Google-Streit: EU-Kommission droht mit Milliarden-Strafe
EU-Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia
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Die EU erhöht den Druck auf Google: Im Streit um
Googles Suchmaschinen-Geschäft verlangt die EU-Kommission von dem
Internet-Unternehmen mehr Zugeständnisse. Sonst droht eine
Milliarden-Strafe. "Wir werden Google wahrscheinlich (...)
auffordern, seine Vorschläge nachzubessern", sagte
EU-Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia im Brüsseler
Europaparlament.
Der Vorwurf in dem Kartellverfahren lautet, dass Google bei der Anzeige von Suchergebnissen eigene Dienste vor Konkurrenzangeboten bevorzugt. Dabei geht es etwa um spezialisierte Bereiche wie den Kartendienst Maps, Preisvergleiche oder die Hotelsuche. Konkurrenten wie Microsoft hatten sich über diese ihrer Meinung nach unlauteren Geschäftspraktiken in Brüssel beschwert. Google hat in europäischen Ländern zum Teil über 90 Prozent Marktanteil bei der Internet-Suche.
EU-Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia
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Auf Druck aus Brüssel hatte der US-Konzern angeboten, fünf Jahre
lang eigene Dienste deutlicher zu markieren und mehr Links zu
Webseiten der Wettbewerber anzuzeigen. Insgesamt machte der Konzern
in vier Punkten - auch der Werbung - Zusagen. Diese reichen Brüssel
aber nicht aus. "Wir glauben, dass unser Vorschlag an die
EU-Kommission auf die vier Bedenken eingeht, die vorgebracht wurden",
teilte ein Google-Sprecher in Brüssel mit. "Wir arbeiten weiterhin
mit der Kommission, um diesen Fall beizulegen."
Almunia werde nicht zögern, "eine negative Entscheidung zu treffen"
Rivalen wie die Unternehmensinitiative ICOMP mit Microsoft als maßgeblichem Mitglied und die Organisation Fairsearch haben die bisherigen Zugeständnisse als unzureichend zurückgewiesen. Konkurrenten, Verbände und Nutzer erhalten laut EU-Kommissar Almunia nun bis Ende Juni einen Monat mehr Zeit, um die Zusagen zu kommentieren. Er hofft, eine Einigung mit Google zu erzielen, "so dass wir die Probleme bis Jahresende gelöst haben werden". Falls nicht, werde er nicht zögern, "eine negative Entscheidung zu treffen".
Die EU-Kommission hatte im November 2010 ein Kartellverfahren gegen Google eröffnet und droht mit einer hohen Geldbuße von maximal zehn Prozent des Umsatzes. Brüssel will verhindern, dass der US-Konzern seine Marktposition missbraucht. In den USA waren ähnliche Ermittlungen der amerikanischen Wettbewerbshüter für Google glimpflicher ausgegangen.
In Europa gehen die Konkurrenten inzwischen auch gegen das Google-Betriebssystem Android für Smartphones und Tablets vor. Ihre Beschwerden liegen in Brüssel vor. "Wir haben noch nicht entschieden, ob wir eine öffentliche Untersuchung zu dieser Sache eröffnen", sagte Almunia.