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1 Jahr Green IT: Bewusstseinswandel erkennbar

In diesem Jahr ist Green IT mehr als nur ein Motto
Von Hagen Hellwig

Menschen brauchen ein Motto. So denkt es sich jedenfalls die Messeleitung der CeBIT, die ihren Besuchern jedes Jahr nicht einfach nur neue Computer plus Zubehör präsentieren möchte, sondern die Neuheiten der Aussteller bewusst in Themen gliedert und Trends schafft. Im letzten Jahr war es Green IT, in diesem Jahr Webciety. Während das Kunstwort "Webciety" ein etwas gewöhnungsbedürftiger Begriff ist, der mit sehr vielen Inhalten gefüllt werden kann, ist "Green IT" schon sehr viel griffiger. Allerdings errät bei "grüner Informationstechnologie" auch nicht gleich jeder, worum es geht. Microsoft erfand zum Beispiel in einem Gewinnspiel die scherzhaft gemeinte Übersetzung: "Computer für die Partei Bündnis 90/Die Grünen".

Was wirklich gemeint ist, sind zweierlei Dinge: Zum einen die energiesparende und umweltschonende Herstellung und der ebensolche Betrieb von Informationstechnologie, zum anderen alle Möglichkeiten, mit dem Einsatz von IT Energie anderswo zu sparen und auf diese Weise die Umwelt zu schonen. So kann zum Beispiel eine Videokonferenzanlage, die selbst relativ viel Energie und Ressourcen benötigt, weit mehr Energie bei ihrem Einsatz sparen, indem Reise- und Übernachtungsaufwendungen der Konferenzteilnehmer entfallen.

Mehr Green IT als im letzten Jahr gewünscht

Green IT auf der CeBIT 2009
Foto: Deutsche Messe
In diesem Jahr ist Green IT mehr als nur das Motto der Messe vom letzten Jahr. "Die Mehrheit der Fachbesucher der CeBIT 2008 hat sich mehr Informationen über das Thema Green IT gewünscht", sagt Messe-Chef Ernst Raue, "und so ist aus dem Green IT Village eine Green IT World geworden." Alle grossen Hersteller und Aussteller der CeBIT 2009 wie IBM, Fujitsu Siemens oder Sun berücksichtigen inzwischen zumindest den Stromverbrauch bei ihren neuen Produkten. Oder es geht um ganz neue Konzepte und Anwendungen, wie die IT energiesparend und umweltschonend eingesetzt werden kann. Auch die grossen Stromkonzerne und ihre Subunternehmer stellen sich den Herausforderungen. Und kleinere Unternehmen wie der Netzwerkzubehör-Hersteller Allnet können mithalten: Die neuen Powerline-Adapter und die Festplatten in den neuen RAID-Systemen schalten bei Nichtbenutzung automatisch in den Standby-Betrieb.

Strom dezentral erzeugen und intelligent verbrauchen

Strom wird in den Haushalten zukünftig nicht mehr wie üblich mit einem herkömmlichen Messgerät gezählt, sondern es kommt ein digitaler Verbrauchszähler ("Smart Metering") zum Einsatz. Der kann die verbrauchte Strommenge nicht nur automatisch zu beliebiger Zeiten erfassen, sondern auch helfen, Strom zum Beispiel für die Waschmaschine dann zu verbrauchen, wenn er gerade besonders günstig ist. Auch kann der Strom aus verschiedenen Quellen wie zum Beispiel aus Windenergie oder vom städtischen Kraftwerk gezielt angezapft werden. Bei diesem E-Energy genannten Konzept ist es möglich, den selbst zum Beispiel durch eine Solaranlage erzeugten Strom automatisch zu erfassen. Es geht darum, die Erzeugung und den Verbrauch von Strom elektronisch zu regeln.

Der Stromkonzern EnBW zeigt einen "intelligenten Stromzähler", der dem Verbraucher hilft, Strom gezielt einzusetzen, um letztlich Strom zu sparen. "Die Zukunft liegt nicht in Grosskraftwerken, sondern bei kleinen, dezentralen Stromerzeugern", sagt EnBW-Sprecher Hans-Jörg Groscurth.

Vision: Rechenzentren heizen Schwimmbäder

Intelligenter Stromzähler von EnBW
Foto: EnBW
Grossverbraucher sind derzeit die Rechenzentren. Laut IDC-Berechnungen waren es 2006 in Westeuropa 16,3 Milliarden Kilowattstunden – das ist mehr als doppelt soviel Energie also nötig ist, um die Strassenbeleuchtung und alle Ampeln in Grossbritannien mit Strom zu beliefern. Es ist zunächst elektrische Energie für den Betrieb von Rechenzentren notwendig. Noch einmal soviel Energie benötigt man für die erforderliche Kühlung – und zwar derzeit noch unabhängig davon, ob die Rechenleistung gerade benötigt wird oder nicht.

Hier gibt es viel Optimierungspotenzial. Mit Virtualisierungslösungen – Stichwort Cloud Computing – muss nicht jeder Anwender eigene Rechenkapazität vorhalten, sondern kann sich je nach Anforderung mit virtuellen Ressourcen bedienen. "Besonders effektiv wäre es, wenn man die Abwärme eines Rechenzentrums nutzen könnte zum Beispiel für die Erwärmung eines öffentlichen Schwimmbades", sagt Martin Jetter vom Branchenverband BITKOM, "flüssige Kühlung ist ohnehin viel effektiver." BITKOM hat die Initiative "Big Green" gestartet, die Rechenzentren auf Umweltverträglichkeit und Energieeffizienz zertifizieren soll. Ein erstes Rechenzentrum ist in Hannover anlässlich der CeBIT 2009 bereits zertifziert worden. Der Verband appelliert an die Unternehmen, entsprechende Investitionen zu tätigen, die sich in kurzer Zeit bezahlt machen würden.

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