genau dieses kleine Detail hat LG mit dem V30 nun wieder wegrationalisiert, beziehungsweise durch eine kleine Software-Funktion ersetzt. Denn per Wischgeste vom rechten Displayrand aus kann die sogenannte Floating Bar aufgerufen werden. Das Konzept dahinter selbst ist keine Neuheit mehr und LG hat es auch nicht ganz perfekt umgesetzt. Nicht immer wollte die Leiste mit vier App-Shortcuts, vier Schnelleinstellungen und dem Musikplayer sofort herausklappen. Auch wenn das Seiten-Panel von Samsung gerne mal kritisiert wird, hat der direkte Konkurrent die Sache etwas intuitiver gelöst. LG V30 Hands-on Trotz 6 Zoll Display ist das V30 erstaunlich handlich
Foto: teltarif.de / Stefan Kirchner
Nichtsdestotrotz liegt das LG V30 gut in der Hand und ist trotz des 6 Zoll großen OLED-Displays kaum größer als das nominell kleinere LG G6 mit 5,7 Zoll. Aufgrund der schmalen Bauweise wegen des 2:1 Seitenverhältnis, was LG lieber mit 18:9 angibt, ist das Smartphone erstaunlich gut zu bedienen. Der Wechsel auf die OLED-Technologie macht sich ebenfalls direkt bemerkbar: Schwarz ist Schwarz und Farben hell sowie kräftig. Ein direkter Vergleich zu Samsungs AMOLED-Technik im Galaxy S8 dürfte spannend werden, welcher Hersteller die natürlichere Farbkalibrierung vorweisen kann. Auch bei einem sehr flachen Blickwinkel von der Seite aus lässt sich viel erkennen, ohne dass Farben verfälscht oder abgedunkelt werden. Bei 1440 mal 2880 Pixel Auflösung ist das Bild sehr scharf. Ob das versprochene riesige immersive Erlebnis bei VR-Inhalten stimmt, haben wir mangels Daydream-VR-Headset nicht ausprobieren können. LG V30 Hands-on An den Seiten ist die Front minimal abgerundet
Foto: teltarif.de / Stefan Kirchner
Das OLED-Display hat gegenüber dem G6 jedoch einen immensen Vorteil: Das Always-On-Display ist im Freien erheblich heller und damit besser ablesbar. Außerdem ist das komplett schwarze OLED-Panel optisch nicht mehr vom schwarzen Rand zu unterscheiden. Witzig ist, dass das LG V30 vorne mehr Ähnlichkeiten zum Galaxy S8 von Samsung aufweist, statt zum LG G6. Der Eindruck entsteht, eben weil LG die Ränder selbst ober- und unterhalb vom FullVision-Display so schmal hinbekommen hat.

Eher ein Detail als wichtige Funktion ist sind die Längsseiten des Dispays. Diese sind minimal nach hinten gebogen. Auf eine Edge-Funktionalität verzichtet LG beim V30 allerdings noch. Das Design ist mehr für ein angenehmeres Halten des Smartphones gedacht, denn scharfe Kanten wären an dieser Stelle kontraproduktiv. LG V30 Hands-on Fingerabdrucksensor mit Power-Taste, aber anziehend für Fingeradrücke: Die Rückseite aus Glas
Foto: teltarif.de / Stefan Kirchner
Weniger schön ist allerdings die Rückseite aus Glas: Sie zieht Fingerabdrücke magisch an, was sich bei den dunkleren Farbtönen ganz besonders zeigt. Eine fettabweisende Schutzschicht würde dem Smartphone sehr gut stehen.

Mit Snapdragon 835 und 4 GB RAM fährt LG allerhand an Technik auf, um ein jederzeit flüssiges Erlebnis zu bieten. Bei unseren ersten Gehversuchen mit dem LG V30 kam es nicht ins Stottern, selbst wenn dutzende Apps im Hintergrund geöffnet waren.

Kamera, Software, Vorläufiges Fazit

Entfesseltes Multimedia-Biest

Einen Großteil der Keynote verbrachte LG damit, die Vorzüge der Kamera hervorzuheben. Zwei Linsen mit 16 und 13 Megapixel klingen auf den ersten Blick nicht mehr nach etwas Besonderem. Die Crystal-Clear-Technik hingegen macht sich schon bemerkbar, denn hierbei kommt eine Linse aus Glas zum Einsatz und nicht Kunststoff, was der Bildqualität zugutekommen soll. Dem trägt auch die sehr lichtstarke Blende mit f/1.6 und der optische Bildstabilisator Rechnung. Bei der zweiten Kamera setzt LG auf eine Weitwinkellinse mit 120 Grad und f/1.9 Blende. Der Wechsel beim digitalen Zoomen zwischen beiden Kameras erfolgt komplett nahtlos. LG V30 Hands-on Für Foto-Freunde bringt das LG V30 allerhand Verbesserungen mit
Foto: teltarif.de / Stefan Kirchner
Bei unseren ersten Gehversuchen haben sich die Verbesserungen durchaus bemerkbar gemacht. Trotz Kunstlicht und einem abgedunkelten Raum sind erste Testfotos beeindruckend gewesen. Scharf, detailreich und mit lebendig wirkenden Farben hat das V30 einen ersten guten Eindruck hinterlassen. Allerdings wird erst ein ausführlicher Test unter Alltagsbedingungen zeigen, ob die Kamera halten kann, was LG verspricht.

