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Einzige Chance für Chrome OS: Rechner müssen günstig sein

Googles Ansatz mag "revolutionär" sein, die Zeit ist aber noch nicht reif
Von Ralf Trautmann

Chrome OS ist da - zumindest als Quellcode. In rund einem Jahr soll es dann auch passende Chrome-OS-Computer geben. Wie heute Vormittag berichtet, verfolgt Google dabei mit seinem neuen System einen radikalen Ansatz: Es setzt abseits seiner Basis vollständig aufs Web. Doch kann das gutgehen? Der Techblog Netbux.de hat sich interessante Gedanken zur Markttauglichkeit des neuen Systems gemacht.

Cloud Computing ist dabei ein echtes Modewort und Google setzt das dahinterstehende Konzept konsequent um: Alles liegt im Web, seien es Anwendungen, seien es die Daten des Nutzers. Dabei schneidet der Suchmaschinenanbieter die Möglichkeiten der konventionellen PC-Nutzung konsequent ab: das Auslagern ins Web ist kein "kann", sondern ein "muss" - der Nutzer hat also keine Wahl. Außer dem Browser-Fenster, genauer, dem Chrome-Browser-Fenster gibt es daher keine Nutzeroberfläche. Auch wenn immer mehr Online-Anwendungen verfügbar sind: Das Angebot dürfte aktuell nicht ausreichen und zudem wird das Konzept viele Nutzer abschrecken. Dies liegt nicht zuletzt auch im Online-"Zwang" begründet: Ohne Internet-Anbindung wird nicht viel gehen - und wenn kein kostenloses WLAN verfügbar ist, wird es zum Beispiel mittels Mobilfunk unter Umständen teuer und/oder langsam. Symbolbild Chrome OS Chrome OS vorgestellt
Bild: Google, MSI / Montage: teltarif.de

Leidiges Thema: Google und die Daten. Der Nutzer muss sich mittels Google-Account anmelden, der googleschen Sammelwut sind also wenig Grenzen gesetzt: Alle Daten kommen säuberlich nach Nutzer sortiert bei Konzern an. Wie dann was genutzt wird, ist offen - auch dies sollte für wenig Begeisterung sorgen.

Kein echter Windows-Konkurrent

Bei allem Cloud-Computing-Hype in der Fachwelt: Die Mehrheit der Nutzer dürfte von der Idee (noch) nicht angetan sein. Geräte mit Google OS (eben vornehmlich Netbooks) haben daher wohl nur eine Chance: Sie müssen günstig sein. Zumindest von Seiten des Betriebssystems steht dem nichts im Weg, denn Chrome OS kommt kostenlos, zudem lässt sich wohl an der Hardware-Ausstattung der ein oder andere Euro sparen - auch trotz SSD-statt-Festplatten-Zwang, denn die klassische Harddisk unterstützt Chrome OS nicht.

Doch obwohl gratis, können Nutzer leider nicht in Genuss kommen, dass System einmal unverbindlich auszuprobieren: Es kommt lediglich vorinstalliert auf neuer Hardware. Damit wird sich ein Problem zumindest halbwegs umgehen lassen: die ungeklärte Treiber-Frage. Gerüchten zufolge ist es nämlich hierum schlecht bestellt, und auch wenn Google durch die Bündelung mit Hardware entsprechende Treiber bereitstellen kann, werden diese möglicherweise für viele Zusatz-Geräte fehlen. Screenshot von Google Chrome OS Chrome-OS-Screenshot
Bild: Google

Einen Vorteil erkennt Netbux aber in der Web-only-Philosophie: Sollte das Gerät einmal kaputt oder verloren gehen, ist "lediglich" der Kauf eines neuen Chrome-OS-Gerätes erforderlich: Die Daten jedenfalls sind von einem derartigen Schaden nicht betroffen. Zudem steigert das System das flexible Arbeiten: Dateien sind von jedem PC aus verfügbar, ohne sie vorher selbstständig hochladen zu müssen.

Doch alles in allem gilt: Auf einen Windows-basierten PC mit gewohntem Bedienkonzept und einer schier unüberschaubaren Zahl von Anwendungen wird die große Masse der Nutzer nicht verzichten wollen und wer Geld hat und eine Alternative sucht, greift zum Mac - ebenfalls ein klassisches Betriebssystem. Mit seinem "radikalen" Ansatz wird Google in absehbarer Zeit nicht in der Breite punkten können (eine Nische ergibt sich im Zweifel noch durch die geplanten ARM-Netbooks, für die es kein Windows gibt), entsprechend wird hier der Kampf wohl vor allem über den Preis laufen. Mal sehen, zu welchen Kosten sich dann ein Google-Netbooks erstehen lässt.

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