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Fire TV Stick im Test: Fast perfekt mit etwas viel Amazon

Im ausführlichen Test muss der Amazon Fire TV Stick zeigen, ob er überzeugen kann. Wir wollen wissen, wie Amazon die Bedienung gelöst hat, wie gut eigene und fremde Angebote eingebunden sind und wo der Kunde Abstriche machen muss.
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Da wir gerade von der Bedienung sprechen, widmen wir uns an dieser Stelle gleich einmal den weiteren Bedienoptionen. Im Gegensatz zur Fernbedienung der Fire-TV-Box verfügt die Fernbedienung des Sticks nicht über eine Spracheingabe. Die Fernbedienung der Settop-Box ist laut Aussage von Amazon aber auch mit dem Stick kompatibel.

Die Android-App für die Stick-Steuerung Die Android-App für die Stick-Steuerung
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch
Wer ein einigermaßen aktuelles Smartphone hat, braucht diese Fernbedienung, die 30 Euro kostet, allerdings nicht separat zu erwerben. Für Android und iOS stellt Amazon die Fire-TV-App bereit, mit der sich der Stick und die Box per Smartphone steuern lassen. Für Windows Phone hat ein Drittanbieter eine Steuerungs-App programmiert, die für 99 Cent verkauft wird.

Wir haben die Android-App auf einem Oneplus One installiert und sind nach wenigen Sekunden gut damit zurecht gekommen. Die Wischfläche ist ausreichend groß, zu Beginn besteht eher die Gefahr, dass man zu weit wischt und dann einen Menüpunkt überspringt. Nach zwei bis drei Wischbewegungen hatten wir den Dreh raus.

Nicht überzeugt hat uns allerdings die Sprachsteuerung per App: Um diese zu nutzen, muss der Button mit dem Mikrofon nach unten gezogen und während des Sprechens gehalten werden. Nach dem Loslassen erscheint dann sehr schnell der von der App erkannte Text auf dem Bildschirm, manchmal gibt es auch mehrere Versionen zur Auswahl. In unserem Test hatte das System über 95 Prozent unserer Spracheingaben richtig erkannt. Nur beim Nutzwert haperte es dann: Denn wenn wir nach Hauptmenü-Einträgen wie "Bibliothek", "Musik", "Fotos" usw. suchten, führte das Ergebnis nie zu einem Menüeintrag, sondern immer zu einem Suchergebnis der Filmsuche zu den Stichwörtern "Bibliothek", "Musik", "Fotos", was keinen Sinn ergibt. Hier sollte Amazon dringend den starken Fokus auf eigene Angebote ablegen und zumindest das Hauptmenü des Sticks bei der Sprachsuche besser unterstützen. Drittanbieter-Apps wie Netflix, ARD oder ZDF konten wir aber mühelos per Sprachsteuerung starten.

Video-Angebote und Mediatheken: Einfache Bedienung, aber teils wenig Infos

Genre-Auswahl bei Prime Video Genre-Auswahl bei Prime Video
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch
Als Amazon-Prime- und Netflix-Nutzer konnten wir auch die Video-Angebote dieser beiden Anbieter auf dem Stick testen. Unsere eigenen, zuvor angelegten Wunschlisten wurden nach Eingabe der Account-Daten zwar angezeigt, allerdings oft erst nach einigem Blättern. Sowohl Amazon als auch Netflix wollen dem Nutzer zuerst zeigen, was gerade "aktuell" oder "hip" ist - das nervt etwas.

Die Navigation bei Amazon Instant/Prime Video ist aus unserer Sicht gut gelungen, allerdings sind auf den Ergebnisseiten zu wenige Infos zu den einzelnen Filmen aufgeführt. Auch in der eigenen Watchlist ist beispielsweise nicht zu sehen, ob ein Film tatsächlich immer noch Teil des inkludierten Prime-Pakets oder ob der Abruf mittlerweile kostenpflichtig geworden ist. Erst wenn man die Einzelseite des Films aufruft, erscheint diese Information. Hier sollte Amazon nachbessern.

