Test

Spartan Browser: Definiert Microsoft das Surfen neu?

Mit der aktuellen Windows-10-Technical-Preview ermöglicht Microsoft einen ersten Einblick in die Entwicklung seines neuen Browsers. In unserem ausführlichen Test stellen wir Ihnen die neuen Features vor und verraten, ob Project Spartan das Potenzial hat, den Browsermarkt aufzumischen.
Von Daniel Rottinger

Notiz-Funktion: Reines Tablet-Feature vs. Memos leicht gemacht

Das vermeintliche Highlight des kommenden Browser ist seine neue Notizfunktion. Ähnlich wie aus Paint und anderen Bild­bearbeitungs­programmen bekannt steht dem Nutzer ein Pinsel zu Verfügung, mit dem er aktiv auf einer geöffneten Webseite zeichnen kann. Des Weiteren können Anwender mit einem Marker-Werkzeug interessante Textstellen anleuchten. Im Test fiel die Funktion als eher umständlich auf, da das Zeichnen per Maus kaum Freude bereitet und aufgrund der fehlenden Undo-Funktion auch keine Korrekturen möglich sind. Auf einem Touchscreen-Device samt Stylus halten wir das Memo-Konzept aber durchaus für sinnvoll. Dagegen stellt das Text-Werkzeug auch auf Desktop-Rechnern eine sinnvolle Ergänzung dar. Dazu klickt der Nutzer auf eine Stelle, die betextet werden soll, und gibt die gewünschte Notiz bequem per Tastatur ein. Damit die Notizen auf der Webseite nicht verloren gehen, können diese abschließend lokal gespeichert oder geteilt werden. Mit der neuen Notiz-Funktion lassen sich einfach Memos auf Webseiten schreiben.
Bild: teltarif

YouTube, Flash & Co.

Multimedia-Inhalte sind 2015 im Web an jeder Ecke anzutreffen. So vergingen im Testbetrieb nur wenige Minuten, bis der Browser zwangsläufig seine Multimedia-Funktionalität unter Beweis stellen musste. Zunächst starteten wir ein YouTube-Video und konnten die ruckelfreie Wiedergabe quittieren. Allerdings müssen Nutzer auf die Wiedergabe im Vollbild-Modus verzichten. Zwar lässt sich eine Fullscreen-Ansicht in Spartan aktiveren- bei der die Taskbar ausgeblendet wird - aber die Clips werden nach wie vor nur im Browser-Fenster abgespielt. Längere Filme mit der aktuellen Project-Spartan-Version werden somit zum No-Go. Auch andere Mediendateien behandelt der neue Browser unkonventionell. So werden MP3-Dateien direkt im Audio-Player von Spartan wiedergegeben. Besonders ärgerlich: Ein Download über die klassische "Ziel speichern"-Methode ist nicht möglich. Auch PDFs werden automatisch im Browserfenster angezeigt, was das lokale Abspeichern enorm erschwert. Nur mit einem Workaround gelingt der Dokumenten-"Download". Dazu startet der Nutzer den Druckvorgang und wählt den PDF Creator aus. Allerdings ist dieses Vorgehen im Büroalltag vor allem eins: extrem umständlich. Abschließend haben wir die Mittagspausen-Tauglichkeit des Browsers getestet und dazu ein Mini-Game gestartet. Dank Flash-Support lief unser Testkandidat (das Action-Spiel "Asgard Story") einwandfrei und der Nutzer muss in Sachen Spiele-Performance keine Abstriche machen. Dank Flash-Support können bereits in der aktuellen Version von Spartan eine Vielzahl von Browser-Games (Asgard Story) gespielt werden.
Bild: teltarif

Spartan in einem Wort: unfertig

Gleich mehrmals wurde uns während des Testings bewusst, dass die Versionsnummer "0.10.10049.0" mehr als ein dezenter Hinweis auf den "Vollständigkeits"-Status des Browsers ist. Wie bereits erwartet ist der Browser nicht immer zu hundert Prozent stabil: Während wir etwa einen neuen Favorit in unsere Lesezeichenleiste hinzufügen wollten, stürzte dieser - ohne das Anzeigen einer Fehlermeldung oder eines Crash-Reports - ab. Ein anderes Manko, welches vor allem IE11-Verteranen sauer aufstoßen wird, ist die fehlende Möglichkeit, Tabs als neue Fenster abzutrennen. In der aktuellen Version vermissen wir zudem, dass weder der Verlauf der aufgerufenen Seite noch eine Download-Historie angezeigt wird. Bing-Fans bereitet die Einschränkung, dass sich der Standard-Suchmaschine-Anbieter nicht ändern lässt, keine Probleme alle anderen ärgern sich über dieses Manko.

Fazit: Spartan feiert einen guten Einstand - die Vorabversion des Webbrowsers leistet sich kaum Darstellungsfehler und es gab nur zwei Abstürze im Test. Wenn es Microsoft gelingt, die Kinderkrankheiten des Browsers zu beseitigen und vorhandene Features weiterzuentwickeln, könnte dem Konzern das Comeback als Mainstream-Browser-Anbieter gelingen.

Project Spartan downloaden: Um die neuste Windows-10-Version und damit Project Spartan zu erhalten, sollten Sie in den erweiterten Update-Einstellungen die Frage: "Wie schnell sollen neue Preview-Builds heruntergeladen werden?" mit "schnell" ("fast") beantworten.

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