P2P

Neuer Anlauf in der Internet-Telefonie: Kazaa goes Skype

Neue VoIP-Software vom Kazaa-Entwickler
Von Marie-Anne Winter

Die Telefonie über das Internet, auch VoIP (Voice over Internet Protocol) genannt, ist trotz erheblicher Bemühungen großer Konzerne wie Siemens oder Cisco noch nicht so richtig in Fahrt gekommen. Zwar gibt es inzwischen einige Lösungen, die für Unternehmen interessant sind, Privatkunden nutzen die Möglichkeit, über das Internet weltweit günstige Gespräche zu führen, kaum. Gerade hierzulande sind die Ferntarife so günstig, dass sich für viele der Aufwand, per Computer zu telefonieren kaum lohnt. Nennenwerte Marktanteile hat die VoIP-Telefonie bisher nur in Asien, gerade Japan gilt als interessanter Testmarkt. Außerdem ist die Gesprächsqualität nur mit einem DSL-Anschluss erträglich, den aber noch nicht jeder hat.

Doch nun will Niklas Zennström den VoIP-Markt aufrollen. Der 37jährige Schwede hat mit Skype eine neue Technologie für die Internet-Telefonie entwickelt, die alles einfacher, bequemer und schneller machen soll. Zennström verfügt über einschlägige Erfahrung: Er hat mit der Musikaustauschsoftware Kazaa eine Software ins Internet gestellt, die zu den erfolgreichsten Programmen aller Zeiten gehört. 250 Millionen mal wurde das Programm heruntergeladen. Nachdem er seine Software wegen drohender Prozesse mit der Musikindustrie verkauft hat, nutzte er nun die Erfahrungen seines Teams, um eine neuartige Telefonsoftware zu schreiben.

Das Neue ist der dynamische Verzeichnisdienst, mit dem über die ganze Welt verteilte Rechner Vermittlungsdienste übernehmen. Denn die Information, wo im Internet ein bestimmter Anschluss erreicht werden kann, wird auf vielen Computern dezentral gespeichert. Dieser dezentrale Austausch war auch das Kernstück von Kazaa, über dessen P2P-Netz täglich drei Millionen Nutzer Musiktitel und Filme ausgestauscht haben. Durch die Vermeidung einer zentralen Vermittlungsstelle werden die Zugriffszeiten erheblich verkürzt. Mit Skype können zwar noch keine regulären Festnetz- oder Mobilfunknummern erreicht werden, aber auch das soll aber in einigen Monaten möglich sein. Seit dem Start der ersten Testversion Anfang September meldet Skype schon 525 000 Dowloads innerhalb von zwei Wochen. Die Skype-Software ist derzeit kostenlos, man braucht allerdings Telefonequipment für den PC.

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