Gespräch

Zyb Phonebook verkürzt die Dauer von Handy-Telefonaten

Mitgründer Ahlers: "Handy-Adressbuch ist wichtigstes soziales Netzwerk"
Von Björn Brodersen

Tommy Ahlers, Mitgründer und CEO des Backup-Dienstes Zyb [Link entfernt] , hält das Adressbuch im Handy für das wichtigste soziale Netzwerk. "Das Adressbuch des Handys zeigt die Kontakte, die wirklich wichtig sind", sagte er im Gespräch mit teltarif.de. Und über diese Kontakte will man möglichst schnell die Neuigkeiten erfahren. Nach Einführung eines kostenlosen Backup-Dienstes für die auf dem Handy gespeicherten Kontakte und Kalendereinträge bietet das dänische Unternehmen seit Kurzem ein sogenanntes "Social Phonebook" in einer Beta-Version an. Wer sich die ebenfalls kostenfreie Software aufs eigene Mobiltelefon geladen hat, kann nicht nur seine Handy-Daten auf einem Online-Server sichern. Der registrierte Nutzer erhält auch Informationen zum Aufenthaltsort und zur Erreichbarkeit sowie Statusinformationen aus sozialen Netzwerken wie Facebook, Twitter oder Jaiku, Blog-Einträge als RSS-Feeds oder auf Flickr oder YouTube veröffentlichte Fotos oder Videos von seinen Bekannten, die den Client ebenfalls auf ihrem Handy installiert haben.

"Damit erübrigen sich die ersten 20 Sekunden vieler Telefonate, in denen man sich erzählt, wo man ist und was man gerade macht", so Ahlers. Voraussetzung ist immer, dass die Nutzer die jeweiligen Daten freigegeben haben. Auch sogenannte "Shouts" - Einträge - im Kalender der Handy-Software können die Nutzer Bekannten übermitteln lassen. Oder ihre neue Telefonnummer: Nach Ändern einer Telefonnummer wird die Nummer automatisch aufs Handy von Freunden oder Bekannten übertragen, sobald diese ihren Datenbestand auf dem Handy synchronisieren. Außerdem kann der Zyb-Nutzer sich in seiner Nähe befindliche Kontakte anzeigen lassen.

Die Ortung erfolgt dabei über die Mobilfunkzellen, aufgelistet werden die jeweiligen Kontakte in absteigender Reihenfolge je nach gemessener Entfernung in Kilometern. Die Standort-Informationen verfallen nach knapp zwei Stunden, der Zyb-Phonebook-Nutzer kann diese aber in bestimmten Intervallen auffrischen lassen. Wer seinen eigenen Standort lieber nicht anzeigen lassen will, kann sich per Menüeinstellung auch verbergen.

Ähnlichkeiten zu Yahoo! oneConnect

Zyb-CEO Tommy Ahlers
Foto: Zyb
Ein wenig erinnert das "Social Phonebook" von Zyb an Yahoo! oneConnect, der am Tag nach der Vorstellung des Zyb-Dienstes auf dem Mobile World Congress in Barcelona der Öffentlichkeit präsentiert wurde - ein kleiner Triumph für ihn, wie Ahlers zugeben muss. Mit Yahoo! oneConnect können Nutzer eines neueren internetfähigen Handys alle Kontakte, den gesamten Nachrichtenaustausch mit diesen Kontakten und sowie Social-Networking-Aktivitäten in einer Anwendung verwalten. Laut Ahlers legt Yahoo! hierbei aber den Fokus auf die Kommunikation mit den Kontakten, bei Zyb sei es die Information. Auch Nokia beabsichtigt, einen Dienst einzuführen, über den die Nutzer erfahren können, womit ihre Freunde und Bekannte gerade beschäftigt sind, und auf Nokia Maps sehen können, wo diese sich gerade aufhalten.

Ahlers kündigte uns gegenüber schon weitere Neuerungen für den Back-up-Dienst und das "Social Phonebook" an, davon werde jedoch keine noch in diesem Jahr zu erwarten sein. "Wenn wir in den kommenden Monaten mehrere hundert Nutzer für den Phonebook-Client gewinnen können, sind wir schon zufrieden", sagte der Zyb-Chef. Mit Hilfe der Urteile der ersten Nutzer des "Social Phonebooks" will das Unternehmen den Dienst verbessern. Software-Updates erfolgten dann automatisch mit dem Synchronisieren des Handy-Datenbestands. Außerdem soll die Bandbreite an kompatiblen Handy-Modellen schnell erweitert werden. Zurzeit läuft der Client nur auf Sony-Ericsson-Handys. Der nächste Schritt soll die Verfügbarkeit für Symbian-Handys mit GPS-Unterstützung des Ortungsdienstes sein.

Andere Neuerungen wie Blackberry- und Windows-Mobile-Unterstützung oder die Möglichkeit, die Handy-Daten auch mit Outlook zu synchronisieren, müssten vorerst hintenanstehen.

Kooperationen mit E-Plus und simyo laufen vorerst weiter

Eine direkter Datenabgleich mit dem Adressbestand in einem Googlemail-Account ist jetzt schon möglich. Für die Nutzung des Backup-Dienstes von Zyb müssen die Kunden über ein Java- oder ein Symbian-Handy verfügen, das den SyncML-Standard unterstützt. Bei Nokia-Handys der E- und der N-Serie würden auch SMS-Mitteilungen auf dem Online-Server gesichert. Die Synchronisierung der Daten erfolgt über das Mobilfunknetz via GPRS oder UMTS, wofür je nach Datentarif Datenübertragungskosten anfallen.

Deutschland ist laut Ahlers nach Skandiavien der zurzeit größte Markt für Zyb, das seinen Sitz in Kopenhagen hat und 25 Mitarbeiter beschäftigt. Rund 40 000 der insgesamt 300 000 Zyb-Nutzer stammen aus dem Bundesgebiet. Im Mai hat der Mobilfunkbetreiber Vodafone das dänische Unternehmen für knapp 32 Millionen Euro gekauft. Zuvor eingegangene Partnerschaften mit E-Plus oder dem Mobilfunk-Discounter simyo will Zyb selbst deswegen aber nicht beenden, sondern seine Dienste weiter anbieterübergreifend anbieten. Vodafone-Kunden könnten aber künftig von auf dem Handy vorinstallierter Software oder Paketangeboten mit eingeschlossenem Daten-Traffic profitieren. Der Basisdienst von Zyb solle zudem weiterhin kostenfrei bleiben, vorstellbar seien aber neue kostenpflichtige Premiumdienste.

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