Neues Gesetz

WebID für Prepaid im Test: Identifizierung nach 1,5 Stunden

Seit Juli müssen sich Prepaid-Neukunden mit dem Personalausweis identifizieren. Eines der angebotenen Verfahren ist WebID: Wir haben es getestet - und dabei lange gewartet.
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Seit Juli müssen alle Anbieter von Prepaidkarten vor der Freischaltung eine Identifizierung ihrer Kunden mittels Personalausweis durchführen. Dies soll der Verbrechensbekämpfung dienen - doch nur wenige Provider bieten diese Identifizierung in einem Ladengeschäft an. Und einige Mobilfunk-Discounter vertreiben ihre Prepaidkarten überwiegend online.

Diese Vorgabe beschert nun einem Startup aus Berlin offenbar deutlich mehr Arbeit als bisher. Die 2012 in Berlin gegründete WebID Solutions GmbH konzentrierte sich zunächst auf die Online-Identifizierung von Bankkunden, beispielsweise bei reinen Online-Banken. Nun wickelt das Unternehmen auch die Nutzer-Identifizierung zahlreicher Prepaidmarken ab - wir haben den Prozess der Identifizierung getestet.

Telefonische SIM-Freischaltung nicht mehr möglich

Prepaid-Identifizierung über WebID im Test Prepaid-Identifizierung über WebID im Test
Bild: WebID
Der Prepaid-Kunde kauft seine neue SIM-Karte wie bisher im Ladengeschäft oder online. In diesem Zustand darf die SIM-Karte eigentlich nicht freigeschaltet und auch nicht sofort nutzbar sein. Dass es hierbei auch nach dem 1. Juli noch Ausnahmen bei in Geschäften lagernden SIM-Karten geben kann, haben wir in diesem Artikel erläutert: Anonyme Lebara-SIM ohne Identitätsprüfung gekauft. Ein weiteres Problem ist - wie berichtet - die Übertragung einer bestehenden SIM auf einen anderen Inhaber.

Die entscheidende Änderung gibt es bei der Freischaltung der SIM-Karte: Bislang boten viele Provider die Freischaltung über einen Anruf bei der Hotline an, damit konnte man die Online-Freischaltung umgehen, wenn beispielsweise gerade kein Internetzugang zur Verfügung steht. Ist im Laden keine Freischaltung möglich, muss die Identifizierung nach der neuen Regelung zwingend über einen Computer mit Internetanschluss und Webcam oder ein Smartphone mit Internetzugang per WebID erfolgen.

Die Provider haben die Sache technisch so gelöst, dass der Kunde bei der Freischaltung der SIM-Karte auf der Provider-Homepage automatisch zum Portal von WebID umgeleitet wird, eine separate Anmeldung bei WebID ist also nicht notwendig.

Keine Eingabe von Fantasiedaten mehr möglich

In einer Tankstelle erwarben wir eine SIM-Karte von Lycamobile. Der Verkäufer an der Kasse erläuterte uns, dass wir die Karte nicht sofort nutzen können, da zuerst die Online-Identifikation durchgeführt werden müsse. Lycamobile war - zusammen mit Lebara, Ortel Mobile und anderen Ethno-Discountern - in der Vergangenheit beliebt bei ausländischen Reisenden, die zu Besuch nach Deutschland kamen. Denn erstens bieten diese Provider zum Teil recht günstige Minutenpreise in die Heimatländer der Besucher und andererseits konnte man sich freigeschaltete SIM-Karten in vielen Kiosken und Tankstellen kaufen, die oft länger geöffnet haben als die Geschäfte des Einzelhandels.

Wir wollten die Online-Identifizierung unserer Lycamobile-SIM ganz bewusst dann durchführen, wenn wahrscheinlich viele andere Kunden dieselbe Idee haben: An einem Samstagmittag kurz nach 12 Uhr. Laut Lycamobile sollte die Identifizierung mit dem Chrome-Browser durchgeführt werden, alle anderen Browser würden nicht unterstützt.

Als wir die Rufnummer und SIM-Karten-Nummer bei Lycamobile eingetippt hatten, mussten wir im nächsten Schritt unsere persönlichen Daten eingeben. Das Eintragen von Fantasiedaten wie "Max Mustermann, Hauptbahnhof, Europaplatz 1, 10557 Berlin" ist mittlerweile nicht mehr zielführend, da die Daten mit denen des Personalausweises abgeglichen werden. Eine Freischaltung der SIM erfolgt nur, wenn die Daten übereinstimmen. Vor der Identifizierungspflicht hatten Besucher aus dem Ausland ihre deutsche SIM zum Teil auf derartige Adressen oder das deutsche Hotel aktiviert, um nicht ihre tatsächliche Adresse im Ausland angeben zu müssen.

Auf der zweiten Seite berichten wir nun darüber, wie das Video-Telefonat mit dem WebID-Callcenter verlaufen ist und welche technischen Probleme dabei aufgetreten sind.

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