IFA-Neuheit

Vernetzter Kühlschrank von Haier mit Touchscreen ausprobiert

Der vernetzte Kühlschrank mit Touchscreen von Haier kann ablaufende Lebensmittel erkennen und Rezepte für deren Verwertung vorschlagen. Dazu kann der passende Wein bestellt und die Küche mit Musik beschallt werden. Bei Alexa hapert es im Kurztest aber noch.
Von der IFA in Berlin berichtet

Haier Link Cook: Die Fronsteite spiegelt viel zu stark Haier Link Cook: Die Fronsteite spiegelt viel zu stark
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch
Viele Verbraucher nutzen ihre Haus­ge­räte so lange, bis sie kaputt gehen, was mit­unter erst nach acht bis zwölf Jahren passieren kann. Des­wegen haben es neue Techniken in diesem Bereich mit­unter schwer, sich schnell und flächen­deckend durch­zu­setzen.

Die IFA ist aller­dings eine Messe, auf der stets auch neue Technologien bei Haus­ge­räten präsentiert werden. Bereits im ver­gangenen Jahr haben wir einen vernetzten Kühlschrank von Samsung mit Touch­screen aus­probiert, dieses Jahr haben Haier und weitere Her­steller mit ähnlichen Geräten nach­ge­zogen.

Ein weiterer Trend in diesem Jahr sind sprachgesteuerte Geräte - auch bei den Hausgeräten hält die Sprachsteuerung so langsam Einzug. Der Kühlschrank der Link-Cook-Serie von Haier kommt mit Amazon Alexa - wir haben auf der IFA versucht, mit dem Kühlschrank zu kommunizieren. Haier Link Cook: Die Fronsteite spiegelt viel zu stark Haier Link Cook: Die Fronsteite spiegelt viel zu stark
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch

Design und Spiegelungs-Problem

Auf die Vorstellung neuer Smartphones hat Haier auf der IFA in diesem Jahr verzichtet - der Haier-Messestand wird von Hausgeräten und Fernsehern dominiert. Offenbar gewinnt der chinesische Konzern nun auch in Europa zunehmend Marktanteile mit seinen Hausgeräten.

Als wir uns dem Link-Cook-Kühlschrank auf dem Messestand näherten, wirkte dieser optisch zunächst recht hochwertig. Eine Besonderheit des Designs besteht darin, dass der Kühlschrank statt einer zwei Türen hat, die sich in entgegengesetzter Richtung nach außen wie ein Doppelflügel-Fenster öffnen. Das Touch-Display ist auf der rechten Türe eingelassen.

Beim ersten Anfassen des Kühlschranks bemerkten wir aber, dass der Großteil des Gehäuses nicht aus Metall, sondern aus einem recht harten Kunststoff besteht. Als sehr nachteilig für die Bedienung des Touchscreens empfanden wir die stark reflektierende Glasschicht, die sich über die ganze Tür erstreckt und hinter der sich der Touchscreen befindet.

Von etwas Entfernung sieht das zwar edel aus. Als wir allerdings vor dem Kühlschrank standen, entdeckten wir, dass die Spiegelung zum Teil stärker zu sehen war als der Bildschirminhalt. Und in den Einstellungen war das Display bereits auf die hellste Stufe gestellt. Das hätte Haier besser lösen müssen - in einer hell erleuchteten Küche mit mehreren Fenstern kann es sein, dass das Display nur sehr schlecht lesbar ist. Das hat Samsung mit dem Family Hub besser hinbekommen. Der Frischezustand der Lebensmittel wird stets kontrolliert Der Frischezustand der Lebensmittel wird stets kontrolliert
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch

Food Management: Kühlschrank erkennt Lebensmittel, die ablaufen

Gut gefallen hat uns allerdings die Oberfläche des Kühlschrank-Betriebssystems. Alle Funktionen sind schnell über Kacheln oder Menüs erreichbar. Der Touchscreen reagierte schnell auf unsere Anforderungen, allerdings dauerte das Laden vieler Funktionen recht lange, was wohl am chronisch überlasteten Messe-Netzwerk lag.

