Set-Top-Box

Apple TV 4K: Der Chromecast- und Fire-TV-Konkurrent im Test

Das Apple TV 4K ist seit wenigen Tagen im Handel erhältlich. Wir haben die Streaming-Box von Apple eingerichtet und ausprobiert und berichten über die dabei gemachten Erfahrungen.
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Apple hat im Rahmen seines diesjährigen September-Events nicht nur die neue iPhone-Generation und eine Smartwatch mit LTE-Anbindung vorgestellt. Stattdessen hat der amerikanische Technologie-Konzern auch eine Neuauflage seiner Set-Top-Box Apple TV präsentiert. Diese soll es mit Konkurrenzprodukten die dem Amazon Fire TV oder dem Google Chromecast aufnehmen. Wir hatten die Möglichkeit, uns das Apple TV 4K einmal näher anzusehen.

Optisch erinnert die neue Streaming-Box an ihren Vorgänger. Allerdings hat Apple unter der Haube einige Änderungen vorgenommen. So können nun auch Inhalte in 4K-Auflösung dargestellt werden. Im hauseigenen iTunes Store bietet Apple erste Filme in der verbesserten Qualität an - zum gleichen Preis wie die bisherigen Angebote mit Full-HD-Auflösung. Wer bei iTunes einen Film mit 1080p gekauft hat, bekommt ein kostenloses Upgrade für 4K.

4K-Inhalte noch Mangelware

Apple TV 4K mit Fernbedienung Apple TV 4K mit Fernbedienung
Foto: teltarif.de
Auch Netflix nennt Apple als Partner, der bereits Videos mit rund acht Millionen Bildpunkten anbietet. Bei genauerer Betrachtung zeigt sich einerseits, dass die Darstellung der Inhalte, die es bereits gibt, auf einem Fernseher, der ebenfalls für 4K und HDR geeignet ist, wirklich brillant ist. Allerdings ist die Auswahl an 4K-Filmmaterial nüchtern betrachtet noch recht eingeschränkt. Immerhin ist das Apple TV aber zukunftssicher, so dass man nicht schon bald wieder über eine Neuanschaffung nachdenken muss.

Erschwerend kommt dazu, dass auch der Internet-Zugang für das 4K-Streaming geeignet sein muss. 25 MBit/s sollten es schon sein, empfiehlt Apple. In der Tat klappte das 4K-Streaming in unserem Test an einem VDSL-25-Anschluss der Deutschen Telekom. Wer noch ADSL nutzt, etwa weil am eigenen Standort keine schnellere Technologie zur Verfügung steht, muss auf die höchste Auflösung dann allerdings verzichten.

Gleicher Prozessor wie beim iPad Pro

Konfiguration vom iPhone aus Konfiguration vom iPhone aus
Foto: teltarif.de
Apple hat aber auch dafür gesorgt, dass die neue Set-Top-Box deutlich leistungsfähiger als der Vorgänger ist. So hat das Apple TV 4k den A10X-Prozessor an Bord. Das ist die gleiche CPU, die auch bei der aktuellen Generation des iPad Pro zum Einsatz kommt. So kam es im Test auch bei Spielen mit aufwändiger Grafik zu keinen Rucklern. Für das Gaming kann sogar die mitgelieferte Fernbedienung als Controller dienen. Separates Zubehör ist nicht erforderlich.

Apropos Zubehör: Apple liefert leider kein HDMI-Kabel mit, um die TV-Box mit dem Fernseher zu verbinden. Daran sollten Käufer denken, um sich einen eventuellen zweiten Gang zum Fachhändler zu ersparen. Dafür ist ein Lightning-Kabel in der Verpackung, das man zum Betrieb des Geräts nicht unbedingt benötigt. Das Apple TV 4K kann über WLAN mit dem Internet verbunden werden. Dabei wird der Standard 802.11ac mit MiMO unterstützt. Besser und vor allem stabiler ist die Anbindung per Netzwerkkabel, die vom Apple TV 4K ebenfalls unterstützt wird.

Ersteinrichtung in wenigen Minuten erledigt

Wir haben das Gerät über das mitgelieferte Kabel mit dem Stromnetz verbunden, es über ein Ethernetkabel mit dem Heimnetzwerk verbunden und per HDMI-Kabel an den Fernseher angeschlossen. Die Internet-Verbindung wird automatisch erkannt und die Ersteinrichtung wird Kunden, die bereits andere Geräte von Apple besitzen, vereinfacht. Über ein iPhone, das mit dem gleichen Heimnetzwerk verbunden ist, lassen sich alle personenbezogenen Daten - etwa die Apple-ID und das dazu gehörende Passwort - zum Apple TV 4K übertragen. So ist die Einrichtung innerhalb weniger Minuten abgeschlossen.

Startbildschirm unter tvOS 11 Startbildschirm unter tvOS 11
Foto: teltarif.de
Das iPhone ist aber auch im weiteren Verlauf der Nutzung sehr hilfreich. Wird eine App wie Zattoo, DAZN oder DS Video installiert, bei der Zugangsdaten zur Nutzung eingegeben werden müssen, so können Benutzername und Passwort über die virtuelle Tastatur auf dem Smartphone eingegeben werden, anstatt sich mit der Apple-TV-Fernbedienung von Buchstabe zu Buchstabe "durchzuhangeln", wie es beim Fire TV oder auch einem beliebigen Smart TV üblich wäre, wenn man nicht gerade eine Bluetooth-Tastatur zur Hand hat, die angeschlossen werden und diese Aufgabe übernehmen kann.

