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Truphone: Lokale Rufnummern auf einer SIM-Karte

Roaming-SIM mit lokalen Rufnummern für Privat- und Geschäftskunden
Aus Oberursel berichtet

Der behutsame Start mag in dieser schnelllebigen Branche etwas überraschen, aber macht Sinn:

Truphone konzentriert sich nach Angaben von Robert Jones, Managing Director Europa und dem deutschen Geschäftsführer Thomas Geiss, derzeit vollständig auf den Geschäftskunden-Markt (B2B), steht aber auch Privatkunden zur Verfügung, wenn sie das Angebot nachfragen. Zum realen Start in Deutschland, der nach einer "Friendly User"-Test-Phase für Mitte oder Ende Oktober erwartet wird, soll es ausschließlich Laufzeitverträge mit 24 Monaten Mindestlaufzeit geben, ein Prepaid-Produkt ist für das Jahr 2015 geplant. Truphone ist bereits in Gesprächen mit international tätigen Unternehmen, darunter auch einem Bankhaus, deren Angestellte mit diesem Konzept ihre Telefonrechnungen drastisch reduzieren können.

Zu den genauen Tarifen gab es beim Launch noch keine konkreten Informationen. Verraten wurde immerhin, dass es Bündelpakete von Minuten, SMS und Datenvolumen geben solle, echte Flatrates seien hingegen bewusst nicht geplant zumal sie international kaum zu kalkulieren sind. Einige international aktive Pionierkunden berichteten, dass sie beispielweise für monatlich 1 000 Minuten, 1 000 SMS und 1 000 MB Daten mit Rufnummern und Verbindungen in den Niederlanden, Großbritannien und den USA monatlich rund 70 Euro bezahlen würden. Für 2 000 Minuten, 2 000 SMS und 2 000 MB bezahlt ein anderer Kunde etwa 140 Euro pro Monat.

Das Hauptquartier von Truphone in Oberursel Das Hauptquartier von Truphone in Oberursel
Bild: teltarif.de
Die vor etwa 6 Jahren vom britischen Erfinder James Tagg gegründete Truphone ist in Deutschland ein virtueller Netzanbieter, der sich von Vodafone die Vorwahl 01529 gemietet hat und dessen Kunden in Deutschland im Netz von Vodafone unterwegs sind. Das bedeutet, dass die Truphone-SIM-Karte nur aktiv genutzt werden kann, wenn der Aufenthaltsort von Vodafone versorgt wird, ein Einbuchen in die Netze von Telekom, E-Plus oder o2 wird mit einer SIM-Karte von Truphone in Deutschland nicht möglich sein.

Truphone ist ein eigenes Netz

Original Vodafone D2 Kunden, die eine Vodafone-intern Flatrate gebucht haben und eine Rufnummer mit den Vorwahlen von 01529 (Truphone) oder 01521 (Lycamobile /GT-Mobile) SIM-Karte oder eine ins Netz von Truphone portierte Rufnummer wählen, müssen aufpassen: Anrufe zu diese Rufnummern werden nicht als Vodafone-zu-Vodafone-Verbindungen sondern als Gespräche in ein "fremdes" Netz gewertet und können somit bis zu 29 Cent (in älteren Tarifen noch deutlich mehr) pro Minute kosten. Nur wer eine All-Net-Flatrate gebucht hat, braucht sich um diese Vorwahlen keine Gedanken zu machen.

Zum Start bietet Truphone die weltweite Rufnummernportierung an. Das bedeutet, dass die Mobilrufnummern aller deutschen Nummern auf eine deutsche IMSI (Mobilfunkkennung) von Truphone portiert werden, in den Truphoneländern USA, Hongkong, Niederlande, Großbritannien oder Polen (wo man mit dem Netzbetreiber "Play" zusammenarbeitet) gilt das gleiche.

Die Produkte von Truphone werden je nach Zielgruppe im Direktverkauf an Firmen, später auch im ausgewählten Fachhandel oder über die eigene Homepage zu bekommen sein.

Schon heute kann man im Internet über Truphone UK eine SIM-Karte bekommen, die als Grundausstattung eine britische Rufnummer (optional auch USA, Australien etc.) mitbringt. Ferner bietet Truphone einen leicht konfigurierbaren Callthrough-Dienst an, der mit einem beliebigen Telefon funktioniert und keine eigene SIM-Karte benötigt.

Kommentar: Truphone für Nutzer mit viel Auslandsnutzung

Wer von Truphone eine weitere Roaming-SIM-Karte mit Discount-Preisen erwartet, wird bei Truphone nicht fündig werden. Wer regelmäßig international in Ländern unterwegs ist, wo Truphone eigene Rufnummern bereitstellt, kann sein Smartphone endlich auch benutzen, ohne eine permanente Angst vor Schockrechnungen haben zu müssen. Das Starttempo ist gemächlich, was die Spannung auf das Endprodukt, das wir bei Verfügbarkeit ausgiebig testen werden, durchaus erhöht. Wenn Preis und Leistung stimmen, könnte dem Produkt ein längeres Leben beschieden sein, als es den Roaming-Pionieren United-Mobile, Globalsim und wie sie alle hießen, je gelang. Da der Multimilliardär Roman Abramowitsch zu den Investoren im Hintergrund gehört, kann man zudem davon ausgehen, dass das Unternehmen das notwendige Durchhaltevermögen besitzt.

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