Schon nach wenigen Sekunden am 21,5-Zoll-Hochkant-Bildschirm wird klar, dass Haier bei seinem vernetzten Kühlschrank auf eine starke Bindung an Amazon setzt. Schon auf dem Homescreen wird für diverse Amazon-Lieferdienste geworben, und zwar nicht nur für Lebensmittel, sondern auch für den zum Essen passenden Wein.

Obwohl es natürlich auch Entertainment-Angebote wie Musik- und Videoplayer sowie einen Zugang zu den Amazon-Multimedia-Inhalten gibt, konzentriert sich Haier auch auf Techniken, die wirklich etwas mit dem Kühlen von Lebensmitteln zu tun haben. Haier nennt dies "Food Management": Integrierte Sensoren ermöglichen es, praktische Informationen über den Kühlschrankinhalt zu erhalten.

Die in der Türe angebrachten Kameras sollen den Kühlschrankinhalt erkennen und dem Benutzer erlauben, Informationen über den Frischezustand, die Ablaufdaten und die Nährstoffqualität der Lebensmittel abzurufen. Außerdem schlagen die Link-Cook-Geräte Rezepte vor, die auf dem Kühlschrankinhalt basieren. So soll vermieden werden, dass unnötig Lebensmittel weggeworfen werden müssen und damit verschwendet werden. Die entsprechende Funktion auf dem Homescreen nennt sich "Overdue Reminder". Alexa-Assistent links oben und Weinempfehlungen Alexa-Assistent links oben und Weinempfehlungen
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch

Weitere smarte Funktionen und nicht aktive Sprachsteuerung

Natürlich kann der Nutzer über den Touchscreen auch Rezepte abrufen, Notizen für Familienmitglieder hinterlassen oder die aktuelle Wettervorhersage anschauen. Auch Radio hören, Fernsehen, E-Mail-Abruf und die Verwendung sozialer Netzwerke sind möglich.

In der linken oberen Ecke wartet ein graues Männchen, das sich nach dem Antippen als Verkörperung des Sprachassistenten Amazon Alexa entpuppte. Obwohl der Assistent aktiv war, konnte uns Alexa allerdings nicht hören, obwohl wir laut und deutlich auf Englisch zum Kühlschrank sprachen. Entweder war die Funktion grundsätzlich noch nicht aktiv, das Mikrofon abgeklemmt oder die Funktion auf dem Messe-Exemplar des Kühlschranks deaktiviert.

Seitlich in die Tür eingelassene Lautsprecher Seitlich in die Tür eingelassene Lautsprecher
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch
Es ist auch möglich, dass die Umgebungsgeräusche auf dem Messestand dazu geführt haben, dass uns Alexa nicht verstand. Denn am benachbarten Kühlschrank waren mehrere chinesische Haier-Mitarbeiter damit beschäftigt, die Musikwiedergabe in möglichst hoher Lautstärke zu testen. Die Lautsprecher sitzen seitlich rechts und links an den Geräten. Sollte das der Grund für die Ignoranz durch Amazon Alexa gewesen sein, wäre das in der Praxis ein entscheidender Nachteil, denn in der Küche einer Familie mit mehreren Kindern kann es sicher ab und zu einmal laut werden.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass in der Link-Cook-Kühlschrankserie viele gute Ideen stecken, von denen vieles (Amazon-Shopanbindung, Multimedia-Features) auch gut funktioniert. Haier sollte allerdings etwas gegen die viel zu starke Display-Spiegelung unternehmen und vielleicht nochmals an der Implementierung von Alexa feilen.

In diesem Jahr zeigt Samsung auf der IFA eine überarbeitete Variante des Family-Hub-Kühlschranks, In einem weiteren Artikel haben wir zusammengestellt, was die IFA-Trends bei vernetzten Hausgeräten sind.

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