Microsoft Office 365 nicht für Schulen geeignet?
Microsoft Chef Satya Nadella sieht die Zukunft seines Unternehmens in der Cloud. Datenschützer sehen das kritisch.
Foto: Microsoft
Gestern (Dienstag) war der zweite Dienstag im Monat. Da gab es wieder den regulären Microsoft Windows Patch-Day. Pünktlich um 19 Uhr (10 Uhr Pazifik Time USA) wurden die monatlichen Sicherheits-Updates zum Download bereitgestellt.
Automatisch oder manuell ladbar
Microsoft Chef Satya Nadella sieht die Zukunft seines Unternehmens in der Cloud. Datenschützer sehen das kritisch.
Foto: Microsoft
Wer seinen Rechner auch nach Feierabend "weiterlaufen" lässt, bekam die Updates vermutlich schon automatisch. Man kann die Updates aber auch "manuell" anstoßen. Dazu geht man unter Windows auf Start (links unten) Einstellungen (Zahnrad), "Windows Updates" und ggfs. "nach Updates suchen", wenn nicht schon von selbst Updates angeboten werden.
Version prüfen
Je nachdem, welche Windows Version Sie haben, sollte Ihr Rechner nach Aufrufen des Befehls "Winver" (unter Windows-Taste + R, danach "winver" eintippen und mit Return abschließen) die Version 18362.239 anzeigen. Es kann hilfreich sein, sich auf dem Desktop einfach eine Verknüpfung zur winver.exe anzulegen, ein Pfadname wird nicht benötigt. Windows findet diese Datei im Verzeichnis c:/windows/system32 automatisch (wenn ihr Windows auf Laufwerk C: liegen sollte).
Viele Infos
Mit dem Juli-Patch-Update steigt die Windows-Version 1903 auf Build 18362.239.
Screenshot: Henning Gajek / teltarif.de
Microsoft hat aus der bisherigen Kritik gelernt und gibt zahlreiche Informationen zu Updates im Internet bekannt. Viele Informationen liegen in deutscher Sprache vor. Teilweise sind das maschinell übersetzte Texte, also nicht wundern, wenn der Sprachstil etwas "ungewohnt" daherkommt.
Wer sich zu einem Update auf Windows 1903 noch nicht entschließen konnte, bekommt als Nutzer von 1809 (Herbst 2018) auch noch Updates, aktuell ist die Version 17763.615. Wer im Frühjahr 2018 das letzte Mal auf 1803 umgestiegen ist, landet bei 17134.885. Nutzer einer 2017er Version sollten schleunigst aktiv werden. Die letzte Revision für 1709 war vom 9. Juli 2019 bei Version 16299.1268 und für 1703 bei 15063.1928. Nur Nutzer der Enterprise-, Education- oder IoT-Enterprise-Version werden noch bis Oktober 2018 (1703) bzw. April 2020 (1709) mit Updates versorgt. Noch länger werden spezielle Sonderversionen "Long Term Servicing Channel oder Branch" unterstützt, die bei Endanwendern kaum zu finden sein dürften. Hier wäre noch Zeit bis 2025 bzw. 2029.
Windows 10 in der Schule?
Falls Sie Windows 10 in einer Schule einsetzen wollen, ist das bedingt möglich, allerdings sollte die Speicherung von "Telemetrie-" und Nutzerdaten bei Microsoft genauer ins Auge gefasst werden. Bisher lagen die Nutzer-Daten (speziell der Cloud) wohl auf Wunsch auf deutschen Servern (bei der Telekom im Sicherheitsrechenzentrum in Biere), inzwischen aber irgendwo anders "in Europa". Microsoft USA hat darauf Zugriff und könnte den Zugriff auf diese Daten unter gewissen Umständen auch staatlichen Stellen in den USA gewähren (müssen). Darauf macht der hessische Beauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit Michael Ronellenfitsch [Link entfernt] aufmerksam.
Office 365 nicht in der Schule
Prof. Dr. Michael Ronellenfitsch, der hessische Datenschutzbeauftragte hat zur Cloud einen klaren Standpunkt.
