Huawei und China Mobile erproben 5G im Gebäude
Eisenbahnbrücke (1110m Spannweite) über den Xijiang in der südchinesischen Provinz Guangdong.
Foto: Picture Alliance / dpa
In der südchinesischen Stadt Dongguan wurde im Werk von Huawei erstmals "5G Indoor Distributed Massive MIMO" umgesetzt.
Für das gemeinsame Pilotprojekt des Herstellers Huawei und des Netzbetreibers China Mobile Guangdong wurde verteiltes Massive MIMO (Multiple Input, Multiple Output) in mehreren 5G-Indoor-Zellen aktiviert, um größtmögliche Kapazität und beste Funkversorgung bereitzustellen, die zur Unterstützung von sogenannten "5GtoB"-Diensten (= 5G to Business) dient. Sie zeichnen sich durch bisher ungewohnt hohe Uplink-Raten aus. Verwendet wird der 2,6-GHz-Frequenzbereich mit zweimal 80 MHz Bandbreite.
Damit konnte Durchsatz im Uplink der Zelle mit einem Spitzenwert von 1,2 GBit/s erreicht werden. Nach Angaben von Huawei sei das viermal so viel in bei herkömmlichen 4T4R-Mimo-Zellen (4 Senden, 4 Empfangen). Für das Projekt wurde "LampSite", ein digitales 5G-Indoor-Netzwerkprodukt von Huawei, im 2,6-GHz-Frequenzbereich genutzt. Wie eine Deckenleuchte werden überall im Raum kleine Mini-Sender (ähnlich einem Router) montiert und decken damit das Gebäude indoor lückenlos ab. In diesem Gehäuse ist die aktive Sende-Endstufe und die Sende-Antenne enthalten. Sind in einem Raum mehrere Lamp-Sites montiert, stehen diese direkt miteinander in Verbindung und können einen "Klienten" (Nutzer) gezielt "anleuchten", d.h. er wird optimal versorgt, damit Signal-Pegel und Datenrate auf den maximal möglichen Wert steigen.
Hoher Uplink schafft neue Möglichkeiten
Eisenbahnbrücke (1110m Spannweite) über den Xijiang in der südchinesischen Provinz Guangdong.
Foto: Picture Alliance / dpa
Mit der jetzt möglichen hohen Uplink-Rate eröffnen sich neue Möglichkeiten für intelligente Fertigungsanwendungen auf Basis von 5G. Netzbetreiber können der Industrie damit beispielsweise Videoübertragung oder den Betrieb von automatischen Förderfahrzeugen (AGV = Automated Guided Vehicles), aber auch andere 5GtoB-Lösungen für Fabriken, Häfen, Flughäfen, Stromnetze, Transport, Sicherheit und andere Bereiche bieten.
Erprobung im eigenen Werk
Huawei möchte seine Fertigungs- und Managementtechniken mit Echtzeit- und flexibler Informationskombination zukünftig über den gesamten hauseigenen Geschäftsprozess hinweg nutzen, von der Produktion über Qualitätsmanagement bis hin zur Logistik. Damit sollen die Möglichkeiten der eigenen Produkte gezeigt und erprobt werden.
Was macht "Indoor Distributed Massive MIMO"?
So klein kann eine aktive Lamp-Site Antenne sein.
Foto: teltarif.de
"Indoor Distributed Massive MIMO" führt das bereits von Makro-Basisstationen bekannte "Massive MIMO" auch bei Indoor-Netzwerken ein. Es ist ein neuer Ansatz, um die Kapazität von 5G-Indoor-Netzwerken kontinuierlich zu erhöhen. Die Technologie unterstützt bis zu 64T64R-Kanäle (je 64 Sende- und je 64 Empfangsantennen) und bündelt Beamforming, MU-MIMO (= Multi-User MIMO) und andere Technologien, um eine hohe Kapazität im Uplink und konsistente Datengeschwindigkeiten zu gewährleisten.
Wie schon berichtet, erlaubt die Technik eine punktgenauere Versorgung des einzeln Nutzers im Raum, in dem die verschiedenen Einzelantennen gebündelt werden und damit eine Richtwirkung erzielen. Funklöcher oder Probleme durch Mehrwegempfang sollen damit im Gebäude (z.B. einer Produktionshalle) vermieden werden.
Wer ist Huawei Technologies?
Das Wort Huawei, chinesisch gesprochen klingt es wie "Uaah-Weeh", könnte man auf deutsch mit "China kann das", aber auch mit "etwas Gutes für China tun" übersetzen.
Huawei kennen viele Leser als Hersteller von Smartphones. Seit dem Bann der US-Regierung auf US-Unternehmen darf z.B. Google an Huawei kein komplettes Android-Betriebssystem mehr ausliefern. Verschiedenen Chip-Herstellern ist oder war es untersagt, ihre Technik direkt oder indirekt an Huawei zu verkaufen. Ob die US-Regierung damit ihr Ziel erreicht hat oder genau das Gegenteil, ist umstritten. Huawei ist dabei, alternative Hard- und Software selbst zu entwickeln und zu produzieren, hat aber auch seine Handyzweitmarke Honor verkauft. Huawei Technologies sieht sich als "einer der weltweit führenden Anbieter von Informationstechnologie und Telekommunikationslösungen". Nach Angaben von Huawei würden "mehr als ein Drittel der Weltbevölkerung und mehr als die Hälfte der deutschen Bevölkerung" direkt oder indirekt Technologie von Huawei nutzen.
Huawei hat seinen Hauptsitz in der Stadt Shenzhen (südliches China). Das Unternehmen hat weltweit etwa 194.000 Mitarbeiter und ist mit seinen drei Geschäftsbereichen Carrier Network, Enterprise Business und Consumer Business in 170 Ländern tätig. Huawei beschäftigt über 96.000 Mitarbeiter im Bereich Forschung und Entwicklung und betreibt weltweit 16 Forschungs- und Entwicklungscluster sowie gemeinsam mit Partnern 28 Innovationszentren. In Deutschland ist Huawei seit 2001 aktiv und beschäftigt hier über 2500 Mitarbeiter an 18 Standorten. Das größte europäische Forschungszentrum von Huawei befindet sich in München.