Streaming

Teure Serien: Müssen Streaming-Dienste kooperieren?

Die Kosten für Eigen­pro­duk­tionen von Strea­ming-Diensten explo­dieren und sind daher viel­fach kaum refi­nan­zierbar. Kann dieses Modell auf Dauer erfolg­reich sein? US-Medi­enkon­zerne suchen bereits nach Alter­nativen.
Von Björn König

Im kommenden Jahr wird Disney 33 Milli­arden US-Dollar allein für neue Inhalte ausgeben. Um diese Summe in ein besser nach­voll­zieh­bares Verhältnis zu rücken: Sie entspricht dem Viel­fachen des kumu­lierten Jahres­bud­gets aller öffent­lich-recht­lichen Sende­anstalten in Deutsch­land, inklu­sive Verwal­tungs- und Pensi­ons­aus­gaben. Wenn man sich diese Rela­tion vor Augen führt, kann man sich leicht vorstellen, unter welchem finan­ziellen Druck US-Medi­enkon­zerne stehen.

Denn sie müssen diese astro­nomisch hohen Produk­tions­kosten voll­ständig am Markt refi­nan­zieren, lang­fristig garan­tierte Einnahmen gibt es auf der anderen Seite nicht. Mit anderen Worten: Setzt ein US-Medi­enkon­zern einen oder viel­leicht sogar mehrere Block­buster in den Sand, kann das sogar ziem­lich schnell exis­ten­zielle Auswir­kungen haben. Einige Unter­nehmen sind bereits im Strea­ming geschei­tert oder werden dabei noch zwei­fellos auf der Strecke bleiben.

Kosten entwi­ckeln sich zum Teufels­kreis

Foto: Netflix Erfolgreich und teuer: "The Crown" kostete Netflix 13 Millionen US-Dollar pro Folge
Foto: Netflix
Verständ­licher­weise sind hohe Produk­tions­kosten kein Selbst­läufer, denn kein Medi­enkon­zern wirft gerne viel Geld aus dem Fenster. Die hohen Kosten resul­tieren viel­mehr aus einem gegen­sei­tigen Über­bie­tungs­wett­bewerb um die besten Inhalte, welcher wiederum zu höheren Ansprü­chen der Zuschauer bzw. Abon­nenten führt. Netflix hatte mit seinen eigenen Origi­nals bereits von Anfang an auf hoch­karä­tigen Content gesetzt und den Katalog auf Basis dieser Stra­tegie kura­tiert.

Man erin­nere sich beispiels­weise an die Polit-Saga "House Of Cards" mit ihrem mitt­ler­weile in Holly­wood in Ungnade gefal­lenen Haupt­dar­steller Kevin Spacey als skru­pel­losen US-Präsi­denten Frank Under­wood. Auch die Frau­enknast-Persi­flage "Orange Is The New Black" gehörte zu den von Anfang an erfolg­rei­chen Origi­nals auf Netflix. Es gibt aber durchaus auch Gegen­bei­spiele von sehr erfolg­rei­chen Serien im Strea­ming, welche nicht aus der Feder des Strea­mers stammen.

Brea­king Bad und Better Call Saul

Zwei der von Anfang an erfolg­reichsten Serien auf Netflix stammen von Sony Pictures bzw. waren im Original Content von AMC. Dabei handelt es sich um "Brea­king Bad" und "Better Call Saul". Beide Serien haben noch heute eine große Fange­meinde, bei den Produk­tions­kosten ging Netflix jedoch von Anfang an kein großes Risiko ein. Fairer­weise muss man aller­dings sagen, dass dies im spezi­ellen Fall auch kein großes Problem war, denn Sony Pictures steht beim Strea­ming nicht in direktem Wett­bewerb zu Netflix.

Es ist äußerst frag­lich, ob Sony Netflix die Lizenz­rechte an diesen Serien einge­räumt hätte, wenn sie seiner­zeit vor allem auch in Europa mit einem eigenen SVoD-Service vertreten wären. Aller­dings ist dies auch kein Einzel­fall, so hat beispiels­weise Amazon die von Alcon Enter­tain­ment produ­zierte Sci-Fi-Oper "The Expanse" von der NBCUniversal-Tochter SyFy über­nommen. Und auch im Falle von "Desi­gnated Survivor" sprang Netflix erst in die Bresche, nachdem die Serie von der Disney-Tochter ABC abge­setzt wurde.

Mehr Test­bal­lons

Wer Milli­arden in eine Seri­enpro­duk­tion inves­tiert, muss sich von Anfang an sicher sein, dass das Projekt nicht als Flop endet. Eine mögliche Option ist wie erwähnt, einem anderen Produ­zenten die Serie abzu­kaufen und selbst fort­zuführen. Amazon hat mit "The Expanse" bewiesen, dass eine solche Stra­tegie durchaus von Erfolg gekrönt sein kann. Immerhin gehört die Produk­tion zu den mitt­ler­weile erfolg­reichsten Serien auf Prime Video.

Bei "Desi­gnated Survivor" hat das jedoch für Netflix weniger gut geklappt. Die Polit­thriller-Serie mit Kiefer Suther­land erfreut sich durchaus einer Fange­meinde, doch flog sie ebenso nach dem Wechsel von ABC zu Netflix im Vergleich zu anderen Origi­nals unter dem Radar. Da Disney nun bei den Produk­tions­kosten im kommenden Jahr erneut die Latte höher gelegt hat und auch WarnerMedia nach einer Fusion mit Disco­very kräftig in den Geld­beutel greifen wird, dürften die Produk­tions­kosten bei Mitbe­wer­bern in den kommenden Monaten und Jahren kaum einen signi­fikant gegen­läu­figen Trend errei­chen. Content-Koope­rationen werden hier­durch in Zukunft wahr­schein­licher, so hat beispiels­weise die Comcast-Tochter Sky bereits ein entspre­chendes Bündnis mit ViacomCBS geschmiedet.

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