Apple-Dienste vorinstalliert

Das Apple TV 4K bietet zuallererst natürlich Zugriff auf Apple-Dienste wie Filme über den iTunes Store, Serien, Apple Music mit grafischer Oberfläche der den Zugriff auf die in der iCloud gespeicherten Fotos. Noch in diesem Jahr soll die TV-App dazukommen, die in den USA bereits verfügbar ist. Die Steuerung ist dabei über die Sprachassistentin Siri möglich, die wir auch schon von iPhone oder iPad kennen.

Dazu kommen aber auch zahlreiche Dienste von Drittanbietern wie Netflix oder die Mediatheken von ARD und ZDF, DAZN und Eurosport Player, Zattoo und Magine, GSE Smart IPTV und die Apps zum Zugriff auf die Fotos und Videos auf einem Synology-NAS-Server, um nur einige Beispiele zu nennen.

Manche Apple-TV-Apps sind für Android nicht verfügbar

iTunes Store auf dem Apple TV 4K iTunes Store auf dem Apple TV 4K
Foto: teltarif.de
Interessant ist dabei, dass es einige Angebote gibt, die zumindest als eigenständige Apps auf einem Smart-TV mit Android-TV-Betriebssystem nicht verfügbar sind. Beispiele sind der Eurosport Player, der unter anderem die Freitagsspiele der 1. Fußball-Bundesliga zeigt, oder auch Sky Ticket, die Anwendung für das Prepaidpaket des Pay-TV-Senders.

Im AppStore für das Apple TV 4K findet sich auch eine App für YouTube. Diese lässt sich recht einfach mit dem eigenen YouTube-Konto verbinden, um auf die Abos zuzugreifen, die auf dem Videoportal abgeschlossen worden. In anderen Medien wurde zum Teil kritisiert, dass diese Applikation nicht überarbeitet wurde. Der Autor dieses Berichts findet die App aber durchaus gelungen und übersichtlicher als etwa das Pendant auf Android TV. Es gibt aber auch ein Manko: 4K-Inhalte werden nicht unterstützt, da Apple dafür auf einen anderen Standard als Google, das hinter YouTube steht, setzt.

Schnelle und flüssige Bedienung

Gefallen hat uns im Test auch die schnelle und stets flüssige Bedienung. Mini-Ruckler bei der Video-Wiedergabe der Sportportale DAZN oder Eurosport sind deutlich seltener als bei der Android-TV-App, die direkt auf einem Sony-Fernseher genutzt wird. Sie kommen aber dennoch vor und zeigen hin und wieder, dass man es eben doch "nur" mit Streaming und nicht mit "echtem" Rundfunk zu tun hat. Daran wird man auch jedes Mal erinnert, wenn man bei DAZN ein Video - sei es live oder on demand - gestartet wird. Dieses wird für wenige Sekunden mit sehr geringer Auflösung angezeigt, bevor die Übertragungsqualität erhöht wird.

Texteingabe via Smartphone Texteingabe via Smartphone
Foto: teltarif.de
Gegenüber Chromecast oder Android TV fehlt die GoogleCast-Schnittstelle, mit der sich schnell und unkompliziert Audio- oder Videostreams vom Smartphone zum Apple TV übertragen ließen. Stattdessen setzt Apple dafür auf seinen eigenen AirPlay-Standard, der auch gut und zuverlässig funktioniert, aber auf einem Android-Handy oder -Tablet nicht unterstützt wird, während GoogleCast gleichermaßen für Android und iOS zur Verfügung steht.

Diese Einschränkungen sollten Interessenten kennen

Anders als im Google Play Store für Android TV stehen im AppStore für das Apple TV 4K keine VPN-Apps zur Verfügung, mit denen sich das Geoblocking mancher Streaming-Anbieter überlisten ließen. Nun könnte man argumentieren, dass Apple derartige Apps, deren Nutzung sicher eine rechtliche Grauzone darstellen, generell nicht unterstützen will. Für iPhone und iPad gibt es aber sehr wohl solche Anwendungen, so dass die Regelung für das Apple TV etwas inkonsequent ist.

AppStore für das Apple TV AppStore für das Apple TV
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Gegenüber vielen nativen Smart TVs lässt das Apple TV auch einen Internet-Browser vermissen, über den der Besitzer auch auf dem großen TV-Bildschirm im Internet surfen und webbasierte Videostreams betrachten könnte. Leistungsfähig genug wäre die Set-Top-Box in jedem Fall und im Zusammenspiel mit iPhone oder iPad wäre auch die Bedienung leicht möglich.

Schade ist auch die etwas stiefmütterliche Behandlung der Audio-Übertragung. So liefert das Apple TV 4K Surround Sound 7.1. Allerdings wird der Ton nur über HDMI ausgegeben. Es fehlt ein separater analoger und digitaler Audio-Ausgang, mit dem sich das Gerät auch mit der HiFi-Anlage verbinden ließe. So könnten Apps wie Radio.de oder Apple Music auch ohne permanent eingeschalteten Fernseher genutzt werden.

Fazit: Teuer - aber auch hohe Qualität

Das Apple TV 4K ist mit Verkaufspreisen ab 199 Euro für die Version mit 32 GB Speicherplatz deutlich teurer als die Mitbewerber-Produkte. Das Gerät liefert eine gute Qualität, eine solide Mischung verfügbarer Apps und Spiele, wobei letztere auch ohne separaten Controller genutzt werden können. Interessant dürfte die Anschaffung vor allem für Interessenten sein, die ohnehin im Apple-Universum zuhause sind und so Zugriff auf ihre in der iCloud gespeicherten Fotos, auf ihre Playlisten bei Apple Music sowie Filme und Serien bei iTunes haben. Wer sich ansonsten für eine Alternative oder Ergänzung zu einem Smart TV interessiert, bekommt mit dem neuen Fire TV von Amazon eine deutlich günstigere Alternative.

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