Einen hohen Stellenwert hatte die Kamera auch im Bereich Videoaufnahme bekommen. Dafür sorgt der neue CineShot-Modus, bei welchem 15 vorgefertigte Filter für unterschiedliche Szenen und Stimmungen vorhanden sind, die sich nach Film-Genres wie Thriller, Romantik, Doku oder Film-Noir orientieren. Besagte Filter umfassen dabei Belichtung, Farbwärme und dergleichen. Wirklich begeistern konnte uns der Point-Zoom: Einfach ein Objekt während der Aufnahme markieren und die Kamera holt während des Zoomens das vorher markierte Objekt heran. Was daran begeistert ist die Kontinuität: Der Zoom arbeitet langsam und flüssig, das Objekt ist nicht sofort großgestellt. Es wirkt fast, als ob ein professioneller Kameramann die Aufnahme führt. Klasse LG!

Lobenswert ist zudem, dass LG dieses Mal jedem Modell des V30 einen 32-Bit Quad-DAC Audiochip von ESS Technologies für ein noch besseres Audio-Erlebnis spendiert. Mit unseren Sony HDR450 Headset war ein Unterschied schon zu hören. Von verschiedenen Presets bis hin zur feineren Abstimmung zeigte sich die Audiowiedergabe durchaus beeindruckend. Jedoch kommt das volle Potenzial erst mit den Bang&Olufsen-Kopfhörern zum Tragen, die wir hoffentlich im richtigen Test mit ausprobieren können.

Verfeinerung im Detail

Vorinstalliert ist Android 7.1.2 Nougat, was LG voraussichtlich im ersten Quartal 2018 gegen Android 8.0 Oreo austauschen will. Das erste Smartphone mit dem neuen Android-Betriebssystem wie das V20 mit Android 7 Nougat im vergangenen Jahr hat LG damit nicht mehr. Dafür sorgt der Hersteller mit der LG UX 6.0+ für punktuelle Verbesserung einzelner Funktionen. Eine runderneuerte Oberfläche dürfte frühestens mit dem LG G7 seine Premiere feiern. LG V30 Hands-on Noch kein Android 8.0 Oreo, aber trotzdem ist das Betriebssystem aktuell
Foto: teltarif.de / Stefan Kirchner
Neu ist unter anderem das Entsperren per Stimmerkennung, was natürlich vorher antrainiert werden muss. Aufgrund der Messe haben wir diese Funktion daher nicht näher ausprobieren können, holen es im Test aber nach. Reibungslos hat das Entsperren per Gesichtserkennung funktioniert, es wurde jedoch auch ein Kollege von uns erkannt, der ebenfalls Zugriff auf das LG V30 bekam. Die optional einschaltbare "Verbesserte Gesichtserkennung" ist da weitaus kritischer, ob man wirklich der registrierte Besitzer ist oder jemand anderes.

Löblich ist, dass LG weitestgehend auf Bloatware verzichtet - sofern von den Daydream-Apps abgesehen wird. Zwar werden die wenigsten Käufer des LG V30 eine Daydream-VR-Brille von Google haben, wo das V30 trotz seiner Größe perfekt reinpasst, aber man kann mit den passende Inhalten direkt loslegen.

Vorläufiges Fazit: Das deutlich bessere G6

Was schon Samsung mit der Note-Reihe in diesem Jahr umsetzt, hat sich auch LG vorgenommen: Kritikpunkte am Frühjahrsmodell mit dem Herbstmodell weitestgehend ausmerzen. Die Kombination aus leistungsstarker Hardware, robustem Gehäuse mit IP68-Zertifizierung und die punktuell verbesserte Dual-Kamera machen das LG V30 zu dem, was das LG G6 schon hätte sein müssen. So viel lässt sich nach dem kurzen Ausprobieren festhalten.

Natürlich muss man bedenken, dass unsere Erfahrungen auf einem Ausstellungsmodell beruhen, dessen Software nicht zwingend final sein muss. Erst der Test mit einem Serienmodell wird zeigen, ob sich das LG V30 nach einem ersten positiven Eindruck auch im Alltag bewähren kann.

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