Milliarden-Poker

Kabel Deutschland wird wieder als Übernahme-Kandidat gehandelt

Manager Magazin: Unitymedia-Eigentümer hat Interesse
Von dpa / Thorsten Neuhetzki

Wieder um Übernahme-Fokus: Liberty Global hat Interesse an Kabel Deutschland Wieder um Übernahme-Fokus: Liberty Global hat Interesse an Kabel Deutschland
Foto: Kabel Deutschland
Der US-Kabelriese Liberty Global greift laut Manager Magazin nun auch nach Kabel Deutschland. Nach dem Kauf der Netzbetreiber KabelBW und Unitymedia stehe der deutsche Marktführer nun ganz oben auf der Wunschliste des US-Konzerns, schreibt das Magazin ohne Angabe konkreter Quellen. Weder Kabel Deutschland in München noch die mittlerweile zusammengeschlossene Unitymedia KabelBW in Köln wollten den Bericht heute kommentieren.

Übernahmen auf dem deutschen Kabelmarkt gelten aber als schwierig, da das Kartellamt ein scharfes Auge auf das Geschäft hat, das sich im wesentlichen drei große Unternehmen teilen. Die großen drei - Kabel Deutschland, Unitymedia Kabel BW und Tele Columbus - machen sich allerdings kaum direkte Konkurrenz, sondern sind in unterschiedlichen Bundesländern aktiv. Zuletzt hatte es Gerüchte gegeben, der britische Telekomkonzern Vodafone sei auch an Kabel Deutschland interessiert.

Kabel Deutschland würde wohl 6,5 Milliarden Euro kosten

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Foto: Kabel Deutschland
Der Aktie der Münchner schaden die Gerüchte nicht: Der Kurs kletterte heute zwischenzeitlich auf ein Rekordhoch von 76,40 Euro und notierte am Mittag bei 73,29 Euro, ein Plus von mehr als 4 Prozent. Für eine Komplettübernahme von Kabel Deutschland müsste Liberty Global - gemessen an diesem Kurs - knapp 6,5 Milliarden Euro auf den Tisch legen. Für Unitymedia hatte der US-Konzern 2009 rund 3,5 und für KabelBW vor zwei Jahren 3,2 Milliarden Euro gezahlt.

Liberty Global unter der Führung von John Malone und seinem Unternehmenschef Michael Fries stecken in den Ausbau ihres Geschäfts in Europa viel Geld. Erst im Februar gab Liberty Global umgerechnet mehr als zwölf Milliarden Euro für den britischen Konkurrenten Virgin Media aus und griff damit US-Medienmogul Rupert Murdoch in einem seiner wichtigsten Reviere an. Auch an Deutschland hat Malone seit Jahren Interesse, musste sich aber zunächst den Kartellwächtern beugen.

Kabel-Netze mit langer Historie

Das Netz, das Kabel Deutschland betreibt, baute einst die Deutsche Bundespost. Die Deutsche Telekom als Nachfolgerin musste sich schließlich aus Wettbewerbsgründen von der Breitband-Infrastruktur trennen und die 1999 aus dem Konzern ausgegliederte Kabel Deutschland GmbH verkaufen. Danach wurden die Regionalnetze nach und nach an Investoren verkauft. 2002 wollte Malone die verbliebenen sechs Netze übernehmen, scheiterte aber am Kartellamt.

Auch gegen den späteren Kauf von Unitymedia hatte das Amt zunächst Bedenken und genehmigte den Deal nur unter Auflagen. Zuletzt machte das Kartellamt Kabel Deutschland selbst bei der geplanten Übernahme von Tele Columbus einen Strich durch die Rechnung. Laut Manager Magazin erhofft sich Liberty Media gerade durch diesen Eingriff der Behörde, dass eine Übernahme Chancen hätte, da es mit Tele Columbus noch einen weiteren Wettbewerber auf dem deutschen Markt geben würde.

NordLB-Analyst Holger Fechner sagte, diese Argumentation könne er nicht ganz nachvollziehen. Er rechne eher damit, dass eine solche Übernahme auf erhebliche kartellrechtliche Einwände stoßen dürfte. Kabel Deutschland, seit 2010 an der Börse, versorgt rund 8,5 Millionen Haushalte, beschäftigt etwa 3 500 Menschen und machte im vergangenen Geschäftsjahr rund 1,7 Milliarden Euro Umsatz.

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