Unklarheit

Kabel-Deutschland Preiserhöhung: Wer bekommt Sonder­kün­di­gungs-Recht?

Nach der teltarif.de-Bericht­er­stattung haben sich viele Kunden an Kabel Deutschland gewandt, Nachweise über die Kosten­steigerungen verlangt oder ein Sonder­kündi­gungs­recht ge­fordert. Doch das Unter­neh­men reagiert höchst unter­schied­lich - warum das?
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Die Service-Seite von Kabel-Deutschland Die Service-Seite von Kabel-Deutschland
Bild: Kabel Deutschland
Die im Juli von teltarif.de ge­meldete Kabel-Deutsch­land-Preis­er­höhung hat bei vielen Kunden zu Ver­unsiche­rungen geführt, betroffen sind ins­besondere ältere Be­stands­tarife. Die Ver­braucher­zentrale Bayern hat gegenüber teltarif.de seinerzeit erläutert, dass der Provider die Preise nicht für die Gewinn­maxi­mierung erhöhen darf.

Besonderes Interesse bei unseren Lesern geweckt hat allerdings die Einschätzung des Rechtsanwalts Matthias Böse. Der Rechtsexperte hatte seinerzeit den Kabel-Deutschland-Kunden empfohlen, schriftlich eine Darlegung der Details zur Preiserhöhung zu verlangen. Aus zahlreichen Rückmeldungen wissen wir, dass Kunden dies getan, aber von Kabel Deutschland ganz unterschiedliche Reaktionen erhalten haben.

Das schreiben Kunden nach der Preiserhöhung an den Provider

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Rechtsanwalt Böse empfiehlt den Kunden, sich eine Aufstellung über die Gewichtung der Kostenelemente, die genaue Höhe der Kostensteigerung und den Zeitpunkt des Bekanntwerdens der Kostensteigerung zusenden zu lassen. Auch Nachfragen zu Kostensenkungen und deren Weitergabe an den Kunden müssten erlaubt sein.

Von Leser-Rückmeldungen wissen wir, dass der Kabelprovider, der mittlerweile zu Vodafone gehört, die Briefe mit der Preiserhöhungs-Ankündigung nicht auf einen Schlag, sondern zeitversetzt über mehrere Wochen verschickt hat. Jeder Kunde sollte innerhalb einer Frist von zwei Wochen nach Eintreffen des Schreibens seinen Brief oder seine E-Mail an den Provider verschickt haben.

"Ich habe von meinem Sonderkündigungsrecht Gebrauch gemacht (was übrigens im Schreiben nicht erwähnt wurde!)", teilt ein anderer Leser mit, der sich wohl die Mühe mit der Anfrage zu den Kostensteigerungen gar nicht erst gemacht hat. "Auf jeden Fall bin ich mit der Preiserhöhung nicht einverstanden!", stellt ein Kunde klar, der auf seine erste Anfrage an den Kundenservice keine zufriedenstellende Antwort erhalten hatte.

So reagiert Kabel Deutschland auf die Kunden-Beschwerden

Nach den uns vorliegenden Kunden-Rückmeldungen reagiert Kabel Deutschland höchst unterschiedlich auf die Beschwerden seiner Bestandskunden. Einige Leser haben uns E-Mails vom Kundenservice weitergeleitet, in denen ein Sonderkündigungsrecht rundheraus abgelehnt wird. "Ihren Widerspruch gegen unsere Preisanpassung können wir leider nicht akzeptieren. Gerne beraten wir Sie ausführlich über die von Ihnen angesprochenen Punkte. Rufen Sie uns an - wir finden bestimmt ein passendes Angebot für Sie", schreibt der Provider, der wohl ein großes Interesse daran hat, dass die Kunden in einen aktuelleren Tarif wechseln.

Doch das wollen viele Kunden bewusst nicht: "Ein Wechsel in einen anderen Internet- und Telefon-Tarif Ihres Unternehmens kommt für uns nicht in Frage, da die aktuellen Tarife nicht unserem Bedarf entsprechen", teilt ein Kunde mit. "Für einen Großteil der bestehenden Internet-&-Telefon-32-Kunden wird der Wechsel zu Internet & Telefon 25 sicherlich interessant sein - für uns als 5-Personen-Haushalt ohne Bedarf an einer Telefon-Flat, aber mit Bedarf an hoher Bandbreite eher nicht," fasst ein Kunde seine Sicht der Dinge zusammen. "Traurig war allerdings, dass die Mitarbeiterin, die detaillierter auf unseren Bedarf eingehen wollte, die genauen Tarife, bzw. Leistungen erst nachlesen musste (Bandbreite, Preise, etc.)." Besonders ältere Kunden sind mit dem Prozedere meist überfordert: "Meine Mutter ist bereits verzweifelt, und sicherlich auch andere Menschen in diesem Alter. Ich versuche sie zu unterstützen", schreibt der Sohn einer Kundin.

Akzeptierte Kündigungen und die Frage nach Kostensteigerungen nur für Alt-Tarife

"Nach der Aufforderung, mir die Erhöhungsgründe darzulegen, wurde meine Sonderkündigung direkt anerkannt. [...] die Sonderkündigung wurde sofort akzeptiert", schreibt dagegen ein Leser im teltarif.de-Forum. Ein weiterer Foren-Nutzer hat dort ein etwas versöhnlicheres Schreiben des Providers in Auszügen veröffentlicht: "[...] gern möchten wir Sie als Kunden behalten und finden es schade, dass Sie Ihr Sonderkündigungsrecht in Anspruch genommen haben. Wir akzeptieren trotzdem Ihre Entscheidung und bestätigen Ihre Kündigung."

Interessant ist, dass uns kein einziger Leser ein Schreiben von Kabel Deutschland weitergeleitet hat, in dem der Provider tatsächlich die gestiegenen Betriebskosten detailliert auflistet und damit die Preiserhöhung rechtfertigt. "Ob es sich hier um eine Erhöhung handelt, weil die Kosten gestiegen sein sollen, wurde mir nicht mitgeteilt", schreibt ein Leser im Forum. Man kann also vermuten, dass Kabel Deutschland diese Infos bewusst zurückhält, um den Kunden keine weiteren Angriffspunkte zu bieten - und der Konkurrenz keine allzu tiefen Einblicke in interne Vorgänge und Kalkulationen zu gewähren.

Manche Kunden stellen aber die berechtigte Frage, warum nur ein Teil der Tarife und nicht das komplette Tarifportfolio von "Kostensteigerungen" betroffen sein soll. "Warum sind die Kosten bei einem 25 MBit/s (beworbener neuer Vertrag) nicht so gestiegen? Bzw. wie rechtfertigt sich der Preis von 12 mal 19,90 Euro und dann 12 mal 29,90 Euro, wenn es insgesamt eigentlich höhere Belastungen gibt?", fragt ein Bestandskunde im Hinblick auf die aktuellen rabattierten Neukunden-Aktionen.

Stellungnahme von Kabel Deutschland eingetroffen

Eine eindeutige Linie des Providers im Umgang mit den Kunden-Beschwerden und Wünschen nach einem Sonderkündigungsrecht ist aus den uns vorliegenden Leser-Rückmeldungen momentan nicht ableitbar.

Zu den berichteten Ungereimtheiten haben wir mittlerweile bei Kabel Deutschland um eine Stellungnahme gebeten. Inzwischen ist die Stellungnahme bei uns eingetroffen. Was uns der Anbieter geantwortet hat, erfahren Sie in unserer ausführlichen Meldung zur Stellungnahme von Kabel Deutschland.

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