Fußball-Bundesliga über DAB+ vor ungewisser Zukunft
Viele Fußballfans haben sich in den vergangenen Wochen und Monaten extra ein Digitalradio (DAB+) gekauft, um darüber den Fußballsender 90elf und die Live-Übertragungen der ersten und zweiten Bundesliga zu hören. Auf fünf Kanälen strahlt das Fußballradio alle Live-Spiele parallel in voller Länge aus, auf einem weiteren Kanal gibt es eine Konferenz-Schaltung - alles kostenlos. Am Anfang dieser Woche der Schock: Die Deutsche Fußball Liga (DFL) hat die Rechte im Bereich "Audio-Netcast" für die kommenden vier Spielzeiten nicht mehr an 90elf, sondern an den Mitbewerber Sport1 vergeben. Viele Fans äußerten sich bestürzt im Internet mit Aussagen wie "Jetzt kann ich mein DAB+-Radio wohl auf die Müllhalde werfen". Doch ist das wirklich so?
Sport1 dürfte über DAB+ senden, hat aber keine Lizenz
90elf verliert Übertragungsrechte an Bundesliga
Bild: TechniSat.
Abgesehen von der Tatsache, dass freilich neben 90elf noch viele weitere
Radioprogramme - zum Teil exklusiv - im neuen Digitalstandard funken: Mit
dem Erwerb des Pakets Audio-Netcast darf Sport1 die Fußballspiele neben
den Verbreitungswegen Internet und Mobile auch im terrestrischen Digitalradio
ausstrahlen. Das stellte eine DFL-Sprecherin nochmals gegenüber teltarif.de
klar. Doch dann beginnen schon die ungeklärten Fragen: Sport1 besitzt weder
eine medienrechtliche Zulassung für ein Hörfunkprogramm noch Kapazitäten für
DAB+. Im bundesweiten Digitalradio-Multiplex hält 90elf-Veranstalter
Regiocast Digital eine
Sendelizenz, die frühestens zum Ende 2014 gekündigt werden kann.
Nun gibt es mehrere Möglichkeiten: Sollte 90elf seinen Sendebetrieb einstellen, könnten die Landesmedienanstalten die frei werdenden Kapazitäten via DAB+ neu ausschreiben. Sport1 könnte sich um die Sendeplätze neu bewerben. Regiocast will laut eigenen Angaben bis Ende der laufenden Bundesliga-Saison eine Entscheidung fällen, ob und wie es mit 90elf weiter geht.
Vergibt Sport1 Sublizenzen?
Möglichkeit 2: Sport1 könnte Sublizenzen vergeben, was im Fernseh-, aber auch im Hörfunkbereich nicht unüblich ist. Auch 90elf erteilte in Vergangenheit solche Unterlizenzen, etwa an die Medien des Axel Springer Verlags. Sollte 90elf auf Sendung bleiben, könnte man explizit für den Verbreitungsweg DAB+ eine Sublizenz bei Sport1 erwerben. Fraglich ist dann zwar, ob das Fußballradio noch alle Bundeliga-Spiele in voller Länge übertragen darf oder nur ausgewählte Partien. Es wäre aber eine Variante, damit 90elf in abgespeckter Version und mit Bundesliga-Live-Übertragungen zumindest im digital-terrestrischen Radio weiter on Air bleiben könnte - sollten die Forderungen von Sport1 nicht übermäßig hoch sein. Dagegen spricht: Nur zehn Prozent der 90elf-Hörer schalten laut einer Studie den Sender über DAB+ ein. Das finanzielle Risiko könnte dem Fußballradio zu hoch sein, wenn man die 90 Prozent, die den Sender über Web und Mobile hören, verlieren würde.
Auf der zweiten Seite lesen Sie, welche Aussagen Sport1 zum genauen Konzept eines Fußball-Audio-Angebotes macht und was die Besitzern von Digitalradios nun für die kommenden Spielzeiten erwarten können.