Foto: Picture Alliance / dpa
Wird beispielsweise Office 365 eingesetzt, ein Software-Abonnement für die Microsoft-Programme Outlook (E-Mail-Kalender-Kontakte), Word (Textverarbeitung), Excel (Tabellenkalkulation), PowerPoint (Präsentationen) und weitere Zusatzprogramme, dann ist in diesem Abonnement üblicherweise auch 1 TB Speicherplatz auf onedrive.com enthalten, wo alle genutzten oder erstellten Dokumente gespeichert werden können.
Cloud und Datenschutz
Der Einsatz von Microsoft Office 365 an Schulen ist datenschutzrechtlich unzulässig, soweit Schulen personenbezogene Daten in der europäischen Cloud speichern.
Bereits im August 2017 hat sich der Hessische Beauftragte für Datenschutz und die Informationsfreiheit (HBDI) nach umfangreicher Prüfung zur Deutschland-Cloud von Microsoft als einzige bundesdeutsche Aufsichtsbehörde für den Datenschutz hierzu geäußert. In seiner damaligen Stellungnahme hat er festgestellt, dass Office 365 durch Schulen datenschutzkonform in der Deutschland-Cloud angewendet werden kann, soweit die von Microsoft zur Verfügung gestellten Werkzeuge (z.B. Rollen- und Berechtigungskonzept, Protokollierung etc.) durch die Schulen sachgerecht Anwendung finden. Im August 2018 hat Microsoft der Öffentlichkeit mitgeteilt, dass für die Deutschland-Cloud (gespeichert bei der Deutschen Telekom) keine Verträge mehr angeboten werden und der Vertrieb dieses Produkts eingestellt wird.
Seither kamen Anfragen von Lehrkräften und Schulleitungen oder Schulträgern, ob Office 365 in der europäischen Cloud genutzt werden kann.
Wie "sicher" ist die Cloud?
Die Nutzung von Cloud-Anwendungen durch Schulen ist generell kein datenschutzrechtliches Problem, schreibt der HBDI. Schulen können sich datenschutzkonform digitaler Anwendungen bedienen, soweit die Sicherheit der Datenverarbeitung und die Teilhabe der Schülerinnen und Schüler gewährleistet ist. Anders ist die Rechtslage bei Office 365 als Cloudlösung. Öffentliche Einrichtungen in Deutschland haben eine besondere Verantwortung hinsichtlich der Zulässigkeit und Nachvollziehbarkeit der Verarbeitung personenbezogener Daten. Auch muss die digitale Souveränität staatlicher Datenverarbeitung gewährleistet sein.
Hinzu komme das bei Windows 10 eine Fülle von Telemetrie-Daten an Microsoft übermittelt werden, deren Inhalte trotz wiederholter Anfragen bei Microsoft nicht abschließend geklärt sind. Derartige Daten werden auch bei der Nutzung von Office 365 übermittelt.
Elternwille reicht auch nicht
Selbst wenn die Eltern mit der Datenübermittlung einverstanden wären, reicht das nicht, weil niemand genau weiß oder sagt, ob die Daten auch außerhalb Europas (z.B. in den USA) "abgegriffen" werden oder werden könnten.
Auch internationale Cloud-Lösungen wie Google oder Apple unterliegen derzeit den gleichen datenschutzrechtlichen Bedenken.
Chance für Microsoft?
Solange Microsoft die Fragen des Datenschutzbeauftragten nicht klar beantwortet habe, könnten Microsoft-Office-Produkte, die auf dem eigenen (lokalen) Rechner installiert verwendet werden, findet Ronellenfitsch.
Alternativen zu Microsoft Office?
Da Office auch in der "Bildungsversion" noch seinen Preis hat, könnte vielleicht das Angebot LibreOffice für PC-Anwender interessant sein. Es ist voll kompatibel zu den Office-Formaten und "versteht" sogar uralte Microsoft-Formate wie z.B. "MS Works" (populär Ende der 1990er Jahre), die selbst aktuelle Microsoft-Office-Versionen inzwischen nicht mehr richtig erkennen können.
LibreOffice ist aus OpenOffice entstanden und wird von einer aktiven Gemeinschaft entwickelt und betreut und kostenlos angeboten. Es ist für MS Windows, Linux (deb oder rpm) und auch für Mac OS (Apple) verfügbar. Aktuelle Versionen sind 6.1.6 (stabil), 6.2.5 (Standard) oder 6.3.0 (Vorabversion).