Roaming

EU-Kommission kritisiert hohe Roaming-Kosten

Roaming-Tarife geraten unter Preis- und Konkurrenzdruck
Von Julia Scholz / Björn Brodersen

Auf der Handelsblatt-Tagung in Bonn hat sich die zuständige EU-Kommissarin Viviane Reding erneut gegen die hohen Gebühren der Mobilfunkbetreiber im Auslandsroaming gewandt. "Nicht alle aktuellen Gebühren sind gerechtfertigt", sagte sie vor den Branchenvertretern. Es könne nicht sein, dass die Verbraucher unverhältnismäßig hohe Preise zahlen müssen, sobald sie eine Grenze überschreiten. Reding hofft, dass die Branche selbst die Roaming-Preise auf ein vernünftiges Verhältnis zu den nationalen Entgelten bringen werde, damit sich eine Regulierung erübrige. Erste Ansätze seien dazu bereits erkennbar, sagte die EU-Kommissarin. Sie werde den Bereich aber weiter beobachten, ihre Mitarbeiter hat sie beauftragt, alle aktuellen Roaming-Gebühren zusammenzutragen. Seit Jahren schon kritisiert die EU-Kommission die hohen Roamingpreise und wirft der Branche Kartellabsprachen vor. Noch allerdings hat sie keine Gegenmaßnahmen eingeleitet, sondern beließ es stets bei Androhungen.

Gleichzeitig kündigte sie in Bonn elf neue Vertragsverletzungsverfahren der Kommission gegen EU-Mitgliedsstaaten an. Welche Staaten davon betroffen sind und ob sich Deutschland darunter befindet, wollte sie allerdings nicht verraten, bevor die zuständigen Minister und Behörden über die Verfahren informiert sind. Bereits im vergangenen Jahr hatte die EU-Kommission gegen Deutschland und fünf weitere EU-Länder wegen mangelnder Umsetzung von europäischem Rechts zur Öffnung der Telekommärkte geklagt. Den bestehenden europäischen Rechtsrahmen für den Telekommunikationsmarkt will Reding in den kommenden Monaten zusammen mit Marktteilnehmern auf seine Tauglichkeit hin überprüfen.

Wie werden sich der Roaming-Markt entwickeln?

Der Strategie-Bericht "Global Mobile Roaming" des Marktforschungsunternehmens Informa Telecoms & Media [Link entfernt] sieht in der Gründung neuer Roaming-Allianzen und der Kooperation großer Betreibergruppen beim Roaming das Ziel einer stärkeren Kontrolle und Preisgestaltung durch den heimatlichen Netzbetreiber. Nach dem Reiseversprechen von Vodafone erwarten die Marktforscher, dass auch andere Gruppen und Allianzen neue Tarif-Initiativen ankündigen. Die Vodafone-Gruppe sei aber aufgrund ihrer Position innerhalb des weltweiten Mobilfunk-Marktes bestens in der Lage, nahtloses Roaming und ein virtuelles heimatliches Netzumfeld für den Kunden zu schaffen.

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