Cyberspionage: USA verklagen chinesische Militärhacker
Die USA glaubt, von chinesischer Wirtschaftsspionage betroffen zu sein
Bild: dpa
Die USA machen im Streit mit China um
Industriespionage ernst und klagen fünf mutmaßliche Hacker der
Volksbefreiungsarmee wegen Cyberspionage an. Demonstrativ trug
Justizminister Eric Holder die Klage öffentlich vor. Die
Verdächtigen seien in Computer amerikanischer Unternehmen
eingedrungen und hätten Geschäftsgeheimnisse gestohlen. China
reagierte gelassen. Das Außenministerium in Peking sprach laut
US-Medien von "reiner Erfindung" und nannte die Vorwürfe absurd.
Zugleich machte das Weiße Hause klar, dass es sich bei der Klage vor allem um ein politisches Signal handele und eine tatsächliche Bestrafung eher unwahrscheinlich erscheine. Man setzte weiter auf Verhandlungen mit Peking, sagte Regierungssprecher Jay Carney. Man wolle weiterhin "konstruktive und produktive Beziehungen" zu China.
Auf die Anmerkung von Journalisten, dass die Beschuldigen kaum in die USA kommen würden, um sich vor Gericht zu verantworten, reagierte Carney ausweichend. Dazu müsse man die Angeklagten selbst fragen.
Die USA will den Internetdiebstahl durch andere Länder beenden
Die USA glaubt, von chinesischer Wirtschaftsspionage betroffen zu sein
Bild: dpa
Energisch wies der Sprecher des Weißen Hauses Vergleiche der
chinesischen Hackerangriffe mit der massenhaften Überwachung des
Internets durch den US-Geheimdienst NSA zurück. Beim NSA-Programm
gehe es um die nationale Sicherheit der USA. Bei der Cyberspionage
der Beschuldigten gehe es darum, chinesischen Unternehmen einen
Wettbewerbsvorteil zu verschaffen.
"Die heute verkündete Anklage ist ein wichtiger Schritt", sagte der
Direktor der Bundespolizei FBI, James Comey. Die Regierung wolle dem
Internetdiebstahl durch andere Länder ein Ende bereiten.
Die Anklageschrift umfasst 31 Punkte, darunter Internetbetrug, die Installation von Schadsoftware auf fremden Computern, schwerer Identitätsdiebstahl, Wirtschaftsspionage und der Diebstahl von Handelsgeheimnissen. Die Angriffe seien aus Shanghai gesteuert worden.
Auch deutsches Unternehmen betroffen
Zu den Opfern gehören der Staatsanwaltschaft zufolge Großkonzerne wie der Aluminium-Hersteller Alcoa, der Ausstatter für Atomkraftwerke Westinghouse oder der Stahlproduzent US Steel. Auch beim deutschen Solarunternehmen Solarworld sei der Diebstahl von Tausenden Dateien festgestellt worden.
Die USA sind der wichtigste Einzelmarkt für den Anbieter, der mit Preisrückgängen kämpft. In Hillsboro (Oregon) hat die Firma aus Bonn auch ein Werk. Zum Stand Ende März beschäftigte Solarworld rund 560 Menschen in dem Land und damit weltweit jeden fünften Mitarbeiter.
Die entwendeten Informationen seien teils sehr wertvoll für chinesische Firmen im Staatsbesitz und verschafften ihnen Wettbewerbsvorteile, hieß es. Der wirtschaftliche Erfolg eines Unternehmens dürfe nicht davon abhängen, wie gut eine Regierung spionieren und stehlen könne, meinte Holder [Link entfernt] . Der für die nationale Sicherheit zuständige US-Staatsanwalt John Carlin sagte: "Staatsangehörige, die für wirtschaftliche Vorteile Cyberspionage betreiben, sind nicht immun gegen das Gesetz, nur weil sie im Schatten der Flagge ihres Landes hacken."
Rechtsexperten bezeichnen die Klagen vor allem als Zeichen, dass die USA künftig entschiedener gegen Cyberkriminalität aus dem Ausland vorgehen würden. Die Regierung "wird von keiner Nation Handlungen tolerieren, die amerikanische Firmen auf illegale Weise sabotieren sollen", sagte Holder.
Gegenseitige Vorwürfe aus beiden Ländern
Die Amerikaner werfen Spezialisten der Volksbefreiungsarmee seit langem Cyberattacken, Spionage und Sabotage vor. Sie hätten auch Blaupausen von Waffensystem gestohlen. Peking hatte bislang immer erklärt, dass die Amerikaner keine Beweise hätten.
Zudem beklagen die Chinesen ihrerseits, Ziel amerikanischer Internetangriffe zu sein. So habe der Geheimdienst NSA systematisch chinesische Ministerien, Banken und Firmen ausgeforscht. Das Thema belastet das Verhältnis der Länder sehr.
Bereits vor einem Jahr gab es ähnliche Vorwürfe.