Fernsehnutzung

Digitalisierungs­bericht: Der Fern­seher wird zum Second Screen

Der Fernseher wird immer mehr zum "Second Screen", während die Mediennutzung vorrangig auf Smartphones und Tablets läuft und die "Glotze" nur noch zur Hintergrundberieselung dient. Das ist eines von vielen interessanten Details des neuen Digitalisierungsberichtes der Landesmedienanstalten.
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Das Fernsehen ist im digitalen Zeitalter angekommen und läuft oft nur noch nebenbei. Das Fernsehen ist im digitalen Zeitalter angekommen und läuft oft nur noch nebenbei.
Bild: dpa
In dieser Woche präsentierten die Medienanstalten am Rande der IFA den Digitalisierungsbericht 2014. Über die Radionutzung haben wir bereits berichtet. Während hier der analoge UKW-Hörfunk noch deutlich vorne liegt, nimmt die Zahl der TV-Haushalte, in denen noch ausschließlich analog ferngesehen wird, kontinuierlich ab. Entsprechend stieg die Digitalisierungsquote insgesamt im letzten Jahr moderat auf 83,8 Prozent an. 2014 gibt es lediglich noch 6,2 Millionen ausschließlich analoge Kabel-Haushalte. Obwohl die Kabelnetze längst flächendeckend digitalisiert sind, hinkt die digitale TV-Nutzung mit 62,9 Prozent der Kabel-Haushalte deutlich hinterher. Insbesondere ältere Bürger und einkommensschwächere Kabel-Kunden finden sich noch unter den Nutzern des analogen Fernsehens, so die Medienanstalten in ihrer Analyse.

Kabel und Satellit gleichauf an der Spitze, IPTV stagniert, DVB-T verliert

Das Fernsehen ist im digitalen Zeitalter angekommen und läuft oft nur noch nebenbei. Das Fernsehen ist im digitalen Zeitalter angekommen und läuft oft nur noch nebenbei.
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Wie bereits im Vorjahr blieben auch 2014 die Reichweiten der vier Übertragungswege weitgehend stabil. Kabel und Satellit liegen demnach weiterhin gleichauf an der Spitze. Jeweils gut 46 Prozent der TV-Haushalte nutzen einen dieser beiden TV-Verbreitungswege.

Den terrestrischen Empfangsweg DVB-T nutzen aktuell zehn Prozent, beziehungswiese knapp 3,9 Millionen TV-Haushalte in Deutschland. Dies bedeutet einen Rückgang um einen Prozentpunkt im Vergleich zum Vorjahr. Grund könnte der Rückzug der Mediengruppe RTL aus Bayern sein - sowie die zwischenzeitliche Ankündigung des Unternehmens sich gänzlich aus der Terrestrik zurückzuziehen.

Die Zahl der ausschließlich über DVB-T empfangenden TV-Haushalte liegt bei zwei Millionen Haushalten. Einen großen Zuspruch findet der terrestrische Fernsehempfang laut den Medienanstalten in den Regionen, in denen sowohl öffentlich-rechtliche als auch private Programme terrestrisch verbreitet werden. Hier verzeichnet DVB-T eine Reichweite von aktuell 17,2 Prozent der TV-Haushalte.

Auch der internetbasierte Fernsehempfang via IPTV konnte erstmals keine Reichweitensteigerung verbuchen. Wie im vergangenen Jahr nutzen 4,9 Prozent der TV-Haushalte den Breitbandanschluss für den Fernsehempfang und Angebote wie Entertain der Deutschen Telekom, das entspricht 1,9 Millionen Haushalten in Deutschland.

Smart-TV nimmt an Fahrt auf

Die Konvergenz von Rundfunk- und Internetnutzung schreitet laut Digitalisierungsbericht voran. 45,4 Prozent der Bevölkerung schauen inzwischen Fernsehen über das Internet. Bei 21,6 Prozent findet die Videonutzung bereits an einem Smart-TV statt.

Knapp 23 Prozent der TV-Haushalte in Deutschland geben an, über einen internetfähigen Fernseher zu verfügen, das bedeutet eine Steigerung um 46 Prozent im Vergleich zum vergangenen Jahr. Die Mehrheit davon - 65 Prozent - haben den Fernseher tatsächlich mit dem Internet verbunden. Das sind 15 Prozent aller TV-Haushalte oder rund 5,7 Millionen Haushalte.

Im Video-On-Demand-Sektor nutzen 58,2 Prozent der Smart-TV-Nutzer die Mediatheken der öffentlich-rechtlichen und privaten TV-Sender, gefolgt von Videoportalen wie Youtube oder Vimeo mit 25,4 Prozent und Online-Videotheken wie Maxdome, Watchever und Amazon Instant Video mit 21,2 Prozent.

Second Screen Nutzung nimmt zu

42,7 Prozent der Fernsehzuschauer nutzen parallel zum TV-Gerät einen zweiten Bildschirm, den sogenannten Second Screen. Zumeist werden Smartphones, Tablets oder Notebooks genutzt. Hier dominieren E-Mail und Instant Messaging (72 Prozent), das Abrufen von aktuellen Infos und Nachrichten (59 Prozent) sowie soziale Netzwerke (51 Prozent) die Nutzung. Allerdings geben nur 27 Prozent der Second-Screen-Nutzer an, sendungsbegleitende Inhalte abzurufen. Gefragt danach, welchem Bildschirm bei der Paralellnutzung ihre hauptsächliche Aufmerksamkeit gilt, geben 38 Prozent Smartphone, Tablet und Laptop an. 35 Prozent verfolgen weiterhin hauptsächlich das Geschehen auf dem TV-Gerät. Der Fernseher wird also oft zur "Hintergrundberieselung" genutzt, und Smartphones und Tablets übernehmen die Funktion der "First Screens".

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