VoIP

Internet-Telefonie: Bisher nur für Unternehmen interessant

Internetportale verbinden Endkunden miteinander
Von dpa / Marie-Anne Winter

Das Telefonieren über das Internet sollte einer der Märkte der Zukunft werden. "Voice over IP", kurz VoIP, oder auch Internet-Telefonie lauteten die Schlagwörter, die bei manchem Unternehmer während des Internet-Booms Hoffnungen auf satte Gewinne hervorrief. Doch die Euphorie ist längst verflogen. Internet-Telefonie hat lediglich in einigen Firmen eine Nische gefunden, manche Anbieter experimentieren mit alternativen Telekommunikations-Dienstleistungen.

Chancen räumen Experten der Internet-Telefonie vor allem in Betrieben ein. So bietet unter anderem die Deutsche Telekom "Voice over IP"-Anlagen an. "Das lohnt sich für Unternehmen, die bundesweit verteilt mehrere Geschäftsstellen betreiben", sagt Hans-Martin Lichtenthäler von der Telekom in Bonn. Firmen, die bereits ein Datennetz betreiben, könnten dieses auch zur Internet-Telefonie nutzen.

LAN-Telefonie heißt die lokale Alternative des globalen Telefonierens über das Internet. LAN steht für Local Area Network und bezeichnet lokale Netzwerke. Wie bei der Internet-Telefonie wird die Stimme digitalisiert, in Datenpakete aufgeteilt und anstatt durch das Internet durch das lokale Netz des Unternehmens übertragen. Da auch bei dieser Art des Telefonierens die Daten mit Hilfe des Internet-Protokolls auf die Reise gehen, spricht die Fachwelt ebenfalls von IP-Telefonie oder "Voice over IP".

Für Endverbraucher lohnt sich diese Technologie Lichtenthäler zufolge aber nicht: "Der Kostendruck beim Telefonieren ist ja mittlerweile nicht mehr so hoch." Außerdem berge das Telefonieren über das Internet einige Nachteile: "Wir haben im Internet keine Echtzeitnutzung, die Stimmen können sich also verzögern." Das mindere die Qualität. So könnten zum Beispiel die Daten, die in verschiedenen Paketen über unterschiedliche Strecken durch die Leitungen reisen, in der falschen Reihenfolge beim Empfänger ankommen. Die Folge seien verschluckte Wörter. Beim herkömmlichen Telefonieren werden die Daten nacheinander übertragen.

Andere Unternehmen haben das Geschäft mit den Privatkunden jedoch noch nicht zu den Akten gelegt. So startet zum Beispiel der österreichische Internetprovider Inode [Link entfernt] in Wien eine Testrunde für "Voice over IP". Für ein halbes Jahr sollen die ersten hundert angemeldeten Nutzer ohne Grund- oder Einrichtungsgebühr an dem Inode zufolge größten weltweiten "Voice over IP"-Feldtest für Privatkunden teilnehmen. Mittelfristig plant das Unternehmen, IP-Telefonie erstmals in größerem Umfang auch Endverbrauchern anzubieten.

Einen anderen Weg, Internet und Telekommunikation miteinander zu verbinden, geht beispielsweise das deutsche Internetportal Web.de aus Karlsruhe. Eine auf dem Webportal laufende Software, Com.Win, verbindet Anrufe zwischen mehreren Teilnehmern. Damit sind dem Anbieter zufolge webbasierte Telefonkonferenzen und das Makeln von Gesprächen an jedem herkömmlichen Telefon möglich. Außerdem können von Com.Win aus SMS- und Faxnachrichten sowie E-Mails mit dem Microsoft-Programm Outlook gesendet werden.

Mit der neuen Com.Win 1.4 XP Version wurde auch die integrierte Synchronisations-Software weiter ausgebaut: "Neben Outlook können nun die Kontaktdaten auch mit allen Palm Handhelds synchronisiert werden. Auf die so in Com.Win zentral gespeicherten Adressen kann der Anwender dann von jedem internetfähigen Handy oder jedem Online-PC aus zugreifen", erläutert Web.de-Pressesprecherin Eva Vennemann.

Auch Konkurrent GMX aus München hat in seine E-Mail-Angebote Telekommunikationsfunktionen integriert. So können zahlende Nutzer 50 SMS-Kurznachrichten pro Monat ohne zusätzliche Gebühren versenden. Abonnenten des Services können sich über eingehende E-Mails benachrichtigen lassen, Textmitteilungen verfassen oder sich an Termine per SMS erinnern lassen.

Ein weiteres Stichwort lautet bei GMX Unified Messaging, also das Bündeln verschiedener Telekommunikationsdienstleistungen. Wie auch bei anderen Anbieter können Nutzer über eine persönliche UMS-Rufnummer ihr GMX-Postfach zum Anrufbeantworter und Faxgerät umfunktionieren. Eingehende Nachrichten werden als Dateianhang mit elektronischer Post zugeschickt. Bei Bedarf lassen sich auch über Telefon oder Handy Nachrichteneingänge abfragen und beantworten.