Wissensdurst

Im Vergleich: Diese Berechtigungen fordern Android-Messenger

Der Facebook-Messenger musste in den vergangenen Wochen viel Kritik einstecken. Viele Nutzer finden ihn zu neugierig. Doch wie schneidet er im Vergleich ab? Ein Blick auf die Berechtigungen von zehn populären Messengern für Android. Ist weniger wirklich besser? Worauf sollte man achten? Die Antworten finden Sie im Artikel.
Von Kaj-Sören Mossdorf

Vorsichtig hingegen sollten Nutzer mit der Kategorie "Geräte-ID & Anrufinformation" sein. Zwar nutzen viele Entwickler Berechtigungen aus diesem Bereich nur, um beispielsweise zu überprüfen, ob der Nutzer gerade einen Anruf erhält und die App möglicherweise zu pausieren. Anderseits haben sie so aber auch Zugriff auf Informationen, die dem Gerät eindeutig zugeordnet werden können, zum Beispiel die IMEI. Sie ist für jedes Gerät einzigartig und erlaubt theoretisch eine Verfolgung des Nutzers beziehungsweise seines Smartphones oder Tablets.

Ebenso eine Verfolgung des Nutzers ermöglichen die Berechtigungen aus der Kategorie "Standort". Auch hier gilt allerdings: Eine Navigationsapp, die nicht auf den Standort des Nutzers zugreifen kann, dürfte kaum viele Anwender finden. Bei der Installation einer anderen App, die die Position ohne ersichtlichen Grund erfahren will, sollte der Nutzer sich allerdings überlegen, ob er die Anwendung tatsächlich verwenden will.

Was steckt hinter den Berechtigungen? Was steckt hinter den Berechtigungen?
Screenshot: teltarif.de
Potenziell teuer werden kann es für Nutzer bei Apps, die Berechtigungen aus den Kategorien "SMS" sowie "Telefon" einfordern. Zwar nutzen Messenger wie beispielsweise Threema Textnachrichten, um Nutzer zu authentifizieren, hierzu ist jedoch lediglich der Empfang einer SMS notwendig. Wünscht eine Anwendung aber beispielsweise SMS oder MMS künftig senden zu können, sollten Nutzer hellhörig werden. Immerhin kann es hier teuer werden. Einige Messenger nutzen diese Berechtigung lediglich dazu, Nutzern die Möglichkeit zu geben, einen Kontakt zu erreichen, auch wenn dieser nicht ins mobile Internet eingebucht ist. Theoretisch könnten sie aber auch Textnachrichten an Premiumdienste senden.

Die Kategorie "Sonstiges"

Anders als der Name vermuten lässt, befinden sich hier nicht nur unwichtige Berechtigungen. Nutzer sollten vor der Installation unbedingt einen Blick in die Kategorie werfen. Hier finden sich Berechtigungen wie "Systemeinstellungen ändern" oder auch "Synchronisierung aktivieren oder deaktivieren". Erstere ermöglicht es Apps, wie der Name bereits andeutet, Einstellungen des Smartphones oder Tablets zu ändern. Für eine besondere Überraschung sorgte hier der Messenger von Facebook. Er fordert Dateien ohne Benachrichtigung herunterladen zu dürfen. In einer Hilfe zu der herkömmlichen Android-App schreibt das soziale Netzwerk dazu: "Wir können dadurch die App-Erfahrung verbessern, indem wir Inhalte in den Neuigkeiten vorab laden." Unklar ist, ob sich dies auch auf den Messenger übertragen lässt.

Die geforderten Zugriffe in der Übersicht (Stand: 19.08.2014)

