Regulierungsantrag

VDSL-Regulierung: Telekom befürchtet "Rosinenpickerei" der Wettbewerber

Die Telekom befürchtet in ihrem Regu­lierungs­antrag, dass die Wettbewerber im Hvt-Nahbereich "Rosinen picken" würden, wenn nicht die Telekom "flächen­deckend" und "aus einer Hand" ausbaut. Darf sie nicht exklusiv ausbauen, würde sie sich auch auf wirtschaftliche Bereiche konzentrieren.
Von Thorsten Neuhetzki

VDSL im Kabelverzweiger: So sieht die Technik dahinter aus. VDSL im Kabelverzweiger: So sieht die Technik dahinter aus.
Foto: Telekom
Seit einigen Wochen wird das Wort "Rosinenpickerei" von verschiedenen Seiten gerne genutzt, um deutlich zu machen, dass sich der ein oder andere Carrier beim Breitband-Ausbau vor allem die Filetstücke in den Netzen heraussucht oder Gebiete sogar doppelt ausbaut. Andere, weniger lukrative Stücke bleiben indes liegen. Meist ist mit diesem Begriff im Kontext dabei die Deutsche Telekom gemeint, die diese Vorwürfe von sich wies. In einem Antrag zur Regulierungsänderung bei der VDSL-Versorgung dreht die Deutsche Telekom über die beauftragte Rechtsanwaltskanzlei Dolde, Mayen & Partner den Spieß aber nun um: Sie befürchtet, dass die Alternativanbieter Rosinenpickerei im Hvt-Nahbereich betreiben würden, wenn sie nicht die exklusive Ausbaumöglichkeit bekommt.

Das Unternehmen hatte in einem Antrag die Öffnung des Nachbereiches (550 Meter) um die 7 900 Hauptverteiler in Deutschland gefordert. Dabei will sie selbst als einziges Unternehmen das Recht bekommen, die mehr als 41 000 Nahbereichs-Kabelverzweiger (Kvz) technisch zu erschließen und das Signal dann anderen Netzbetreibern als Bitstream-Vorleistung anzubieten. Im Gegenzug will sich die Telekom verpflichten, den Ausbau dieses Nahbereiches bis Ende 2018 tatsächlich durchzuführen. Dabei geht es um 5,9 Millionen Haushalte, die mit bis zu 100 MBit/s im Downstream versorgt werden sollen.

Telekom würde bei nicht-exklusivem Ausbau auch nicht alle Nahbereiche ausbauen

VDSL im Kabelverzweiger: So sieht die Technik dahinter aus. VDSL im Kabelverzweiger: So sieht die Technik dahinter aus.
Foto: Telekom
Würden die Alternativ-Anbieter in einem Windhundrennen oder einem anderen Verfahren den Zugriff auf die Nahbereichs-Kvz bekommen, so wäre dies "ein Flickenteppich an Stelle von Flächendeckung", wie es im Antrag heißt. "Anders als bei einem Ausbau in einer Hand durch [die Telekom] wäre ein Ausbau durch eine Vielzahl von Wettbewerbern weder inhaltlich noch zeitlich koordiniert. Zudem wäre auch, wie der bisherige Verlauf des Vectoringausbaus [...] zeigt, mit einem Rosinenpicken durch die Carrier zu rechnen, bei dem im Ergebnis der Breitbandausbau auf die wirtschaftlich interessanten Nahbereichs-Kvz beschränkt bliebe." Die Telekom müsse sich in so einem Fall auch auf die wirtschaftlichen Nahbereichs-Kvz konzentrieren, wie sie dem Regulierer im Antrag gleich mit auf den Weg gibt. "Zahlreiche Nahbereiche bleiben dann von der Versorgung mit hohen Bandbreiten weiterhin abgeschnitten, was in offensichtlichem Widerspruch zur Digitalpolitik der Bundesregierung stünde", heißt es weiter.

Die Wettbewerber hatten schon im Vorfeld des Bekanntwerdens des Antrags kommentiert, dass der Einsatz von VDSL Vectoring im Hvt-Nahbereich nicht als effektive Maßnahme zur flächendeckenden Breitbandversorgung bislang unterversorgter Gebiete diene. Diese Gebiete befänden sich zumeist weiter entfernt von Vermittlungsstellen. Tatsächlich wird an einer Vielzahl der 7 900 Vermittlungsstellen schon heute VDSL mit bis zu 50 MBit/s durch die Telekom und andere Carrier angeboten. Die VDSL-Leitungen der Mitbewerber - nach Telekom-Angaben etwa 135 000 - müssten jedoch auf ein Telekom-Bitstream-Angebot umgestellt werden, das die Wettbewerber entsprechend bezahlen müssten.

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