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USB 3.0: Trotz höherer Über­tragungs­raten dominiert USB-2.0-Hardware

USB 3.0 transportiert Daten bis zu zehnmal schneller als USB 2.0. Doch noch immer dominiert alte USB-2.0-Hardware. Dabei gibt es den neuen Standard auch schon seit sechs Jahren. Woran liegt das?
Von dpa / Paulina Heinze

USB-Stick USB-2.0-Hardware dominiert weiterhin
Bild: HLPhoto - Fotolia.com
Einen Film vom Rechner auf einen USB-Stick zu übertragen oder umfangreiche Daten auf der externen Festplatte zu sichern, gleicht oft einem Geduldsspiel. Denn meist fließen - oder besser schleichen - die Daten noch über USB-2.0-Verbin­dungen. Dabei gibt es schon länger das viel schnellere USB 3.0. Doch der aktuellste Standard der Schnittstelle setzt sich nur allmählich durch.

1996 erschien die vom Chip-Hersteller Intel entwickelte Version 1.0 des Universal Serial Bus (USB). Im Jahr 2000 wurde die Spezifikation für das auch heute noch meistgenutzte USB 2.0 verabschiedet, erste Geräte damit kamen etwa 2002. USB 2.0 machte Übertragungs­raten von bis zu 60 MB pro Sekunde möglich. "Das war damals unglaublich schnell", sagt Christian Anderka von Intel. "Da hat jeder gesagt, das dauert lange, bis das nicht mehr ausreicht."

Die Annahme war so falsch nicht. Für IT-Verhältnisse hat USB 2.0 ewig gehalten, immerhin acht Jahre. 2008 wurde der Nachfolger USB 3.0 veröffentlicht, Geräte mit dieser Technik gibt es seit 2010. Zu erkennen sind USB-3.0-Verbindungen am vorge­schriebenen blauen Plastik in den Buchsen und Steckern, erklärt Anderka. Das Wichtigste, was USB 3.0 gebracht habe, sei "die deutlich höhere Geschwin­digkeit". Sie hat sich gegenüber USB 2.0 mehr als verzehnfacht: auf bis zu 625 MB pro Sekunde. Ein 6 GB großer Film könnte bei dieser Über­tragungsrate in rund zehn Sekunden das Speicher­medium wechseln.

Er könnte. In der Praxis sieht das noch anders aus. Die Möglichkeiten von USB 3.0 werden bislang noch nicht ausgeschöpft. "Erste externe SSDs erreichen jetzt 300 MB pro Sekunde", erklärt Jan-Frederik Timm vom Technik-Portal Computerbase.de. Das ist zwar nur die Hälfte des bei USB 3.0 Möglichen, aber immer noch "ein Vielfaches der mit USB 2.0 möglichen Geschwindigkeit". Auch erste USB-Sticks lieferten schon mehr als 300 MB pro Sekunde. Sie werden dabei allerdings so heiß, dass die Geschwindigkeit im Dauer­einsatz zurückgeht, sagt Timm.

"Die Schnittstelle stellt nur die Möglichkeiten bereit", erklärt Anderka. "Welche Datenraten tatsächlich erreicht werden, hängt vom Gerät ab, das ich anschließe." Ist es kein USB-3.0-Gerät, fällt die Übertragung auf die Geschwin­digkeiten der Vorgänger­standards zurück.

USB 3.1: Die nächste Version ist bereits verabschiedet

USB-Stick USB-2.0-Hardware dominiert weiterhin
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Aber auch die Technik in den Geräten ist ein Faktor. "Wenn ich da eine klassische USB-Festplatte (HDD) mit der rotierenden Scheibe drinnen dranhänge, dann komme ich an die Grenzen von USB 2.0", sagt Anderka. "Das, was USB 3.0 bietet, reize ich bei weitem nicht aus."

Anders sieht es bei den schon erwähnten externen SSD-Festplatten aus, in denen ebenso wie in Sticks Flash-Speicher­bausteine stecken und die fast ausnahmslos mit USB-3.0-Schnittstelle ausgeliefert werden. Ob sie an einem USB-2.0- oder einem USB-3.0-Anschluss hängen, ist deutlich spürbar. "Aber auch SSD-Festplatten sind heute noch nicht so schnell, dass sie USB 3.0 schon voll ausschöpfen würden", sagt Anderka.

Wie schnell es geht, hängt auch von der Art der übertragenen Daten ab, erklärt Timm. "In der Regel können die Controller der Speicher­geräte große Dateien deutlich schneller verarbeiten als sehr kleine." Ein Video ist mitunter schneller übertragen als viele kleine Textdateien. Das könne so weit gehen, dass das die Übertragungsrate beim Kopieren zahlreicher Dokumenten­dateien auf ein Niveau absinke, das deutlich unter dem Maximum von USB 2.0 liege.

"Das ist auf den Controller und nicht auf den Standard zurückzuführen", sagt Timm. "USB 3.0 bedeutet also auch auf schneller aktueller Hardware nicht zwangs­läufig, dass immer mehr Geschwindigkeit als mit USB 2.0 erreicht wird." Und: Käufer von externen SSDs und USB-Speicher­sticks sollten darauf achten, dass sie ein Gerät mit schnellen Speicher­bausteinen erwischen. Wie groß die Geschwin­digkeits­unterschiede sind, belegen immer wieder Tests.

Obwohl USB 3.0 also noch nicht ganz ausgereizt ist, ist Mitte August die nächste Version USB 3.1 verabschiedet worden. Sie bringt eine Verdopplung der Daten­übertragungs­rate auf 1,25 GB pro Sekunde und einen neuen, leicht ovalen Stecker namens Typ C, der ähnlich klein wie der verbreitete Micro-USB-Stecker ist. Wichtig: Beim Typ C gibt es kein oben oder unten mehr, man kann ihn beliebig herum einstecken.

Schon die Stecker­größe zeigt, dass bei der Entwicklung Mobilgeräte berück­sichtigt worden sind, bei denen sich USB 3.0 bislang nicht durchsetzen konnte. Und USB 3.1 liefert höhere Stromstärken und -spannungen zum schnelleren Laden von Smartphones und Tablets oder zum netzteil­losen Betrieb von Blu-ray-Brennern oder Monitoren.

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