In-App-Käufe
  Viber Surespot Whistle IM Whatsapp Telegram Threema Skype Line Facebook Messenger Snapchat
In-App-Käufe X X - X - - - X - -
Identität
  Viber Surespot Whistle IM Whatsapp Telegram Threema Skype Line Facebook Messenger Snapchat
Konten auf dem Gerät suchen X X - X X X X X X X
Konten hinzufügen oder entfernen X - - X X X X - - -
Kontaktkarten lesen - - - X X X - - X -
Kontakte/Kalender
  Viber Surespot Whistle IM Whatsapp Telegram Threema Skype Line Facebook Messenger Snapchat
Kontakte lesen X - - X X X X X X X
Kontakte ändern X - - X X X X - - -
Standort
  Viber Surespot Whistle IM Whatsapp Telegram Threema Skype Line Facebook Messenger Snapchat
Ungefährer Standort (netzwerkbasiert) X - - X X - X X X -
Genauer Standort (GPS- und netzwerkbasiert) X - - X X X - X X X
Auf zusätzliche Standortanbieterbefehle zugreifen - - - - - - - X - -
SMS
  Viber Surespot Whistle IM Whatsapp Telegram Threema Skype Line Facebook Messenger Snapchat
SMS empfangen X - - X X X X X X -
SMS senden X - - X - - - - X X
SMS oder MMS bearbeiten X - - - - - - - - -
SMS oder MMS lesen X - - - - - X - X -
MMS empfangen - - - - - - - - X -
Telefon
  Viber Surespot Whistle IM Whatsapp Telegram Threema Skype Line Facebook Messenger Snapchat
Telefonnummern direkt anrufen X - - X - - X X X -
Anrufliste lesen X - - - - - - X X -
Anrufliste bearbeiten X - - - - - - - - -
Fotos/Medien/Dateien
  Viber Surespot Whistle IM Whatsapp Telegram Threema Skype Line Facebook Messenger Snapchat
USB-Speicherinhalte ändern oder löschen X X X X X X X X X X
Zugriff auf geschützten Speicher testen X X X X X X X X X X
Kamera/Mikrofon
  Viber Surespot Whistle IM Whatsapp Telegram Threema Skype Line Facebook Messenger Snapchat
Audio aufnehmen X X - X X - X X X X
Bild und Videos aufnehmen X X - X X - X X X X
WLAN-Verbindungsinformationen
  Viber Surespot Whistle IM Whatsapp Telegram Threema Skype Line Facebook Messenger Snapchat
WLAN-Verbindungen abrufen X - - X X - X X X -
Geräte-ID & Anrufinformation
  Viber Surespot Whistle IM Whatsapp Telegram Threema Skype Line Facebook Messenger Snapchat
Telefonstatus und Identität abrufen X - - X X X X X X X
Sonstige
  Viber Surespot Whistle IM Whatsapp Telegram Threema Skype Line Facebook Messenger Snapchat
Daten aus dem Internet abrufen X X - X X X X X X X
Synchronisierungsstatistiken lesen X - - X - - X - - -
In sozialem Stream lesen X - - - - - - - - -
In sozialem Stream schreiben X - - - - - - - - -
Zugriff auf alle Netzwerke X X X X X X X X X X
Netzwerkverbindungen abrufen X X X X X X X X X X
Vibrationsalarm steuern X X X X X X X X X X
Audio-Einstellungen ändern X - - X - - X X X -
Ruhezustand deaktivieren X X X X X X X X X X
Pairing mit Bluetooth-Geräten durchführen X - - - - - X X - -
Auf Bluetooth-Einstellungen zugreifen X - - - - - - - - -
Bildschirmsperre deaktivieren X - - - - - X X - -
Netzwerkkonnektivität ändern X - - - - - - X X -
Systemeinstellungen ändern X - - X - - X X - -
Andere Apps schließen X - - - - - - X - -
Hintergrund festlegen X - - - - - - - - -
Konten erstellen und Passwörter festlegen X - - X X X X - - -
Synchronisierungseinstellungen lesen X - - X X X X - X -
Synchronisierung aktivieren oder deaktivieren X - - X X X X - - -
Dauerhaften Broadcast senden X - - - - - X X - -
Beim Start ausführen X - X X X X X - X -
Über anderen Apps einblenden X - - - X - X - X -
Konten auf dem Gerät verwenden X - - X - - X - - -
Google-Servicekonfiguration lesen X - - X X X - - X -
WLAN-Verbindung herstellen und trennen - - - X - - X X - -
Verknüpfungen installieren - - - X - - - X X -
Verknüpfungen deinstallieren - - - X - - - - - -
Google Play-Lizenzprüfung - - - - - X - - - -
Lichtanzeige steuern - - - - - - - - - X
Dateien ohne Benachrichtigung herunterladen - - - - - - - - X -
Gesamtanzahl an Berechtigungen
  Viber Surespot Whistle IM Whatsapp Telegram Threema Skype Line Facebook Messenger Snapchat
Gesamtanzahl an Berechtigungen 45 11 7 36 25 21 33 30 31 15

Fazit des Tests: Facebook-Messenger im Mittelfeld

Der Test zeigt, dass der Messenger von Facebook dabei nicht zu den wissbegierigsten Messaging-Apps zählt. An der Spitze liegt Viber mit insgesamt 45 geforderten Berechtigungen, gefolgt von WhatsApp mit 36 und Skype mit 33. Der Facebook Messenger liegt somit erst an vierter Position. Am wenigsten vom Nutzer wissen wollten dabei die - theoretisch - sicheren Messenger Whistle IM (7 Berechtigungen) und Surespot (11 Berechtigungen). Threema, der Messenger, der nach dem Kauf von WhatsApp durch Facebook immer wieder als eine Alternative genannt wurde, verlangt immerhin 21 Berechtigungen.

Je weniger Berechtigungen eine App einfordert, desto unproblematischer ist ihre Installation - verglichen mit Anwendungen, die zahlreiche Zugriffe fordern - oder etwa nicht? Hierbei handelt es sich leider um eine Milchmädchenrechnung, denn - und das wollen wir zum Ende des Artikels betonen - es kommt nicht zwangsläufig darauf an, wie viele Berechtigungen eine Anwendung fordert, sondern welche.

Ein Blick in die Übersicht bleibt dem Nutzer leider nicht erspart. Ist eine Berechtigung besonders intrusiv, sollte der Nutzer gut überlegen, ob die App tatsächlich installiert werden muss. Fest steht: Entwickler sollten ihre Nutzer besser darüber informieren, für welche Funktion welche Berechtigung benötigt wird. Hier wäre eventuell ein Eingriff von Google durchaus sinnvoll.

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