Digitales Gedächtnis: "British Library" will Internet archivieren
Nicht nur digitalisierte Bücher sollen kommenden Generationen zur Verfügung stehen - die Archivierung des Internets beginnt
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Das Internet vergisst nicht. Diesen Satz hört man immer wieder.
Doch was, wenn künftige Generationen einen bestimmten Artikel,
eine Webseite oder gar einen Online-Newsletter suchen, der in
vielen Jahren, wenn überhaupt, nicht mehr mit wenigen Klicks
über Suchmaschinen wie Google auffindbar ist? Um derartige
Publikationen auch in ferner Zukunft zu bewahren, hat die
"British Library" in London damit begonnen, ein digitales
Gedächtnis des Vereinten Königreichs zu schaffen.
Nicht nur digitalisierte Bücher sollen kommenden Generationen zur Verfügung stehen - die Archivierung des Internets beginnt
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Neben der britischen Nationalbibliothek beteiligen sich auch
fünf weitere Bibliotheken an dem Projekt, Internetseiten, Blogs
und kopierte Tweets oder
Facebook-Nachrichten aus der britischen
Web-Domain für die Zukunft zu archivieren. "Wir haben schon viel
Material verloren, weil es in das digitale
schwarze Loch des 21. Jahrhunderts gefallen ist und wir es nicht
erfasst haben", sagte die Projektleiterin Lucie Burgess. Deswegen
würden in den nächsten Monaten 4,8 Millionen Internetauftritte
erfasst und ausgewertet - und das decke noch lange nicht das
Gesamtangebot im Netz ab. "Es handelt sich vielmehr um eine
Momentaufnahme", erläuterte Lucie Burgess.
Eine gesetzliche Bestimmung macht es möglich
Den Startschuss für das Projekt liefert eine gesetzliche Bestimmung, die heute in Kraft tritt. Damit erhalten britischen Bibliotheken nämlich das Recht, nicht nur Kopien von gedruckten, sondern auch von elektronischen Dokumenten einzufordern. Ob auch weitere Länder in Europa eine entsprechende Regelung treffen werden, die es erlaubt, mit der Archivierung des Internets zu beginnen, bleibt abzuwarten. "Es ist richtig, dass langjährige Regelungen jetzt auf den neuesten Stand des 21. Jahrhunderts gebracht werden und erstmalig auch die digitalen Publikationen des Vereinten Königreichs abgebildet werden", kommentierte Kulturminister Ed Vaizey. Das Parlament hatte das Gesetz namens "Legal Deposit Libraries Act" im Jahr 2003 beschlossen. Bisher mussten britische Bibliotheken bei jedem gewünschten Webinhalt zunächst den Urheber um Erlaubnis fragen.
Die "British Library" in London bewahrt seit Jahrhunderten Kopien aller in Großbritannien erschienenen Bücher, Zeitungen, Zeitschriften und Broschüren. Mit der nun beginnenden Speicherung aller Internetseiten mit der Endung ".uk" soll ein imenses Datenpaket hinzukommen. Bis Jahresende soll das Material verfügbar sein.