Investitionsstau

Finanzkrise: Computer müssen länger arbeiten

Umfrage fördert verstärkte Sparsamkeit und Probleme bei Innovationen zu Tage
Von Steffen Herget

Die globale Wirtschaftskrise geht auch an den Unternehmen der IT- und Telekommunikations-Branche nicht spurlos vorbei. Zu deren Auswirkungen, aber auch zur Neuheiten-Entwicklung wurden kürzlich zwei umfangreiche Befragungen durchgeführt, deren Ergebnisse nun vorliegen.

So zeigt die Studie der Beratungsagentur Accenture einen Trend zur Rückstellung von Innovationen und Einschränkung der Entwicklung neuer Produkte. Befragt wurden im Rahmen der Umfrage 277 Verantwortliche für Produktentwicklung in Telekommunikations- und Technologie-Unternehmen in den USA, Großbritannien, Frankreich und Deutschland.

58 Prozent der Telekommunikations- und Technologie-Unternehmen haben ihr Budget für die Entwicklung neuer Produkte im vergangenen Jahr gesprengt. In 30 Prozent der Firmen fehlten Fachleute, um neue Geräte und Dienste auf den Markt zu bringen. Die Konsequenz: 70 Prozent der Firmen stoppten die Arbeit an mehr als einem neuen Produkt oder einer neuen Dienstleistung. Jede Firma brachte 2008 durchschnittlich 15 Neuheiten auf den Markt.

Entwicklung neuer Produkte oft nicht effizient genug

"Viele Unternehmen haben ein Problem mit ihrem so genannten Return-on-innovation", sagt Dr. Nikolaus Mohr, Geschäftsführer im Bereich Communications & High Tech bei Accenture. "Die Kreativität ist da, doch der Entwicklungsprozess ist nicht effizient und die Markteinführung oft holprig." Typische Probleme sind langsame Abstimmungen und Verzögerungen: Zwei von fünf Unternehmen berichten, bei ihnen würde der Weg von der Idee über den Prototypen bis zum fertigen Produkt besonders lange dauern.

Besonders in der Telekommunikationsbranche sind neue Angebote mit Investitionen in Informationstechnologie verbunden. Die Kosten sinken, wenn Unternehmen so genannte Service Delivery-Plattformen (SDP) nutzen, um darauf etwa Dating-Dienste für das mobile Internet zu entwickeln. Nikolaus Mohr nennt solche Plattformen "eine Art Universalstecker für unterschiedliche Anwendungen". Eine standardisierte IT-Architektur stellt einheitliche Schnittstellen für unterschiedliche Dienste und Anwendungen zur Verfügung. Das Unternehmen muss die Schnittstellen muss also nicht für jede Neuheit erneut bauen und konfigurieren.

Open Development verspricht höhere Effizienz

Einen effizienteren Entwicklungsprozess verspricht auch der Ansatz "Open Development": "Firmen wie Google und Apple nutzten die Kreativität der Masse, um ihr Arsenal an Mobile Web-Diensten fürs Handy zu füllen", sagt Nikolaus Mohr. "Die Services stammen vor allem von Anwendern und externen professionellen Entwicklern - weil man ihnen die Entwicklungsumgebung günstig bis kostenlos zur Verfügung stellt und sie an den Umsätzen beteiligt."

63 Prozent der Befragten erhoffen sich dadurch Effizienzgewinne, doch nur 29 Prozent nutzen dieses Verfahren. In Europa hat der Ansatz mehr Freunde als in den USA. 37 Prozent der deutschen und französischen Telekommunikations- und Technologie-Unternehmen setzen auf "Open Development", gegenüber 27 Prozent der US-amerikanischen Firmen.

Offensichtlich fördert diese Strategie die Entwicklung von Neuheiten. Fast jede zweite Firma in Deutschland und Frankreich will 2009 etwas Neues auf den Markt bringen (47 Prozent). In den USA ist es jede dritte (32 Prozent). In der Hälfte der Fälle wird es sich dabei um die Weiterentwicklung vorhandener Produkte handeln.

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