Netzkarten

Nachgeguckt: Welcher Anbieter hat das beste Netz?

Wie weit haben die Anbieter ihre Mobilfunknetze ausgebaut? Wir haben an verschiedenen Stellen der Republik die Netze anhand der Netzabdeckungskarten überprüft. Überraschendes Ergebnis: Teilweise wird statt UMTS inzwischen direkt LTE ausgebaut.
Von Thorsten Neuhetzki

Dass nicht jeder Netzbetreiber an jedem Punkt Deutschlands sein Netz ausgebaut hat, ist allgemein bekannt. Doch was ist, wenn man auf den Netzabdeckungskarten gezielt nach nicht versorgten Orten einzelner Netzbetreiber sucht? Kennen die Mitbewerber diese weißen Flecken ihrer Konkurrenz und bauen sie diese gezielt aus? Bei dieser Stichprobe haben wir uns primär auf die für die mobilen Datenübertragungen relevanten Netze UMTS und LTE konzentriert. Bei der Auswahl der weißen Flecken haben wir darauf geachtet, dass eine Versorgung sinnvoll erscheint, weil dort entweder Wohnbebauung, Verkehrswege oder aber touristische Ziele sind. Bei jedem Netzbetreiber haben wir exemplarisch nach zwei weißen Flecken gesucht.

Gefunden haben wir diese im brandenburgischen Parlow-Gliembeck an der A11, wo in unmittelbarer Nähe auch der Fernradweg Berlin-Usedom verläuft, im Nationalpark Jasmund auf Rügen, in der Innenstadt von Altenbeken, den Ortschaften Pfaffenhausen in Bayern und Baruth in Brandenburg sowie auf Baltrum, Neustadt/Dosse und in Forbach im Nordschwarzwald.

Nationalpark Jasmund ist ein reines GSM-Gebiet

Deutschlandweite LTE-Abdeckung von Telekom, Vodafone und o2 im Vergleich Deutschlandweite LTE-Abdeckung von Telekom, Vodafone und o2 im Vergleich
Bild: teltarif.de
Die Telekom hat laut eigenen Angaben auf der A11 in Richtung Uckermark kein breitbandiges Netz. Wer hier online gehen möchte, sollte Vodafone-Kunde sein. Laut Netzverfügbarkeitskarte gibt es sogar LTE. Telefónica-Kunden sind hier höchstens per GSM online. Im Nationalpark Jasmund kann hingegen jeder Handynutzer die Natur live genießen. Gerade einmal GSM-Netze sind bei allen vier Netzbetreibern verfügbar. Da die Telekom als Maßstab für den Flächenbausbau im Mobilfunk gilt, haben wir hier abweichend einen dritten Ort gesucht, der weder UMTS noch LTE hat und sind in Harztor an der Landesgrenze Sachen/Thüringen gelandet. Doch auch hier sieht es bei den Mitbewerbern schlecht aus. Einzig Vodafone-Kunden könnten mit etwas Glück ein schwaches LTE-Signal empfangen.

Was passiert, wenn Vodafone-Kunden weder UMTS- noch LTE-Empfang haben? In unsere Stichprobe war das in Altenbeken und Pfaffenhausen der Fall. In Altenbeken sollten die Kunden laut den Netzbetreiberangaben einfach den Anbieter wechseln. Alle Netzbetreiber bieten hier zumindest UMTS an, die Telekom auch LTE. In Pfaffenhausen lautet die einzige Alternative Telekom, o2-Kunden empfangen höchstens weit entlegene Sender, E-Plus-Kunden diese immerhin im National Roaming.

LTE teils dort verfügbar, wo es kein UMTS gibt

Interessant war in unserer Stichprobe Baruth/Mark. Dieser Ort fiel uns als weißer Fleck im E-Plus-Netz auf. Den Kunden dort hilft auch das National Roaming nicht weiter, den o2 hat dort lediglich das eigene GSM-Netz und LTE aufgebaut. LTE ist jedoch nicht zum Roamen freigegeben. Übrigens zeichnet sich bei der Telekom ein ähnlicher Ausbaustand wie bei o2 ab: UMTS gibt es nicht, wohl aber LTE. Die zweite Stichprobe für das E-Plus-Netz war übrigens der 5000-Einwohner-Ort Forbach im Schwarzwald. Hier gilt jedoch offenbar das gleiche wie beim Nationalpark Jasmund: Handys gibt es nur zum Telefonieren und höchstens für EDGE. Kein Anbieter hat hier UMTS oder LTE errichtet.

Aus eigener praktischer Erfahrung wissen wir, dass o2-Kunden das National Roaming mit E-Plus viele Vorteile und Zugriff auf 3G bietet. In unserer Stichprobe spiegelte sich das jedoch nicht wider. Sowohl in Extertal als auch in Neustadt/Dosse bleiben die Kunden hier auf das GSM-Netz von o2 angewiesen. Doch ein Anbieterwechsel hilft in beiden Fällen: Telekom und Vodafone haben in beiden Orten LTE aufgebaut. Vor allem in Extertal sollten die Kunden auch einen LTE-Tarif samt Handy nutzen, denn bei UMTS schwächeln beide Netze: Telekom bietet nur eine Teilversorgung, Vodafone gar keine.

Fazit: LTE-Netze werden zunehmend wichtiger

Unser etwas anderer Netztest basiert zwar auf der Theorie und den Angaben der Netzbetreiber, doch die Erfahrungen unserer Redaktion untermauern grundlegend die Glaubwürdigkeit der Netzverfügbarkeitsdaten. Und diese zeigen, dass der Netzausbau in Deutschland weiter vorangeschritten ist, als viele Kunden denken. Vor allem die Telekom macht es ihren Kunden schwer, weiße Flecken ohne LTE und UMTS zu finden. Bei Vodafone sind die Netzlücken schon größer und am größten sind sie nach wie vor bei Telefónica.

Unsere Stichproben zeigen aber auch, dass LTE-Handys zunehmend wichtiger werden: In einigen Orten überspringen die Netzbetreiber den 3G-Standard und bauen direkt LTE aus. Wer hier nicht mit der Zeit geht, bleibt quasi offline. Allerdings muss man auch das nötige Kleingeld haben: Telekom und Vodafone setzen bei der Freigabe des LTE-Netzes fast ausschließlich auf die eigenen hochpreisigen Netzbetreibertarife.

Wichtig ist aber auch, die letzten verbleibenden weißen Flecken zu versorgen. Im Nationalpark Jasmund dürfte ein Handynetz für Notrufe zwar ausreichen, doch die 5000 Einwohner von Forbach samt der Touristen würden sich vermutlich auch über ein mobiles Breitbandnetz freuen.

Kennen Sie weitere Orte, in denen die Netzbetreiber weder UMTS noch LTE ausgebaut haben und in denen das GSM-Netz das einzige Mobilfunknetz ist pder es gar kein Netz gibt? Teilen Sie uns die Standorte gerne in unseren Forum unterhalb dieser Meldung mit.

Übrigens: Wollen Sie ein Netz und seine Abdeckung nur mal testen? Die Netzbetreiber bieten kostenlose SIM-Karten dafür an.

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