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Fußball-WM: Bei ARD & waipu fallen Tore besonders schnell

Wir haben am Montagabend erneut das TV-Streaming von der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland getestet und dabei das Augenmerk auf die Low-Latency-Streams von ARD und waipu.tv gelegt.
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Am Donnerstag vergangener Woche haben wir das Eröffnungsspiel der Fußball-Weltmeisterschaft genutzt, um die Qualität der Streaming-Anbieter zu testen, die als Plattform zur Verbreitung von Fernsehprogrammen dienen. So sind über Zattoo und Magine TV, waipu.tv und TV.de auch Das Erste und das ZDF zu empfangen - und somit die beiden öffentlich-rechtlichen Programme, auf denen die Fußball-WM-Spiele im Free-TV gezeigt werden.

waipu.tv und mittlerweile auch der Westdeutsche Rundfunk werben mit einem Low-Latency-Signal. Dadurch soll die Verzögerung der Internet-Übertragung gegenüber dem ursprünglichen Satellitensignal besonders klein sein. waipu.tv kündigte die Funktion zunächst für Abonnenten an, die das Perfect-Paket gebucht haben oder sich noch in der kostenlosen Testphase für das TV-Streaming befinden. Voraussetzung zur Nutzung sei ein Android-Smartphone oder -Tablet oder ein Amazon Fire TV.

Erster waipu.tv-Test ohne Erfolg

waipu.tv und ARD streamen mit geringer Latenz waipu.tv und ARD streamen mit geringer Latenz
Logos: ARD/waipu.tv, Grafik/Montage: teltarif.de
Mit Start der Fußball-Weltmeisterschaft legte waipu.tv nach. Nun sollen alle Kunden von der geringen Latenz profitieren. Unser erster Test verlief allerdings nicht ganz so wie gedacht. Zwar lief der Stream während des gesamten Spiels stabil durch, was keine Selbstverständlichkeit war, wie die Mitbewerber Magine TV und TV Spielfilm gezeigt haben. Das Signal war gegenüber dem Satellitenempfang aber doch um etwa 30 Sekunden zeitverzögert.

Leser berichteten, bei ihnen habe der Low-Latency-Stream wie beworben funktioniert. Andere Nutzer vermuteten, die geringe Latenz funktioniere nur in der Nähe des Glasfasernetzes von waipu.tv, aber nicht bundesweit. Die Pressestelle des IPTV-Anbieters war sich sicher, dass wir im Test nicht den Low-Latency-Kanal verwendet hatten. Das war in der Tat der Fall.

"Schnellere Tore" nur auf separatem Kanal

waipu.tv wirbt für die WM-Streams waipu.tv wirbt für die WM-Streams
Screenshot: teltarif.de
waipu.tv hatte im Vorfeld nicht kommuniziert, dass man für die "schnelleren Tore" auf einen anderen Kanal innerhalb der App wechseln muss, obwohl man längst die Vorberichterstattung zum Spiel auf dem Programm sieht, das die Begegnung überträgt. Der separate Kanal wird jeweils erst kurz vor dem Anpfiff eines WM-Spiels freigeschaltet. Diese Regelung begründete waipu.tv damit, dass das Low-Latency-Signal höhere Anforderungen an die Qualität der Internet-Verbindung hat.

Der IPTV-Dienstleister wolle Kunden mit einer weniger performanten Leitung die Möglichkeit geben, die "herkömmliche" Übertragung anstelle des Streams mit der geringeren Latenz zu nutzen. Das wiederum sollte auch möglich sein, indem dynamisch der für den Kunden jeweils bestmögliche Stream ausgewählt wird.

Zweiter Test am Montagabend

Wir hatten am Montagabend das Fußball-WM-Spiel zwischen England und Tunesien verfolgt und dabei gezielt nach dem WM-Stream bei waipu.tv Ausschau gehalten. Am besten auffindbar ist dieser, wenn die App neu installiert wird. In diesem Fall findet sich ein Hinweis direkt im Startmenü. Ansonsten ist ein Link im Menü des Programms zu finden, das die laufende Partie überträgt. Nutzt man die App allerdings im Querformat, um das TV-Programm Display füllend zu sehen, dann fällt der Link möglicherweise nicht auf.

Vier Programme mit Low-Latency-Stream Vier Programme mit Low-Latency-Stream
Screenshot: teltarif.de
Greift man bei waipu.tv auf das als WM-Stream gekennzeichnete Angebot zu, dann beträgt die Latenz gegenüber DVB-S2 auf Astra rund fünf bis sechs Sekunden, wie wir im Test am Montagabend ermittelt haben. Dabei war in unserem Fall der Stream auch über einen längeren Zeitraum sehr stabil. Getestet haben wir mit einem Huawei P20 Pro - einerseits über einen VDSL-25-Anschluss und zum anderen über das LTE-Mobilfunknetz der Deutschen Telekom.

Auch ARD wirbt mit geringer Latenz

Kurz nach WM-Start hatte am Wochenende auch der Westdeutsche Rundfunk auf eine neue Streaming-Technologie hingewiesen. Diese soll ebenfalls eine sehr geringe Verzögerung gegenüber dem klassischen Rundfunk gewährleisten. Schon beim Eröffnungsspiel war der ARD-Stream nur rund zehn Sekunden gegenüber DVB-S2 auf Astra zeitverzögert. Im zweiten Test am Montagabend lag die Latenz bei etwa sechs bis sieben Sekunden und somit auf ähnlichem Niveau wie bei waipu.tv.

In der ARD-Mediathek-App haben wir den regulären Stream für Das Erste verwendet. Einen speziellen WM-Stream mussten wir - anders als bei waipu.tv - nicht auswählen. Der Stream in der ARD-Sportschau-App wies die gleiche Verzögerung wie die Übertragung in der Mediathek auf. Die Übertragung war etwa sechs bis sieben Sekunden gegenüber dem Satellitenempfang zeitverzögert.

Kabelempfang "langsamer" als Streaming

Livestream der ARD-Sportschau Livestream der ARD-Sportschau
Screenshot: teltarif.de
An einem zweiten Standort haben wir den Stream der ARD-Mediathek mit dem Signal im Kabelnetz von Vodafone (Kabel Deutschland) verglichen. Dabei hinkte der Kabelempfang dem Stream sogar um etwa zwei Sekunden hinterher. Sprich: In diesem Fall waren die beiden englischen Tore und der verwandelte tunesische Elfmeter über die App sogar geringfügig früher zu sehen als im Kabelfernsehen.

Fazit unseres Tests ist, dass Videostreaming mit geringer Latenz tatsächlich möglich ist und von waipu.tv und ARD rechtzeitig zur Fußball-Weltmeisterschaft umgesetzt wurde. Bei waipu.tv ist die Lösung mit einem separaten Stream etwas unglücklich, während man bei der ARD ohne Umschweife auf die Low-Latency-Übertragung stößt. Wünschenswert wäre der Einsatz der Technik auch abseits von sportlichen Großereignissen sowie auch bei weiteren IPTV-Anbietern.

In einer weiteren Meldung haben wir über die Möglichkeiten berichtet, die Übertragungen von der Fußball-Weltmeisterschaft auch im Ausland via Livestream zu verfolgen.

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