Fußball-Bundesliga über DAB+ vor ungewisser Zukunft
Möglichkeit 3 bestünde in einer groß angelegten Kooperation zwischen 90elf und Sport1, von der beide Rivalen profitieren könnten. 90elf hätte das KnowHow im Radiogeschäft, das Sport1 noch fehlt. Sport1 wiederum könnte sein beliebtes Webportal und digitale Kanäle sowie Partnerportale zusätzlich zur Audio-Ausstrahlung der Fußballübertragungen nutzen. Experten räumen dieser Variante jedoch wenige Chancen ein.
Eine vierte Möglichkeit brachten Fußball-Fans im Internet ins Spiel: 90elf solle statt live aus den Stadien die Bundesliga-Spiele aus dem Studio kommentieren. Die Stadion-Atmosphäre könnte etwa durch den Fernsehton des Pay-TV-Senders Sky ins Studio gelangen. Zugegebenermaßen eine aus der Not geborene Variante, bei der noch nicht einmal klar ist, ob sie überhaupt rechtlich zulässig wäre.
Sport1 will sich nicht zum Konzept äußern
Sport1-Sprecher Michael Röhrig wollte sich zum genauen Konzept eines Fußball-Audio-Angebotes gegenüber teltarif.de noch nicht detailliert äußern, auch nicht, ob man überhaupt Interesse hat die Bundeliga-Partien neben der Übertragung via Internet und Smartphone-Apps auch im terrestrischen Digitalradio zu übertragen. Man habe ein umfangreiches Konzept erarbeitet, das man in Kürze vorstellen wolle. Röhrig will auch eine mögliche Kooperation mit 90elf nicht völlig ausschließen, er glaubt aber, dass Sport1 "die nötige redaktionelle Kompetenz und große Erfahrungen in digitalen Medien" besitzt, um das Audio-Angebot selbst auf die Beine zu stellen. Auch zu einer möglichen Sublizenzierung wollte sich Röhrig zum momentanen Zeitpunkt noch nicht äußern.
Ausschlaggebend für die Rechtevergabe an Sport1 war laut der DFL-Sprecherin, dass 90elf "deutlich weniger geboten" habe. Über genaue Summen schwieg sie sich aus, das Handelsblatt [Link entfernt] benennt jedoch eine Zahl: Eine "hohe sechsstellige Summe pro Spielzeit" wolle Sport1-Eigner Constantin Medien für die Übertragungsrechte zahlen.
ARD sendet Bundesliga auch über DAB+
Besitzern von Digitalradios interessieren diese Zahlen recht wenig. Immerhin gibt es für sie ein kleines Trostpflaster: Die ARD-Anstalten dürfen auch in den kommenden vier Spielzeiten in gewohnter Form Fußball live übertragen, unter anderem auch die legendäre Schlusskonferenz der Bundesliga. Selbst hier bietet das Digitalradio in einigen Regionen einen Mehrwert, denn es sind nicht nur alle ARD-Anstalten inzwischen über DAB vertreten. Der Westdeutsche Rundfunk (WDR) strahlt auf seinem Event-Kanal in Nordrhein-Westfalen pro Spieltag die zweite Halbzeit einer Begegnung in voller Länge aus - exklusiv über DAB+.
Ob der WDR nach einem möglichen Aus von 90elf den seinerzeit von der Medienpolitik und dem Privatfunkverband VPRT heftig kritisierten Plan für ein ARD-Sportradio im Digitalradio noch einmal aus der Schublade holt, ist offen. Immerhin hätten sich die Voraussetzungen hierfür dann grundlegend geändert, falls das Fußballradio 90elf komplett von der Bildfläche verschwinden würde und Rechtenachfolger Sport1 kein Interesse an einer Verbreitung via DAB+ zeigt.