Jahresendspurt

Telekom: 2015 noch 1,4 Millionen Vectoring-fähige Anschlüsse

Die langen Diskussionen um den Vectoring-Ausbau haben offenbar Spuren hinterlassen. Telekom-Vorstand Niek Jan van Damme geht mit den Wettbewerbern hart ins Gericht und legt wiederum ein flammendes Bekenntnis zum Vectoring-Ausbau ab.
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Telekom: 2015 noch 1,4 Millionen Vectoring-fähige Anschlüsse Telekom: 2015 noch 1,4 Millionen Vectoring-fähige Anschlüsse
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Nach den langen Diskussionen um den Vectoring-Antrag und dem Entscheidungsentwurf der Bundesnetzagentur möchte die Telekom in den letzten Tagen des Jahres offenbar nochmals Taten sprechen lassen. In seiner unregelmäßigen Reihe "Management zur Sache" schreibt Niek Jan van Damme, Vorstandsmitglied Deutsche Telekom AG und Sprecher der Geschäftsführung Telekom Deutschland GmbH: "Ich kündige einen fulminanten Jahresendspurt an".

Kernpunkt des heute veröffentlichten Papiers ist die Ankündigung des Telekom-Managers, noch im Dezember 1,4 Millionen Haushalte in Deutschland Vectoring-fähig machen. Dies bedeutet nicht, dass 1,4 Millionen Haushalte tatsächlich einen Vectoring-Anschluss erhalten, sondern lediglich, dass die Telekom netzseitig die technischen Voraussetzungen schafft, dass diese Haushalte theoretisch einen Breitbandanschluss von bis zu 100 MBit/s erhalten können.

van Damme stellt Telekom als begeistertes Unternehmen dar

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Mit großer Euphorie schreibt der Telekom-Vorstand "Wir haben das ganze Jahr über mit jeder Faser dieses Unternehmens den Breitbandausbau in Deutschland vorangetrieben und das werden wir bis zum Schluss weiter machen." Von den potenziell 1,4 Millionen Haushalten hätten einige die Möglichkeit, ihr Surftempo teilweise von fünf Megabit pro Sekunden auf bis zu 100 Megabit pro Sekunde aufstocken zu können.

Offenbar hat Niek Jan van Damme ein wachsames Auge auf die zunehmende Breitband-Konkurrenz in den TV-Kabelnetzen, wenn er schreibt: Die Telekom würde beim Upload bis zu 40 Megabit pro Sekunde anbieten – das würde kein handelsüblicher Kabelanschluss schaffen. Tatsache ist, dass der Upstream bei den großen Kabelanbietern momentan 10 bis 12 MBit/s beträgt. Unerwähnt lässt der Telekom-Vorstand aber, dass die Kabelanbieter in vielen Regionen bereits 200 MBit/s im Downstream anbieten und das günstiger oder zum selben Preis wie ein 100-MBit/s-Anschluss der Telekom.

Gerade der Upload würde für die Kunden wichtiger und das Internet würde nicht mehr nur "passiv" genutzt, so van Damme. Die Internet-Surfer würden sich per Text, Bild und Video austauschen, und zwar beruflich und privat. Als weiteren Grund für einen hohen Upstream nennt van Damme die Datenspeicherung in der Cloud.

Vorwürfe der Wettbewerber sind "Unsinn"

Die Telekom hat laut van Damme 2015 insgesamt rund 4,6 Millionen Haushalte Vectoring-fähig gemacht. Dazu kämen "hunderttausende Anschlüsse" in Gebieten, in denen die Telekom mit kommunalen Partnern gemeinsam das Festnetz "optimiert". Nicht unerwähnt lässt van Damme den LTE-Ausbau, der heute schon in vielen Regionen als Festnetz-Breitband-Ersatz diene.

Mit den Wettbewerbern, die den Vectoring-Ausbau der Telekom stets kritisieren und als "Übergangstechnologie" bezeichnen, geht van Damme hart ins Gericht. Der "beliebteste Vorwurf", der Telekom-Vectoring-Ausbau verhindere den Glasfaser-Ausbau, sei "Unsinn". Anschließend nennt van Damme konkrete Zahlen: Für Vectoring habe die Telekom in diesem Jahr schon "zehntausend Kilometer Glasfaser verlegt. Eine Strecke von Berlin bis nach Rio de Janeiro." Dabei übersieht er allerdings, dass die Wettbewerber nicht von einem Glasfaserausbau bis zum Hauptverteiler sprechen, sondern von FTTB/FTTH, also dem Glasfaserausbau bis in das Gebäude des Kunden.

Dass die Telekom derzeit "überall in Deutschland das Glasfaserkabel von der Vermittlungsstelle an die Bordsteinkante" ziehe, also bis ganz in die Nähe des Kunden, sei "ein gewaltiger Schritt in die Gigabit-Gesellschaft". Trotz der schweren Telekom-IP-Störungen am vergangenen Freitag wagt van Damme die Aussage, mit der Umstellung auf IP seien "die wichtigsten Voraussetzungen für eine erfolgreiche digitale Zukunft geschaffen."

Erst im allerletzten Absatz seines Beitrags traut sich van Damme, den FTTB/FTTH-Ausbau zu erwähnen. Doch der Vectoring-Ausbau sei "um den Faktor 5 schneller und den Faktor 10 günstiger als ein reiner Glasfaser-Ausbau". Auch der Vectoring-Ausbau sei "anstrengend" und lasse sich nicht von heute auf morgen erledigen. Außerdem lasse er sich nicht "herbeireden". Darum werde die Telekom beim Eigenausbau in den kommenden Jahren überwiegend auf Vectoring setzen, damit möglichst viele Kunden möglichst schnell Breitband erhalten.

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