Unterhaltungsangebot

ARD-Chef denkt über Anpassung des Rundfunkbeitrags nach

Die ARD rüstet sich für den Wettbewerb mit neuen Digital-Anbietern um die jungen Zuschauer - und denkt über eine "mittelfristige Anpassung" des Rundfunkbeitrags nach.
Von Jennifer Buchholz

ARD fürchtet Netzflix nicht ARD fürchtet Netflix nicht
Bild: dpa
In der kommenden Ausgabe des Magazins Rolling Stone spricht der ARD-Vorsitzende Lutz Marmor in einem Interview über die Abwanderung junger Fernseh­zuschauer zu den Unter­haltungs­angeboten aus dem Internet. Besonderen Fokus legt er hierbei auf den Anbieter Netflix. Marmor glaubt jedoch nicht, dass der Start des US-Streaming-Anbieters sowie seiner Konkurrenten zu einer Veränderung der deutschen Fern­seh­land­schaft führen könnte. "Wir fürchten uns nicht vor Netflix", sagt Marmor in einem Interview mit dem Magazin. Die Stärken der Öffentlich-Rechtlichen, zu denen nach eigenen Angaben unter anderem die Regionalität sowie die umfangreiche Auslands­bericht­erstattung zählen, stünden zu sehr im Vordergrund, als dass sich die Zuschauer von den Sendern wie der ARD abwenden würden. "Dagegen kann auch Netflix nichts ausrichten, da fühle ich mich weder angegriffen noch bedroht." Probleme sieht der ARD-Vorsitzende jedoch bei den Unter­haltungs­angeboten wie Filmen und Serien. Hier werde es, laut Marmor, "sicher einen neuen Wettbewerb geben. Dem müssen wir uns stellen, indem wir gute Arbeit abliefern".

ARD: Wir wollen gar nicht mehr Geld, nur eine Anpassung der GEZ

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Eine Abwanderung (junger) Zuschauer vom Fernsehangebot hin zum Internet bestreitet Marmor: "Ich glaube nicht, dass die jungen Leute gar nicht mehr fernsehen." Stattdessen erklärt er, dass noch immer die unter 30-Jährigen täglich bis zu 128 Minuten fernsehen würden. Diese Zahl habe sich seit 15 Jahren kaum verändert. Vor allem Stars, die durch das Internet bekannt werden, streben laut Marmor noch immer danach, ins Fernsehen zu kommen, um dort eine größere Zielgruppe erreichen zu können.

Auch die Kritiker der ARD-Programm­aus­richtung beschwichtigt der Vorsitzende in dem Interview. So betont er, dass beispielsweise der ARD-XXL-Ostfriese bei den Zuschauern sehr beliebt sei. "Deutschland ist älter geworden - und wir sind da natürlich auch Spiegelbild der Gesellschaft".

Ebenfalls in dem Interview angesprochen wurde der Rundfunk­beitrag, welcher häufig auch als "Zwangsabgabe" kritisiert wird. Lutz Marmor verteidigt die Gebühr: "Für die meisten Menschen hat sich ohnehin nichts geändert." Dennoch deutete er gegenüber Rolling Stone an, dass es "mittelfristig" eine Beitragsanpassung geben könne: "Wir wollen gar nicht mehr Geld. Ich glaube aber, dass es mittelfristig wichtig wäre, zumindest wieder mit einer moderaten Anpassung für einen Inflationsausgleich zu sorgen - zumindest, wenn man in etwa das jetzige Angebot auf­recht­erhalten will."

Beim Thema digitale Strategie gibt sich Marmor hingegen gelassen. "Mit unserer Mediathek brauchen wir sicher noch mal einen Schub nach vorn." Zwar gibt er zu, dass einige ARD-Sendungen schneller ins Web gestellt werden müssten, jedoch gebe es bei einigen Programmen keine Online-Rechte. "Da ist sicher noch Luft nach oben. Das bedeutet aber auch, dass wir unsere Kapazitäten da noch nicht voll ausgeschöpft haben."

Wie die Konkurrenz auf den Start von Netflix reagiert hat, haben wir in einer gesonderten Meldung für Sie zusammengefasst.

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