Nicht zu sehen: Kostenpflichtig oder Prime Nicht zu sehen: Kostenpflichtig oder Prime?
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch
Die YouTube-App ist unserer Auffassung nach von der Navigation und von der Stabilität her deutlich besser gelungen als auf anderen Oberflächen. Sowohl auf Samsung-Fernsehern als auch auf der VideowebTV-Box waren uns die YouTube-Apps regelmäßig abgestürzt. Allerdings ist es auch bei der YouTube-App so, dass nicht immer die Ergebnisse angezeigt werden, die am besten zum Suchbegriff passen, sondern aktuelle Videos, die YouTube wohl gerne präsentieren möchte.

Sehr gut zurecht gekommen sind wir auch mit den Mediatheken von ARD, ZDF und arte. Die einzige App, die auf dem Fire TV Stick in unserem Test etwas hakte, war die App der Deutschen Welle (dw). Diese benötigte etwa drei Minuten, um zum Startbildschirm zu kommen, die Videowiedergabe klappte dann allerdings reibungslos.

Eigene Fotos und Bildschirmschoner

Eigene Fotoalben aus dem Cloud Drive Eigene Fotoalben aus dem Cloud Drive
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch
Ein interessantes Feature für zahlende Amazon-Prime-Kunden ist der unbegrenzte Speicherplatz für Fotos. Dies haben wir in den vergangenen Monaten mit unserem Account exzessiv genutzt und alle unsere Digitalfotos der vergangenen 12 Jahre hochgeladen - das sind 17 000 Fotos mit einem Gesamtspeicherplatz von 33 GB auf dem Amazon-Server.

Der Fire TV Stick hat diese Sammlung sofort eingelesen, für das Herunterladen der Vorschaubilder allerdings einige Minuten gebraucht. Wie in der Weboberfläche von Amazon Prime Photos kann man sich entweder alle in der Cloud gespeicherten Bilder in chronologischer Reihenfolge (nach Aufnahmedatum, nicht Uploaddatum) anzeigen lassen oder auch in Ordnern, die bei Amazon "Alben" heißen.

Bildschirmschoner mit Amazon-Fotos Bildschirmschoner mit Amazon-Fotos
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch
Innerhalb dieser Ansichten sortiert der Fire TV Stick die Fotos chronologisch in absteigender Reihenfolge, er zeigt also die neuesten Bilder zuerst. Das ist ziemlich sinnlos, wenn man beispielsweise seinen Freunden die Fotos einer Reise chronologisch von Anfang an vorführen möchte. Mit der Menütaste auf der Fernbedienung kann man die Reihenfolge auch umdrehen. Allerdings gilt das dann nur für dieses Album - in unserem Test mussten wir die Anzeigereihenfolge für jedes einzelne Album neu umstellen - das ist mühsam.

Konfiguration des Bildschirmschoners Konfiguration des Bildschirmschoners
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch
Wird der Fire TV Stick einige Minuten lang nicht benutzt, startet der eingebaute Bildschirmschoner mit sehr schönen Landschaftsfotos von Amazon. Der Nutzer kann aber auch jedes seiner eigenen Foto-Alben als Quelle für den Bildschirmschoner definieren. Die Anzeigeeinstellungen dafür sind recht ausgefeilt: Neben einer Zufallswiedergabe kann der Anwender aus drei Arten der Überblendung auswählen und auch die Geschwindigkeit der Bildfolge in drei Stufen regeln.

Fazit: Bequemer Smart-TV mit etwas zu viel Fokus auf Amazon-Content

Stick mit HDMI-Verlängerung und Zubehör Stick mit HDMI-Verlängerung und Zubehör
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch
Zusammenfassend können wir dem Amazon Fire TV Stick bescheinigen, dass er seine Sache als Smart-TV wirklich gut macht: Sowohl Einrichtung als auch Bedienung und App-Angebot sind wirklich gut gelungen. Die Nachteile der beiligenden Fernbedienung gleicht die Steuerungsmöglichkeit per Smartphone-App wieder aus, wobei hier Amazon noch bei der Sprachsteuerung nachbessern muss.

Mit einem Audio-Ausgang oder LAN-Eingang wie bei der Fire-TV-Box kann der Stick zwar nicht dienen, Mehrkanalton ist per HDMI aber trotzdem möglich und dafür passt der Stick in jede Hosentasche. Die Eingliederung der Amazon-eigenen (Prime-)Angebote ist gut gelungen - allerdings würde Amazon mehr Nutzer für den Stick begeistern, wenn das Unternehmen den Fokus vielleicht nicht ganz so stark auf die eigenen Content-Angebote legen würde.

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